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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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war. Sie aber werden von Ihrem Inneren gelenkt, nicht von der Außenwelt. Sie wissen, was Sie wissen. Kommen Sie mit in mein Büro. Sie können einen Kaffee haben oder auch einen Drink, wenn Sie wollen; Sie haben ihn sich verdient.«
    Rossoffs Büro lag ein Stück weiter den Korridor hinunter, auf dem Rube und ich hergekommen waren. Um eine Ecke ging es, dann durch eine Tür mit der Aufschrift Krankenraum. Als Rossoff sie für Rube und mich aufstieß, fühlte ich mich wirklich an ein Krankenhaus erinnert; die Tür war breiter als normale Türen. Wir gingen durch einen großen Raum, der außer durch ein Oberlicht kein Tageslicht hereinließ. Er enthielt einen Tisch, eine Reihe von Korbstühlen, die an der Wand standen, einen Röntgenbildschirm, einen Augenschutz und einen, wie ich annahm, tragbaren Röntgenapparat. Rube sagte: »Von nun an keine Tricks mehr, Si. Ich verspreche es. Das war der erste und letzte.«
    »Ich nehme es Ihnen überhaupt nicht übel.« Auf der einen Seite des großen Raums, den wir durchquerten, gingen Türen in andere, hell erleuchtete Zimmer ab. Aus einem davon drangen Stimmen, die sich miteinander unterhielten, in einem anderen sah ich einen Mann in weißer Krankenhauskleidung, den Fuß in einer Schiene, der auf einem Untersuchungstisch saß und ein Reader’s Digest las.
    Wir betraten einen kleinen Empfangsraum; eine Schwester in weißer Uniform stand vor einem Aktenschrank und blätterte in einer offenen Schublade eine Mappe durch. Sie hatte einen Stift zwischen die Zähne geklemmt. Sie lächelte, soweit es ihr unter den gegebenen Umständen möglich war. Rube tat so, als würde er sie in den Hintern kneifen, als wir an ihr vorbeigingen, und sie spielte mit und bog sich zur Seite. Sie war eine große, gut aussehende und humorvolle Frau Ende dreißig mit viel Grau im Haar.
    In seinem Büro fragte Rossoff: »Zucker? Milch?«, und hob von einem niedrigen Zeitungstisch eine Glaskanne mit Kaffee, die auf einer heißen Platte stand. »Ich hoffe nicht, denn wir haben nichts davon.«
    »Ich glaube, ich nehme meinen schwarz«, sagte Rube und setzte sich in einen Polstersessel. »Wie ist es mit Ihnen, Si?«
    »Schwarz ist in Ordnung.« Ich setzte mich in einen mit grünem Leder überzogenen Sessel und blickte mich um. Es war ebenfalls ein großer Raum ohne Fenster, in den aber durch ein riesiges Oberlicht Tageslicht strömte. Die Atmosphäre gefiel mir, und ich fühlte mich gleich wohl. Der Boden war mit einem hellen grauen Teppich belegt, die Wände in fröhlichen roten und grünen Mustern tapeziert. An einem Ende stand der Schreibtisch des Doktors, Stapel von Büchern und Papieren türmten sich darauf; am anderen befanden sich bis an die Decke reichende Bücherregale. Rossoff, der mir eine Tasse Kaffee reichte, sah, dass ich sie neugierig betrachtete.
    »Werfen Sie ruhig einen Blick darauf, wenn Sie wollen«, sagte er. Ich stand auf, ging hinüber und probierte dabei den Kaffee, der nicht besonders gut war.
    Ich hatte medizinische Bücher erwartet, viele von ihnen waren es auch. Doch zwei bis zweieinhalb Regalmeter waren mit Geschichtsbüchern gefüllt: College-Bücher, Nachschlagewerke, Biografien, alle Arten von Büchern zu jeder Epoche. Und es mussten über zweihundert Romane hier versammelt sein, viele von ihnen waren, nach dem Einband zu urteilen, sehr alt; keiner der Titel war mir bekannt. Auf dem Weg zurück zum Stuhl warf ich Kaffee schlürfend rasch einen Blick auf die gerahmten Diplome, die Approbation durch den Staat New York und die Fotografien, die fast die gesamte Wand über einem grünen Sekretär einnahmen. Rossoff, so viel konnte ich erkennen, hatte in Medizin und Psychologie an der Johns Hopkins Universität promoviert. Er besaß außerdem eine fröhlich dreinblickende Frau, zwei Töchter im Grundschulalter und einen Bassett. »Gehört alles mir, vor allem der Hund«, sagte er, als er bemerkte, dass ich die Bilder betrachtete.
    Wir tranken den Kaffee, unterhielten uns friedlich und schwiegen zwischendurch hin und wieder. Die meiste Zeit sprachen wir über die San Francisco Giants und einen Plan von Rossoff, sie nach New York zurückzubringen, indem man Willie Mays kidnappt. Dann stellte Rube seine Tasse auf einem kleinen Tisch neben sich und stand auf. »Danke, Oscar, der Kaffee war grauenvoll. Si, ich werde zurückkommen, wenn der Doktor mit Ihnen fertig ist. Dann besuchen wir den Direktor.«
    Er ging, Rossoff fragte, ob ich noch einen Kaffee wolle, doch ich lehnte ab. »Okay,

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