Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)
dann wollen wir mal«, sagte er. »Ich habe hier einige Tests, die ich jetzt gerne mit Ihnen machen würde. Mit den meisten dürften Sie bereits vertraut sein. Ich werde Sie zum Beispiel bitten, sich einige Rorschach-Kleckse anzusehen und mir dann zu sagen, welche schlimmen Phantasien sie bei Ihnen hervorrufen. So was in der Richtung. Wenn Sie alles richtig machen, finden wir vielleicht heraus, wie gut Sie lügen können. Ich werde Sie – ohne vorherige Ankündigung – auch bitten, die Rolle einer Person zu spielen, die Sie nicht sind, einen Rechtsanwalt zum Beispiel. Und Sie werden den Fragen von drei oder vier Leuten ausgesetzt sein, die Ihnen offensichtlich nicht glauben. Oder Sie sollen abstreiten, dass Sie ein Künstler sind oder dass Sie jemals in New York waren, und sich dabei mit einigen fremden Personen unterhalten, die alle zum Projekt gehören und die versuchen werden, Sie in die Enge zu treiben. Aber das kommt später. Zunächst etwas anderes. Sind Sie nicht davon überzeugt, dass wir alle Verrückte sind und Sie direkt in ein riesiges Irrenhaus hereinmarschiert sind?«
»Genau deswegen bin ich hier.«
»Gut. Sie sind augenscheinlich genau der Typ, den wir brauchen.« Ich mochte Rossoff; wenn er versucht hatte, mir die Befangenheit zu nehmen, dann war es ihm gelungen. Er sagte: »Sind Sie jemals aus irgendeinem Grund hypnotisiert worden?«
»Nein, niemals.«
»Hegen Sie irgendeinen Widerwillen dagegen? Ich hoffe nicht«, fügte er schnell hinzu. »Das ist äußerst wichtig. Als Erstes müssen wir herausfinden, ob man Sie überhaupt hypnotisieren kann. Manche Leute sperren sich dagegen, wie Sie sicherlich wissen; die einzige Art, es herauszufinden, ist, es auszuprobieren.«
Ich zögerte und zuckte dann mit den Schultern. »Na ja, ich nehme an, wenn jemand kompetent genug …«
»Ich bin kompetent. Und ich werde es tun. Wenn Sie einverstanden damit sind.«
»Okay. Ich habe bis hierher mitgemacht; es würde keinen Sinn ergeben, wenn es daran scheitern müsste.«
Rossoff holte sich einen gelben Bleistift von seinem Schreibtisch. Dann nahm er seinen Stuhl und rückte ihn so nah an mich heran, bis wir nur noch einen Meter voneinander entfernt waren und uns schließlich genau gegenübersaßen. Er hielt den Stift an der Spitze senkrecht vor mein Gesicht und sagte: »Wir werden ein Objekt verwenden. Dieses hier, genauso wie beinahe jedes andere, genügt völlig. Es sollte nur nicht zu glänzend sein. Sehen Sie es einfach an, wenn Sie wollen, aber bitte nicht angestrengt starren. Und wenn Sie blinzeln oder kurz wegblicken wollen, dann tun Sie das. Vergessen Sie nicht, wenn Sie sich verkrampfen oder widersetzen, dann klappt es nicht. Ich brauche mehr von Ihnen als zustimmende Worte, Sie müssen innerlich zustimmen. Aus Ihnen selbst heraus, vollständig, ganz und gar. Widersetzen Sie sich nicht. Fühlen Sie sich wohl? Nicken Sie einfach, wenn es so ist.« Ich nickte. »Schön. Wenn Sie in Ihrem Inneren Widerstand verspüren, dann lassen Sie ihn jetzt wegschmelzen. Lehnen Sie sich zurück und beobachten Sie, wie er wegfließt. Lockern Sie Ihre Muskeln. Ich möchte, dass Sie sich wirklich wohl fühlen. Entspannen Sie sogar Ihren Kiefer; lassen Sie Ihren Unterkiefer ein wenig nach unten fallen, schauen Sie in eine unbestimmte Ferne. Ich glaube, Sie spüren es bereits ein wenig. Sie sind intelligent und aufnahmefähig und sprechen sehr gut darauf an. Wirklich sehr gut, und es ist doch schön, nicht wahr? Und es gibt nichts, worum Sie sich kümmern müssen. Gelegentlich praktiziere ich Selbsthypnose, was sehr leicht zu bewerkstelligen ist und was auch Sie lernen werden. Nur vier oder fünf Minuten Selbsthypnose, was nichts anderes heißt, als dass Sie sich öffnen, Ihren Geist öffnen, können wunderbar erfrischend wirken. Ich kann damit schwere Kopfschmerzen kurieren; ich benutze dafür niemals ein Schmerzmittel. Ich glaube, Sie spüren, wie entspannend das ist. Es ist doch eine wunderbare Art, sich auszuruhen! Besser als ein Drink, besser als ein Cocktail.« Er ließ den Bleistift sinken und sagte: »Ich werde Ihnen zeigen, wie gelöst Sie sind. Betrachten Sie Ihren rechten Arm, der auf der Stuhllehne ruht. Er ist so vollkommen entspannt, mehr als jemals zuvor in Ihrem Leben, sogar mehr als im Schlaf, so entspannt, dass Sie ihn nicht mehr heben können. Auch die Muskeln sind entspannt, sie weigern sich, sich zu bewegen. Wenn ich bis drei gezählt habe, werden Sie es selbst sehen. Versuchen Sie, den Arm zu
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