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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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berühmter Rechtsanwalt in New York, Partner in einer großen Kanzlei, und so weiter. Man erinnerte sich noch gut an ihn, wie ich feststellte. Nun ist er pensioniert. Ich habe ihn aufgespürt, was nicht schwer war, mit ihm telefoniert und ein Treffen für diesen Sommer vereinbart.« Ted griff unter seinen Stuhl und beförderte eine abgewetzte Ledertasche auf den Tisch, die einen etwas mitgenommenen Stanford-Sticker trug. Er öffnete sie und holte einen kleinen, chromverzierten grauen Plastikrecorder heraus. Dann drückte er auf die Pausetaste, eine kleine Birne leuchtete bernsteinfarben auf. »Ich habe alles, was er mir erzählt hat, aufgezeichnet; Sie können es also aus erster Quelle hören. Sie müssen sich vorstellen, wir saßen an seinem Pool, an einem schönen Morgen in Arizona, es war heiß, aber eine sehr trockene Hitze. Einfach schön. Hier und da wuchsen Kakteen, manche in Töpfen, manche in der Erde. Wir saßen im Schatten des Hauses, die Ziegel waren in einem solch intensiven Weiß gestrichen, dass sie blendeten.
    Er ist ein alter Mann, aber immer noch sehr smart; es fiel mir leicht, ihn mir als verdammt guten Rechtsanwalt vorzustellen. Intelligentes Gesicht. Ich glaube nicht, dass es daran lag, dass ich in Arizona war, aber er sah wirklich — nun, nicht genau wie Barry Goldwater aus, aber wie jemand, der vielleicht sein Cousin hätte sein können. Er besitzt noch volles Haar, schneeweiß, und die gleichen buschigen weißen Koteletten. Trug teure sandfarbene Leinenhosen und ein dunkelblaues Hemd. Und heißt Bertram O. Bush. Während er ausgestreckt in einem Liegestuhl lag, saß ich auf einem ganz normalen Stuhl, von wo aus ich den Recorder bedienen konnte. Der Recorder stand auf einem Tisch mit einer Glasplatte, der sich zwischen uns beiden befand. Wir tranken Kaffee aus richtig großen Tassen. Ein schöner Ort, etwa zwanzig Meilen von Phoenix entfernt. Seine Frau und er hatten sich dort einst zur Ruhe gesetzt, nun ist er Witwer. Lebt allein, hat aber erwachsene Kinder mit Familie, von denen zwei in der Nähe von Phoenix wohnen. Die anderen leben in Kalifornien. Scheint, dass er sie oft sieht. Ob er reich ist? Nun, offensichtlich ist er es; ein schöner Ort.
    Nachdem wir den anfänglichen Smalltalk beendet hatten, meinte er, ich könne den Recorder ruhig anschalten. Hören Sie nun meine Aufnahme. Sie ist klar und deutlich geworden, ich beherrsche die Technik ganz gut.« Er drückte auf die Abspieltaste, nach ein oder zwei Sekunden kam seine eigene Stimme aus dem Apparat. »Okay, Mr. Bush, erzählen Sie, wenn Sie wollen. Obwohl Sie es wahrscheinlich leid sind, diese Geschichte immer wieder erzählen zu müssen.«
    »Nun, das war einmal, es ist schon eine ganze Weile her, dass ich sie erzählt habe.« Seine Stimme klang tief, getragen und selbstsicher, keineswegs alt. »Als Kind in der Grundschule wurde ich, wenn ich diese Geschichte erzählte, dafür gehänselt und verspottet; was nur natürlich war, so einfühlsam und sensibel wie Jungs in diesem Alter nun mal sind. Aber es machte mir nichts aus, ich spottete zurück, und meine Beleidigungen waren oft besser als ihre. Auf dem College war es ähnlich. Die meisten nahmen an, dass ich alles erfunden hatte, zumindest hielt man mich für einen phantasievollen, unterhaltsamen und smarten Burschen. Aber es gab auch immer wieder Leute, die aufmerksam zuhörten. Manche waren sogar beeindruckt. Auch ein Mädchen war darunter, und als ich herausfand, dass ihr Interesse und ihre Aufmerksamkeit auch mir galten, begann ich, so fürchte ich, meine Geschichte für meine Zwecke einzusetzen, obwohl ich mich dessen nicht schäme. Als ich aber in New York anfing, als Rechtsanwalt zu arbeiten, und mir die Möglichkeit gegeben wurde, in die Firma als Partner einzusteigen, was später schließlich auch geschah, hörte ich auf, die Geschichte zu erzählen. Sie schadete mir nun eher, ließ mich als komisch und exzentrisch erscheinen; also hielt ich den Mund, sprach nur äußerst selten darüber, vor allem wenn ich überzeugt war, dass jemand wirkliches Interesse daran hatte und ich ihm vertrauen konnte. Aber das spielt heute natürlich keine Rolle mehr; ich bin pensioniert und alt.«
    »Oh, ich glaube nicht …«
    »Hören Sie auf. Und wenn Sie es wagen sollten, den beschönigenden Ausdruck ›Senior‹ zu verwenden, dann werde ich Ihnen zeigen, dass ich durchaus noch in der Lage bin, Sie in diesen Pool zu werfen. Mit dem Kopf voran. Und Sie unter Wasser zu halten. Ich bin

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