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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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Vorsitzende, »als Nächsten hören wir heute Teddy Lehmann, aber« – er nickte und lächelte der jungen Frau in der Uniform eines Leutnants zu, die neben ihm saß – »Sie sind ein neues Mitglied?«
    »Ja, das hoffe ich zumindest.«
    »Wenn Sie wollen, dann sind Sie es. Haben Sie hier studiert?«
    »Nein, aber mein Mann. Wir sind inzwischen geschieden, aber – ich habe mich stets dafür interessiert. Und tue das noch immer.«
    »Schön. Nun, ich bin mir sicher, dass Sie – wer immer Sie eingeladen hat – auch über unsere Arbeit informiert hat. War es Frank?«
    Frank nickte. »Woher wissen Sie das?«
    »Einfach ins Blaue hinein geraten«, sagte der Vorsitzende; einige lächelten. Zu der jungen Frau gewandt sagte er: »Ich möchte nur sicher sein, dass Sie auch wirklich Bescheid wissen, was wir hier tun. Momentan sammeln und zeichnen wir lediglich gewisse Ereignisse auf und dokumentieren sie, soweit es möglich ist. Wir können ihre Bedeutung noch nicht genau einschätzen. Wenn sie überhaupt etwas bedeuten. Vielleicht werden wir das niemals erfahren. Jeder von uns hat hierüber natürlich seine eigenen Vorstellungen, und so kann es vorkommen, dass manchmal zwei Versionen derselben Zeitspanne existieren. Oder existiert haben. Von denen die eine die andere ersetzt hat. Zumindest könnte es so sein, sollte ich hinzufügen. Vielleicht ist es auch etwas ganz anderes. Wir sind noch lange nicht in der Lage, eine Theorie aufzustellen, wir verfolgen lediglich die Spuren von Episoden, Zwischenfällen, von denen wir zufällig hören. Wir haben uns zu einem losen Verbund zusammengetan und verhalten uns sehr unauffällig. So heimlich, wie es vernünftigerweise möglich ist, ohne sich dabei zum Narren zu machen. Jeder von uns baut ein kleines Netzwerk von Freunden, Verwandten, Bekannten auf – jeder, von dem man vermutet, dass er von einem Vorfall der Art, wie wir sie sammeln, etwas weiß oder etwas darüber gehört hat. Also beginnen Sie am besten gleich mit Ihrem eigenen Netzwerk. Wenn Sie das nicht schon getan haben. Vertrauen Sie Ihrem eigenen Urteilsvermögen, wen Sie dafür auswählen und wen nicht. Das ist eigentlich alles. Und erklären Sie so wenig wie möglich. Erwecken Sie den Anschein, als seien Sie alleine; tun Sie so, als sei es nur eine kleine verrückte Marotte von Ihnen, nichts Wichtiges. Und vergessen Sie nicht …« Er hielt kurz inne, um das Folgende stärker zu betonen. »Wir sind keine offizielle Abteilung des Instituts für Parapsychologie. Offiziell weiß niemand von uns; wir sind eine private Gruppe … die ein Hobby pflegt. Wir haben uns niemals in Institutsräumen getroffen. Ich muss Ihnen dafür keine Gründe angeben, wenn Ihr Mann hier studiert hat. Vierzig Jahre lang haben sich Akademiker über uns lustig gemacht« – er runzelte die Stirn – »Akademiker der sogenannten respektablen Forschungsgebiete haben unsere Forschungsergebnisse verunglimpft oder, was noch schlimmer ist, es rundweg abgelehnt, sie überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, selbst wenn sie ihnen fast in die Augen sprangen.« Er lächelte ihr zu – und über sich selbst, dass er sich so erhitzt hatte. »Tut mir leid, ich werde mich gleich wieder beruhigen. Aber wir legen großen Wert darauf, offiziell nicht in Erscheinung zu treten. Und so geheim wie möglich zu bleiben. Okay? Bereit für den heiligen Bluteid?«
    Die junge Dame mit Leutnantsrang lächelte und nickte.
    »Dann willkommen an Bord. Und nun zu Ihnen, Ted. Ich habe gehört, Sie haben diesen Sommer für uns eine große Reise unternommen. Nach Arizona?«
    »Na ja, ich war sowieso in Kalifornien; Urlaub in LA.« Ted, ein Wissenschaftler an der Universität, war einer der gut aussehenden Männer, die sich dessen nicht bewusst sind; sein braunes Haar war so kurz geschnitten, dass die Locken überhaupt nicht zur Geltung kamen; seine Brille war ein Drahtgestell mit kreisrunden Gläsern. Er sah wie dreißig aus, und seine Hemdtasche wurde von einem Taschenrechner ausgebeult. »Deshalb konnte ich mir ein paar Tage Zeit lassen. Ich bin nach Phoenix geflogen, habe mir dort einen Wagen gemietet und bin zu diesem Mann hinausgefahren.«
    »Okay, erzählen Sie uns davon.«
    »Meine Mutter hatte vor Jahren von einer Freundin, einer Frau ihres Alters, davon gehört; sie lebten damals beide noch in New York. Ich rief diese Frau an und erhielt von ihr den Namen des Mannes – meine Mutter konnte sich nicht mehr an ihn erinnern. Er war Rechtsanwalt, ein richtig großer,

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