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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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Indianer in die wirkliche weite Prärielandschaft. Die Soldaten nach Frankreich, in einen echten Schützengraben des Ersten Weltkrieges, der wieder hergerichtet worden war. Denn das Projekt, Major, beschäftigte sich mit der Möglichkeit, in frühere Zeiten zurückzugehen.«
    Er wartete auf eine Reaktion, aber Rube wartete auch und sah ihn mit ausdruckslosem Gesicht an; McNaughton lächelte und rückte näher an ihn heran. »Sie waren es, Major, der mir als Erster davon erzählt hat. Gleich an dem Tag, an dem ich in das Projekt eintrat. Wir standen oben auf dem Laufsteg über der großen Halle; man konnte auf diesem Laufsteg überall hinkommen und auf die Kulissen hinuntersehen. Dort oben hingen mächtige Scheinwerfer, um Tag und Nacht, Bewölkung, wolkenlosen Himmel, Regen – einfach alles zu imitieren. Es gab Maschinen, die das Klima kontrollierten: Winter in einer Kulisse, Hitzewellen in einer anderen. Sie und ich, wir standen dort oben und schauten hinab, und ich war noch ein Neuling. Sie sagten, dass nach Einstein Zeit einem Fluss mit vielen Biegungen gleicht. Und wir alle in einem Boot seien. Alles, was wir um uns herum sehen können, ist Gegenwart. Aber hinter den Biegungen, hinter uns, ist die Vergangenheit, die noch immer existiert. Wir können sie nicht sehen, aber sie ist da; wirklich da, sagte Einstein. Und er war sich sehr sicher. Nun, Dr. Danziger …«
    »Wie lauteten seine Initialen?«
    »E. E.«
    »Richtig! Stimmt genau: E. E. Danziger.«
    »Major, wir sollten gehen. Der Kerl beginnt uns zuzuhören. Bezahlen Sie Ihren – wie nennt er das Zeug? Kaffee, glaube ich.«
    Sie überquerten die Straße und strebten einer einzelnen Bank auf dem gepflasterten Platz zu. »Danziger sagte, dass es, wenn die Vergangenheit wirklich existiert – und Einstein war davon überzeugt –, dass es dann auch eine Möglichkeit geben muss, sie zu erreichen. Er brauchte zwei Jahre, um Geld für das Projekt zu bekommen. Von der US-Regierung.«
    »Und von wem noch?«
    »Wer bezahlt Sie?«
    Rube lächelte.
    »Er erhielt wohl einige Millionen. Zog das Projekt auf, und sie kauften diese Stadt, die ganze Stadt. Es können hier nicht mehr viele Menschen gewohnt haben, sehen Sie sich nur diese Müllkippe an. Hier draußen, mitten im Nichts, nur ausgelaugtes Farmland, das sich wieder in Wildnis zurückverwandelte. Hier lebte niemand mehr außer Alkoholikern, Drogenabhängigen und Aussteigern. Leute, die es sonst nirgends mehr schafften; sie zogen hierher, lebten von der Wohlfahrt und ließen sich volllaufen. Oder bauten auf Land, das ihnen nicht gehörte, Marihuana an. Penner.«
    »Sie eingeschlossen?«
    »Warum nicht! Aber das Projekt stellte diese Stadt wieder so her, wie sie in den Zwanzigerjahren war.« Er beobachtete Rube, der mit übertrieben hochgezogenen Augenbrauen die verfallene Stadt betrachtete, und lächelte. »Oh, ich weiß, sie sieht nicht mehr so aus. Ist alles ziemlich geheimnisvoll, Major, aber eins nach dem anderen. Lassen Sie sich das gesagt sein, sie restaurierten diesen Ort hier und machten ihn zu einem ›Durchgangstor‹ – wie es Dr. Danziger ausdrückte. Dieses Tor sollte es erleichtern, von der Simulation in die Wirklichkeit überzuwechseln. Ich tat es. Schaffte den Übergang in das wirkliche Winfield der Zwanziger. Verdammt wenige können es, Major. Sie konnten es nicht, versuchten es, aber schafften es nicht. Aber einige wenige von uns konnten es, ich gehörte dazu, und, Major … ich gelangte dahin, wo ich mein ganzes Leben lang sein wollte. Sie sollten diese kleine Stadt in den Zwanzigern sehen. Schön, einfach schön. Ruhige Landstraßen, Bäume, überall Bäume. Und ein Drugstore, der …«
    »Ersparen Sie mir diese Nostalgie.«
    »Ich hasse dieses Wort. Wissen Sie, wer es am häufigsten benutzt? Zeitpatrioten. Dieselben, die immer im besten Land der Welt leben. Und es ist deshalb das beste, weil sie da leben. Und sie leben in der besten aller Zeiten, die deshalb die beste ist, weil sie ihr Leben in dieser Zeit verbringen. Man muss nur erwähnen, dass es vielleicht bessere Zeiten als das Hier und Jetzt gegeben haben könnte, und schon rufen sie ›Nostalgie, Nostalgie‹. Wissen nicht einmal, was das Wort bedeutet. Herrgott, es bedeutet allzu große Sentimentalität.«
    »Lassen Sie es gut sein, John.«
    »Schauen Sie sich doch die Gegenwart an – schauen Sie sich beispielsweise diese Straße an. Sie sollten sie – oh Gott — Sie sollten sie in den Zwanzigern sehen. Sagen wir an einem

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