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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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Gegenwart veränderte.«
    »Und was?«
    »Ich weiß es nicht. Irgendetwas. Als es passierte, war ich in der Vergangenheit, wo es mich nicht berührte. Ich hatte meine Erinnerungen mitgenommen und habe sie wieder mitgebracht, als ich zurückkehrte. Aber sie stimmen nicht mehr mit der Gegenwart überein. Ich bin zurückgekommen, aber nicht in das restaurierte Winfield. Ich kam in diese unveränderte Müllkippe zurück. Und wurde darüber verrückt. Ging nach New York und rannte, rannte wirklich den letzten Block zum Projekt. Und fand Beekeys Lagerhaus, sonst nichts. Und das Schlimmste von allem« – er beugte sich zu Rube und flüsterte – »und das Schlimmste von allem: Danziger existiert nicht. Er stand nicht im Telefonbuch. In der Bibliothek ging ich die alten Telefonbücher bis 1939 durch. Kein E. E. Danziger. Er hat niemals existiert. Keine Aufzeichnungen über seine Geburt im Rathaus. Und niemand kannte ihn in Harvard. Er hat niemals existiert!«
    »Er hat es getan …« Langsam erhob sich Rube, sein Gesicht lief rot an. »Oh, dieser Hurensohn. Er hat es getan!«
    »Wer?«
    »Nun … Marley? Morley! Simon Morley! Wir hatten ihn doch zurückgeschickt. Erinnern Sie sich? In das neunzehnte Jahrhundert, auf eine … Mission. Und da hat er es getan!«
    »Was getan?«
    »Ich … ich weiß es nicht.« Hilflos sah er McNaughton an. »Irgendetwas. Etwas in der Vergangenheit, sodass … Danziger niemals geboren wurde. Kein Projekt. Das hat es niemals gegeben.« Er setzte sich; die beiden Männer starrten erschüttert vor sich hin. »John«, sagte Rube dann, »was hält Sie hier noch in dieser Geisterstadt?«
    »Mein Job als Mechaniker. Zeitweise. Und die billigste Miete westlich von Kalkutta.«
    »Haben Sie jemals gekämpft? Geboxt, meine ich.«
    »Ein wenig. In der Army.«
    »Schwergewicht?«
    »Meistens. Habe einmal auf Halbschwergewicht abgespeckt, aber ich war damals jung und konnte es noch. Leicht gewonnen. Ein Sergeant, weicher Typ. Auf der Waage hatten wir das gleiche Gewicht, aber ich hatte die härteren Knochen.«
    »Waren Sie gut?«
    »Nicht schlecht. Hab mehr gewonnen als verloren, aber ich habe auch verloren. Wurde zweimal k.o. geschlagen, dann hörte ich auf. Wollte die Gehirnzellen, die ich noch besaß, nicht verlieren.«
    »Haben Sie schon mal jemand getötet?«
    »Nein. Ich wollte einmal, aber dann änderten sich die Verhältnisse. Aber ich hätte es getan. Ich hatte bereits alles geplant.«
    »War das in der Army?«
    »Ja. Aber er wurde befördert und versetzt. Ein glücklicher Umstand für ihn, und für mich auch, zweifellos.«
    »Gibt es etwas, John, was Sie nicht machen würden, wenn Sie zurückkehren könnten? In das andere Winfield?«
    »Nein, nichts. Nichts, was ich nicht machen würde.«
    »Wissen Sie, wie Simon Morley ins neunzehnte Jahrhundert gelangt ist?«
    »Er wurde unterrichtet. Lernte alles darüber, bekam ein Gespür für die Zeit. Dann benutzte er das Dakota als Durchgangstor.«
    »Das Dakota?«
    »Ein New Yorker Apartmentgebäude. Das gab es bereits im neunzehnten Jahrhundert und steht noch heute. Das Projekt stattete ein Apartment im Dakota aus, besorgte die richtige Kleidung, wandelte es in einen Durchgangsort um …«
    »Können Sie das auch? Dorthin gehen, wo Morley ist?«
    »Klar.« Er grinste. »Wenn man es kann, dann kann man es, Major. Ist das Ihr Wagen dort hinten, der Toyota?« Rube nickte. »Scheint für mich ein wenig klein zu sein.«
    »Für die Japaner ist er groß genug, John.«
    »Werd’s schon schaffen.« Er stand auf. »Fahren Sie mich zu meinem Haus. Und geben Sie mir fünf Minuten, um meine Sachen zu packen. Drei, wenn ich mich beeile. Und ich werde mich beeilen. Glauben Sie mir, ich werde mich beeilen.«

5
    Obwohl es Winter war und weit nach Einbruch der Dunkelheit und die Luft nasskalt, saß ein Mann auf einer Bank im Central Park, in der Nähe der 5th Avenue, und beobachtete den Weg zu seiner Linken. Er saß am Rande des Scheins einer Straßenlaterne, eine dunkle bewegungslose Gestalt. Der hochgeschlagene Kragen seines Mantels bedeckte das Kinn, seinen Hut hatte er tief ins Gesicht gezogen, die Hände steckten in den Manteltaschen – so beobachtete er den Weg, und als er den Mann, der mit schnellen Schritten auf ihn zukam und auf den er gewartet hatte, erblickte – »überaus pünktlich«, sagte er leise zu sich selbst –, senkte er den Blick und starrte, scheinbar in Gedanken versunken, vor sich hin.
    Der Mann ging vorbei; er trug einen

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