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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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Dan…bury?« Er schüttelte den Kopf. »Erzwing es nicht«, sagte er sich und ließ Augen und Gedanken wieder abschweifen.
    Er schrieb Oscar auf das Blatt auf seinem Clipboard. Dann Dan  – er kritzelte an den Buchstaben herum, zeichnete sie nach, malte sie aus und verzierte sie, dann lehnte er sich wieder zurück und starrte auf das Fenster. Er nippte an seinem Glas und stellte es wieder auf das Fensterbrett zurück. »Dan…iel?«, sagte er: »Dan… Danboogleboogle? Danblahblahblah? Dandanderakkordionmann? Okay, vergiss es.«
    Auf der anderen Seite der Straße war, wie er bemerkte, der Himmel über dem Apartmenthaus wirklich ein Himmel, nicht ein weißliches Nichts, sondern eine blaue Schwärze hinter einer dünn gestreuten Ansammlung von Sternen. In einem Fenster des Hauses ging ein Licht an, dann wieder aus. Er stand auf und ging gedankenverloren durch die drei Räume, etwas, das er häufig tat. Oft sang er leise dazu, ein Fragment eines der alten populären Musikstücke, an die er sich nicht mehr vollständig erinnern konnte, die er aber noch verstand. »A new room«, sang er nun, »a blue room for two room …« Er wusste, er war ein einsamer Mensch, aber das störte ihn nicht. Oscar Rossoff.
    Rasch ging er ins Wohnzimmer, zu einem kleinen Holztisch an einer Wand, der ihm als Schreibtisch diente, und holte von dem drei Meter langen Bücherregal aus unlackierter Fichte, das er über dem Tisch angebracht hatte, das Telefonbuch von Manhattan herunter. Rossoff, Michael S. … Nathan A. … Nicholas … Olive M. … O. V. … Omin … Oscar! Er wählte die Nummer, beim dritten Läuten sagte die Stimme eines Mannes: »Hallo?«
    »Mr. Rossoff? Oscar Rossoff?«
    »Ja.«
    »Mein Name ist Prien, Mr. Rossoff. P-R-I-E-N, Rube Prien. Ich bin Major in der U.S. Army und rufe Sie an, weil ich einmal einen Oscar Rossoff gekannt habe. In … New York. Und ich frage mich, ob Sie es sind. Erinnern Sie sich an mich? Rube Prien?«
    »Ne-ein«, sagte der Mann langsam, höflich sein Bedauern ausdrückend. Dann: »Eigentlich bin ich mir dessen nicht sicher. Prien. Rube Prien. Es klingt irgendwie … nicht unbekannt.« Er lachte über seine eigene vorsichtige Formulierung. »Vielleicht erinnere ich mich. Klären Sie mich auf.«
    Alles, was Rube Prien tun konnte, war, sich an einem nahezu konturenlosen, langsam ertasteten Bild zu orientieren. »Nun, der Oscar Rossoff, den ich kannte, war … in den Dreißigern, würde ich sagen. Anfang dreißig, aber das war … vor einigen Jahren, glaube ich.« Plötzlich fügte er an. »Er hatte dunkle Haare und einen Bart.«
    »Ich habe jetzt keinen Bart mehr, aber ich hatte früher wirklich einen. Das ständige Stutzen ging mir auf die Nerven. Und, Sie haben recht, ich habe dunkle Haare und bin nun siebenunddreißig. Rube Prien, Rube Prien. Klingt, als sollte ich mich an Sie erinnern. Wo war es?«
    Die Worte kamen wie von alleine. »Beim Projekt«, aber er wusste nicht, was sie zu bedeuten hatten.
    »Welchem Projekt denn?« Die Stimme am anderen Ende der Leitung war kühl geworden. »Was soll das? Sie sind der Zweite, der hier wegen eines ›Projekts‹ anruft.«
    »Wer war der andere?«
    »Verstehen Sie, ich würde gerne wissen, was hier vor sich …«
    »Mr. Rossoff, bitte, ich muss es wissen. Wer war der andere!«
    Die Antwort kam zögernd. »McNaughton war sein Name. John McNaughton. Aus Winfield, Vermont.«
    »Ich danke Ihnen, ich danke Ihnen sehr herzlich«, sagte Rube schnell. »Will Sie nicht länger aufhalten, tut mir leid, Sie gestört zu haben«, und er drückte auf den Knopf, um die Leitung zu unterbrechen. Dann gab er sie wieder frei, wählte die Nummer der Auskunft, bekam die Vorwahl für Vermont und rief die Auskunft für Ferngespräche an. »Es tut mir leid, ein John McNaughton ist bei uns nicht aufgeführt.« Als habe er nichts anderes erwartet, nickte Rube, nahm wieder das Manhattan-Telefonbuch zur Hand und ging den Buchstaben H durch, für Hertz Autovermietung.

4
    Kurz nach neun Uhr am nächsten Morgen bog er von der Durchfahrtsstraße auf die asphaltierte Landstraße ab; fuhr noch etwa zehn Meilen weiter, bog dann auf eine schmalere, kurvenreiche Straße, deren Ränder mit Gras bewachsen und die voller Schlaglöcher war; große Teile des Asphalts waren einfach herausgebrochen. Für die letzten elf Meilen brauchte er über eine halbe Stunde. Noch eine lang gezogene Kurve, und die Straße mündete in die betonierte Main Street von Winfield, Vermont.
    Langsam fuhr

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