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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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Major Prien? Mein Gott, wie geht es Ihnen!«
    »Oh, gut, John, mir geht es gut«, sagte Rube leichthin, aber – kannte er diesen Mann wirklich?
    Der lächelte und sagte: »Sie sind sich nicht ganz sicher, nicht wahr Major?« Er hatte breite Schultern, war groß und etwa vierzig Jahre alt und trug einen abgetragenen braunen Mantel über seinem grauen Flanellhemd. Er schob seine Kaffeetasse näher zu Rube und setzte sich dann auf den Hocker neben ihm. »Sehen Sie mich einmal genau an«, sagte er.
    Ein altmodisches Gesicht, dachte Rube, schmal, mit von Wind und Wetter gegerbter Haut. So wie Amerikaner einmal ausgesehen haben: kurzer Haarschnitt, keine modischen Koteletten, sondern hoch oben abgeschnitten, ein Haarschnitt, der mindestens einen Monat vorhielt. »Sie sehen aus wie einer der Jungs aus dem Ersten Weltkrieg.«
    »So fühle ich mich manchmal auch. Nun? Kennen Sie mich?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht. Sie sehen aus wie ein Hinterwäldler; sind Sie einer?«
    »Kommt darauf an. Unter bestimmten Umständen kann ich zum städtischen Hinterwäldler werden. Ja, ich bin Hinterwäldler aus Neigung. Der Haarschnitt ist keine Verkleidung, er gehört zu mir.«
    »Sie sind nicht dumm.«
    »Nein, aber ich hätte nicht gewollt, dass die Karten neu verteilt würden, wenn ich wirklich dumm wäre. Denn es würde nichts ändern. Ich würde mein Leben genauso führen wie jetzt auch. Ich bin ein einfacher Mann, ich mag das einfache Leben, es gibt also keinen wirklichen Grund, besonders klug zu sein. Einfach eine Verschwendung. Ich muss nur klug genug sein, um ein einfaches Leben führen zu können und nicht unzufrieden zu sein. Genauso, wie ich es führen würde, wenn ich dumm wäre. Können Sie mir folgen?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht bin ich nicht klug genug.«
    »Und welches sind Ihre Hobbys und Lieblingssportarten, Major?«
    »Nun, John, ich mag es, wenn die Dinge so laufen, wie ich es mir wünsche. Ich arbeite dafür härter und länger als die meisten anderen. Was ich nicht mag, ist, wenn jemand versucht, mich zu veralbern. Also sagen Sie es mir; ich denke, ich kenne Sie vielleicht. Helfen Sie mir auf die Sprünge.«
    »Erinnern Sie sich an Kay Veach? Das dünne, schwarzhaarige Mädchen?«
    Rube schüttelte den Kopf.
    »Vom Projekt. Ich habe sie angerufen, sie lebt in Wyoming. Aber sie konnte sich weder an mich noch an das Projekt erinnern. Wie steht es mit Nate Dempster? Um die dreißig. Glatzköpfig. Trug eine Brille.« Rube schüttelte wieder den Kopf. »Ebenfalls vom Projekt; auch er konnte sich nicht erinnern. Oscar Rossoff?«
    »Oscar, ja. Ich habe mit ihm telefoniert. Er erzählte mir, dass Sie ihn angerufen haben. Und nannte mir Ihren Namen.«
    »Das tat er?« McNaughton lächelte. »Oscar war mit mir nicht ganz glücklich. Konnte sich an mich nicht erinnern. Oder an das Projekt. Obwohl … fast. Wurde schließlich ungehalten, als ich ihn drängte, an das Projekt zu denken.«
    »Das Projekt, das Projekt. Was zum Teufel ist das Projekt?«
    »Nun.« McNaughton nahm einen Schluck von seinem Kaffee, verzog das Gesicht und stellte die Tasse wieder ab. »Man gewöhnt sich einfach nicht daran, wie schlecht dieses Zeug wirklich ist. Stellen Sie sich ein großes Gebäude vor, Major Prien. Das einen ganzen Straßenblock einnimmt. Aus Backsteinen, keine Fenster. Draußen Beekey: Umzüge und Lagerhaltung. Telefonnummer etc. Aber das ist nur die Fassade: Drinnen ist das Gebäude entkernt, alle Stockwerke bis auf das oberste herausgerissen, das oberste zu Büros umgebaut. Und darunter die leere Hülle aus Backsteinmauern, einen Block groß. Und unten …«
    »Die große Halle.«
    »Ja! Sie sind nicht schlecht. Unten in der großen Halle Aufbauten wie Filmkulissen. Durch Wände voneinander getrennt. Ein Indianerzelt auf einem Prärieabschnitt, die Wände entsprechend gestrichen. Schützengräben des Ersten Weltkrieges, davor ein mit Stacheldraht abgetrenntes Niemandsland. In einem anderen Raum ein richtiges Haus. Die exakte Nachbildung eines Hauses hier in Winfield, aber so, wie es in den Zwanzigerjahren ausgesehen hat. Und ein Mann, der darin lebte: ich.« Er grinste Rube an.
    »Machen Sie weiter, ich bin ganz Ohr.«
    »In dem Zelt lebten richtige Crow-Indianer; allerdings mussten sie ihre Sprache erst wieder lernen. Die Jungs in den Schützengräben trugen Uniformen der U.S. Army von 1917. Wir alle versetzten uns in das Gefühl, wie es damals war. Bevor wir in die wirkliche Welt hinausgelassen wurden. Die

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