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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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gaben sich Professor Duryea und seine Frau die Hand – sie ließ ein wundervolles Lächeln sehen und gefiel mir sehr –, verbeugten sich und bekamen lauten Applaus, natürlich auch von mir. Als sie wieder Platz genommen hatten, schienen sie mit allem sehr zufrieden. Mrs. Israel erhob sich und dankte ihnen sehr herzlich. Dann lächelte sie und sagte: »Ich denke, der Professor und Mrs. Duryea haben uns – im ersten Teil ihrer großartigen Vorführung«, betonte sie und erntete dafür Lachen – »gezeigt, dass eine unschuldige Version des ›Turkey Trot‹ durchaus beibehalten werden kann, wenn er einen anderen Namen erhält.« Das Jotta Girl blinzelte mir zu.
    Mrs. Israel bat nun das Paar aus dem hinteren Teil des Ballsaals nach vorne; sie gingen an der Wand entlang, lächelten dem Publikum zu und bedankten sich für den höflichen, schwachen Willkommensapplaus; plötzlich wusste ich, wer es war. Natürlich hatte ich ihn niemals zuvor gesehen, nur auf Bildern, aber hier kam nun ohne Zweifel, grinsend, großspurig, eine sehr junge Version von ihm – ein junger Mann, der es sich gut gehen ließ.
    ›Der Morgen war geprägt von Kontrasten‹, berichtete die Times am nächsten Tag; ich zitiere sie, und es stimmte wirklich. ›Die Duryeas, er im Frack, sie im einfachen weißen Abendkleid, wurden abgelöst von Al Jolson und Florence Cable aus dem ›Winter Garden‹; sie mit Hut, jung und fröhlich … er ausgelassen und heiter …‹
    Jolson stand nun vor uns, lächelte und sah uns an, als sei er wirklich sehr erfreut, uns zu sehen. Wir alle lächelten zurück und er sagte: »Ich habe die Kunst des Tanzes so gelernt, wie ich sie an der Barbary Coast gesehen habe, wo ich als Junge Zeitungen verkauft habe.« Seine Stimme, mir schien es jedenfalls so, besaß einen leicht rauen Ton, der zum Gesicht dieses Mannes passte, der absolut selbstsicher vor uns stand. Plötzlich machte er einen kleinen schnellen Tanzschritt, das polierte Leder seiner Schuhe blitzte im Licht auf. Drei Sekunden lang, nicht mehr; dann hielt er inne, die Knie noch immer angewinkelt, warf beide Hände seitlich nach unten, die Finger ausgestreckt. Er lächelte und hatte uns schon für sich eingenommen: Wir fanden ihn großartig. Er zeigte gebieterisch mit dem Finger auf den Pianisten, der sofort loslegte. Seine klauenartigen Finger hämmerten im selben Rhythmus auf die Tasten ein, wie seine Schultern auf und ab tanzten, und selbst ich konnte hören, dass wir einen Ragtime hörten.
    Und dann – ach, wie sie tanzten! Mal eng zusammen, dann wieder wirbelten sie auseinander, dann wieder zusammen. Florence Cable war einfach wunderbar, Jolson mit einer Art müheloser Perfektion, die die Vorstellung erweckt, es sei ganz einfach, jeder könne es. Sie tanzten eng aneinandergeschmiegt, ließen sich auseinanderfallen, fassten sich auf Armlänge an den Händen, während ihre Körper ein V bildeten. Wieder zusammen, das Kinn auf der Schulter des anderen, die Füße flogen, die Hände – ich weiß nicht, wo ihre Hände waren, oder was sie machten, aber sie waren großartig. Sie brachen ab, das Piano spielte weiter, und Jolson sagte: »Es ist immer der gleiche Tanz. Nennen Sie ihn ›Turkey Trot‹, ›Bunny Hug‹, ›Lovers‹, ›Walk Back‹, ›Bird Hop‹, wie Sie wollen. Streichen Sie die Variationen — schauen Sie uns zu! – und es kommt immer auf dasselbe heraus.« Wieder begannen sie, der glückliche Pianist flog von einer Melodie zur nächsten, und ich nehme an, sie wechselten von einem zum nächsten der verschiedenen Tänze, denn ich hörte Anwesende die Namen der Tänze murmeln. Aber – er hatte recht – es war immer derselbe Tanz; ich wünschte mir brennend zu können, was Al Jolson konnte. Sie hielten erneut inne, der Pianist spielte fort, Jolson schwitzte ein wenig. »Fünfzehn oder zwanzig Tanzdielen an der Barbary Coast«, sagte er nun, »lebten von den halb betrunkenen Seeleuten im Hafen. Und – was erwarten Sie! – alles, was diese Rüpel konnten, war, über den Tanzboden zu schlittern. Es gab an der Barbary Coast ein Kabarett, das von Schwarzen geführt wurde, und man sagt, dass dort alles angefangen habe; man nannte es ›Texas Tommy‹.« Er griff nach Miss Cable, und sie fuhren im ›Texas Tommy‹ über die Fläche; Jolson wirkte aufgedreht, wie betrunken. Sie unterbrachen sich wieder. »Und dann fällt das Orchester ein, und der Rag ist zu hören« – er grinste dem Pianisten zu, dessen Hände und Schultern den Hinweis

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