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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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ein offener Roadster kam ein wenig zu schnell aus östlicher Richtung auf uns zu – eine dunkelgrüne Schönheit, deren Windschutzscheibe flach zusammengeklappt auf der langen Motorhaube lag –, aber er bremste ab und blieb neben uns stehen. »Sie wollen Knabenshue sehen?« , fragte der Fahrer anscheinend uns beide, hatte aber dabei nur Blicke für das Jotta Girl. Er war etwa fünfunddreißig, barhäuptig, und trug einen schwarzen Rollkragenpullover. »Gut, dann steigen Sie ein!« Die Hände auf dem großen hölzernen Lenkrad – knatternd lief der Motor im Leerlauf –, grinste er uns offen und freundlich an und wies auf den Sitz neben sich.
    »Nun …«, sagte ich, aber das Jotta Girl kam mir zuvor. »Gerne. Mit Vergnügen.« Wir gingen um das Heck des Wagens; hinten waren zwei riesige Ersatzreifen aufgeschnallt. Er beugte sich rüber, öffnete uns die Tür, und ich stieg – aus irgendeinem Grund – als Erster ein; nicht nur das Jotta Girl, auch ich selbst war ein wenig darüber überrascht. Sie zog die Tür zu, er legte mit dem großen, senkrecht aus dem Holzboden hervorstehenden Knüppel den Gang ein, wir rollten an und blieben zwischen den Straßenbahnschienen. Plötzlich fühlte ich mich wohl; es war ein schöner Tag, und die Luft strich sanft über unsere Gesichter. Unser Fahrer blickte in den Himmel hoch, sog tief die Luft ein, wandte sich dann mit einem heiteren Lächeln an uns und sagte: »Sieht aus, als hätte sich der alte Knabe einen schönen Tag ausgesucht.«
    Ich wusste nicht, wovon er sprach, aber das Jotta Girl meinte: »Ich mache mir Sorgen um ihn.«
    »Nun, er macht sich keine Sorgen, darauf können Sie sich verlassen.« Unser Fahrer lächelte sie an. »Ich heiße Coffyn«, sagte er dann. »Frank Coffyn«, und das Jotta Girl, überrascht und erfreut, fragte: »Der Flieger?« Er nickte zufrieden. Wir sagten ihm unsere Namen, und das Jotta Girl warf ihm verstohlene Blicke zu. Er besaß ein längliches schmales Gesicht, dunkelblonde Haare, die – nein, er trug sie nicht lang, er hatte nur wieder einmal einen Haarschnitt nötig. Der Wind zerzauste sein Haar; als er es zurückstrich, sagte das Jotta Girl: »Sie haben ja eine richtige Windstoßfrisur vom vielen Fliegen.«
    »Ja.« Er beugte sich nach vorn über mich hinweg, um ihr ein Lächeln zu schenken. »War mal hübsch lockig, das jahrelange Fliegen aber hat es zerrupft werden lassen.« Ich hätte wetten können, dass er diesen Satz öfter anbrachte; sie aber lachte darüber.
    Am Columbus Circle fuhren wir nach Norden, und vor uns an der 62nd Street sahen wir aus dem Central Park einen steten Strom von Menschen herauskommen, der die Straße überquerte; auch von Norden und Süden her waren sie unterwegs, manche rannten regelrecht; alle aber hatten ein großes unbebautes Grundstück an der Ecke zum Ziel. Der Platz war, wie wir nun sahen, als wir näher kamen, von einem drei Meter hohen Bretterzaun umgeben, der, obwohl noch neu, bereits mit großen Plakaten zugepflastert war, die weithin lesbar für etwas, das sich ›Moxie‹ nannte, warben. Hinter dem Zaun – lang, dunkelbraun und einige Meter höher als dieser – war ein Zelt aufgebaut. Als Frank Coffyn auf der Straßenseite gegenüber parkte, sahen wir überall Polizisten, dennoch gelang es einem Jungen, auf die Schulter seines Freundes zu klettern und sich über den Zaun zu schwingen, bevor ein Polizist ihn zurückhalten konnte. Ein anderer setzte seinen Fuß in die verschränkten Hände eines Freundes, der ihn nach oben hievte, wo er sich grinsend, auf dem Bauch liegend hinüberschwang und verschwand.
    Wir gingen über die Straße zu einer großen Öffnung im Zaun an der 62nd Street, die allerdings von Polizisten abgesperrt worden war. Hinter ihnen, von niedergetrampeltem Gras umgeben, stand das riesige längliche Zelt; an seinem Eingang sprach ein etwa dreißigjähriger junger Mann zu einem Grüppchen von Jungen, Männern und zwei oder drei Frauen. Er trug Stiefel, die bis zu den Knien hochgeschnürt waren, und eine braune Lederjacke. »Roy Knabenshue«, sagte Frank Coffyn, hob seinen Arm und begann ihn langsam hin und her zu schwenken. »Und dann, falls es der Wind erlaubt«, sagte Knabenshue, »in südliche Richtung.« Einige Männer – Reporter – machten sich Notizen.
    Knabenshue hatte Coffyn nun erblickt und rief: »Frank! Komm rein!« Zu den Polizisten, die sich zu ihm umdrehten, sagte er. »Lassen Sie ihn bitte durch! Er ist einer meiner Assistenten!«
    Die

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