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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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Leuchtschiff. Ein fast leerer Hafen, am nächsten Tag sollte das ganz anders sein. Plötzlich fühlte ich mich müde, deprimiert, ich hatte noch immer keine Antwort auf meine Frage. Ich fand dann das Queenstown Inn, nahm ein heißes Bad, einen Drink, einen zweiten und dann das Abendessen zu mir und ging ins Bett.
    Kurz nach acht am nächsten Morgen stand ich in der kleinen Schlange im Büro von James Scott & Co., den Agenten von Cunard, Hamburg-American, White Star und anscheinend auch aller anderen Gesellschaften, die in Queenstown anlegten. Ich trug ein weißes Hemd, Krawatte und Anzug und fühlte mich nach dem schweren Tweed und den Stiefeln, die ich im Schrank des Queenstown Inn zusammen mit dem Rucksack zurückgelassen hatte, wie befreit. Mein Gepäck, das ich an James Scott & Co. adressiert gehabt hatte, hatte lange auf mich warten müssen. In der Schlange vor mir standen zwei Männer; beide hatten Mützen auf und abgetragene Mäntel und Hosen an, Sachen, die nicht recht zusammenpassten.
    Ganz vorn in der Schlange befand sich eine junge Frau mit einem acht Jahre alten Mädchen; sie trugen Tücher um die Schultern und schwarze Strohhüte und sprachen mit der ungefähr zwanzigjährigen Angestellten hinter der Holztheke.
    Ich fühlte mich richtig krank beim Anblick des Kindes und hätte die beiden so gerne gewarnt – und wusste doch, dass es unmöglich war. So versuchte ich mich abzulenken und sah still zu und hörte, wie die junge Frau ein Ticket zweiter Klasse kaufte. Ich verrenkte meinen Hals ein wenig und konnte einen Blick darauf werfen; ein überraschend großes braungelbes Blatt Papier, das mit dem geprägten White-Star -Emblem und einem Dampfer mit vier Schornsteinen verziert war. Es kostete sie dreizehn Pfund, das Geld hielt sie genau abgezählt bereit.
    Der Angestellte warf einen prüfenden Blick auf die beiden Männer mit den Mützen und präsentierte ohne zu fragen zwei gleiche Tickets, diesmal auf weißem Papier. »Zwischendeck«, sagte er; es war eine Feststellung, keine Frage. Er unterschrieb beide Tickets und sagte: »Zehn Pfund, zehn Schilling«, und jeder von ihnen hatte genau diesen Betrag in der Hand. Ich trat einen Schritt vor, betrachtete neugierig das Ticket, das auf dem Schalter lag, und erkannte, dass es eigentlich ein Vertrag war, der alles regelte, einschließlich der Verpflegung: Frühstück um acht Uhr: Weizenmehl-Porridge mit Milch, Tee, Kaffee, Zucker, Milch, frisches Brot, Butter …
    Nun war ich an der Reihe, drei weitere Männer mit Mützen warteten noch hinter mir. »Sor?«, sagte der Angestellte. Jedenfalls klang es wie Sor.
    »Einmal erster Klasse.«
    »Erste Klasse? Erste?« Glücklich lächelte er. »Das ist noch nie passiert, dass ich ein solches Ticket verkaufe.« Er musste zwei Schubladen durchwühlen, bis er ein Erste-Klasse-Ticket gefunden hatte; es sah aus wie die anderen, abgesehen davon, dass es auf dunkelgrünem Papier gedruckt war und die Speisekarte fehlte. Dann – es eilte nicht, jeder hinter mir schien Zeit zu haben – holte er einen Deckplan hervor und rollte ihn vor mir auf dem Schalterbrett aus. An beiden Seiten beschwerte er ihn mit einem Tintenfass und einer Papierrolle. »Und wo wünschen Sie Ihre Kabine, Sor? Wir haben auf jedem Deck freie Kabinen. Viele Absagen bekommen. Erst letzte Nacht rief mich Southampton an.«
    »Das Bootsdeck. Wo ist das Bootsdeck?«
    »Das ist Deck A, Sor, das oberste Deck.« Er zeigte auf den Deckplan, ich sah, dass alle Kabinen weit vorne lagen und damit dem Seegang sehr stark ausgesetzt sind, und davon hatte ich genug. Aber Deck B darunter, ebenfalls ein Promenadendeck, hatte auf der ganzen Länge Kabinen, bis hin zu den Restaurants nahe am Heck. »Deck B ist besser; etwas in der Mitte und so nah wie möglich an dieser Treppe.« Ich zeigte auf die kleine Treppe auf dem Plan, die zum Bootsdeck und Boot fünf ging. Direkt an der Treppe war eine Dreizimmersuite mit eigener Promenade, daneben aber eine Einzelkabine. »Diese hier?«
    »B-siebenundfünfzig.« Er sah auf eine gedruckte Liste, dann auf die handgeschriebene Liste mit den Absagen. »Besetzt, Sor, aber B-neunundfünfzig daneben ist frei.«
    »Ich nehme sie.« Ich holte meine Brieftasche heraus, sah ihn fragend an, und dann bekam er seinen großen Auftritt: durchdringend betrachtete er mich, nicht sicher, ob ich wusste, worauf ich mich eingelassen hatte, und sagte: »Ja, Sor. Das kostet fünfhundertundfünfzig amerikanische Dollar.«
    »Reichen einhundertzehn

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