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Zeitstop 1704

Zeitstop 1704

Titel: Zeitstop 1704 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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persönlicher Charme hatten ihm in Londoner Hofkreisen die Treppe hochgeholfen – bis einer dieser überzeugungsfähigen Typen auf ihn aufmerksam geworden war. Von da an, obgleich er es nicht gleich bemerkte, war seiner Laufbahn ein jähes Ende bestimmt. Als er mit seinem Gedankengang so weit gekommen war, drehte das Mädchen sich ihm zu und schaute ihn an.
    Sofort beugte Fletcher sich vor. »Nach dem, was Sie zuvor zu mir sagten, habe ich das Gefühl, daß man mir eine Chance geben will, in die Welt der anständigen Menschen zurückzukehren.«
    »Man bietet Ihnen mehr als das«, erwiderte Patricia in einem Ton, der fast die Totalität ihrer physisch-psychischen Einstellung des dreiundachtzigsten Jahrhunderts preisgab … Daß es nicht ganz so war, beruhte lediglich auf der Tatsache, daß sie nicht wußte, was mit ihr geschehen war. »Meiner Ansicht nach sind Sie aufgrund Ihrer besonderen Erfahrungen der einzige Mensch in diesem Zeitalter, mit dem ich mich verstehen könnte.«
    »Sie bieten sich mir an?« fragte Fletcher verblüfft.
    »Nur, wenn Sie sich ändern.«
    »Ich sagte schon, daß ich nicht wüßte, wie ich es anpacken soll.«
    Sie drehte sich nach vorn und blickte ihn nicht mehr an.
    Fletcher unterdrückte ein Lächeln. Ihr Benehmen drückte aus, daß nun er an der Reihe war, etwas zu unternehmen. Doch was er tat, war zweifellos nicht das, was sie erwartete. Er beugte sich wieder zu ihr hinüber und sagte leise: »Miß Patricia, ich möchte Sie um einen großen Gefallen bitten. Würden Sie mir Geld leihen, damit ich die Maschinenteile zurückkaufen kann?« Als sie schwieg, fuhr er fort: »Bei meiner Verhaftung wurden mir etwa zwölfhundert Pfund abgenommen, die ich bei mir trug. Ich nehme an, daß Ihr Vetter inzwischen die zehntausend Guineen im Haus meiner Mutter gefunden hat, die er mir bezahlte.«
    Patricia griff nach ihrer Börse.
    Fletcher sagte: »Ich könnte natürlich auch ganz einfach zusehen, wie Nodo sich den Antrieb mit Gewalt aneignet, aber ich möchte meine Rückkehr in die totale Integrität, wie Sie es nannten, nicht auf diese Weise beginnen. Und ich verspreche Ihnen, das Geld zurückzuzahlen.«
    Sie schaute ihn verächtlich an. »Das Wort eines Piraten!«
    »Das Wort eines Mannes, der wieder ein Gentlemen sein wird. Man ließ mir zwar ein paar Guineen, aber sie reichen nicht aus.«
    Nach einer langen Pause sagte sie, ohne ihn anzusehen: »Sir, ich betrachte es als eine gewisse Ironie, daß Sie Ihre Rehabilitation mit meinem Geld anfangen wollen, aber …« Sie drehte sich halb um und warf ihm die Börse zu. »Nehmen Sie sich heraus, was Sie brauchen.«
    Als er ihr die Börse kurz darauf wieder zuschob, nahm sie sie in die Hand, ohne sich ihm zuzuwenden. Starr schaute sie geradeaus und sagte: »Ich habe mich unter Ihren Schutz gestellt, mein Herr. Was immer dafür von mir verlangt wird, werde ich tun.«
    Und das bohrte sich tief in das männliche Empfinden des Mannes aus dem Jahr 1704. Mit seltsamer Endgültigkeit brachte es ihm den Gedanken zurück, was er, unter anderem, als Beschützer tun mußte … Auf jeden Fall brauchte er den Beschuß mit diesen Strahlen.

 
24.
     
    Kurz vor Mittag landete das kleine lantellanische Boot auf einer engen, düsteren Straße neben einem Schrottplatz. Als Fletcher heraustieg, entsann er sich einer alten Redewendung. »Nichts kann einen Londoner wirklich überraschen.« Hier war ein phantastisches Luftschiff aus der Zukunft, das bestimmt gut hundert des Abschaums der Menschheit in diesem Armenviertel sahen und über das sie sich in krächzenden Lauten ausließen, die noch aufgeregter wurden, als Nodo dem ehemaligen Piratenkapitän folgte.
    Auf einem Schild an der einfachen Brettertür stand: Julius MacDonald, Schrotthändler. Fletcher und Nodo traten in ein kleines schäbiges Büro. Ein Mann saß hinter einem wackligen Schreibtisch. Fletcher erkannte ihn. Als der Jude mit dem schottischen Namen hochblickte und den ehemaligen Piratenkapitän sah, starrte er ihn mit großen Augen an – und brach in Tränen aus!
    »Sie haben mich hereingelegt!« wimmerte er. »Das Zeug ließ sich nicht schmelzen!« Und dann brach er in eine Sturzflut von Worten aus, denen Fletcher entnahm, daß man dem Händler die Maschinenteile zurückgebracht und das Geld dafür zurückgefordert hatte, weil das Metall sich selbst in den besten Schmiedeöfen nicht schmelzen ließ. So hatte Julius blutenden Herzens die bezahlte Summe wieder herausrücken müssen. Und nun verlangte er von

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