Zellen fahren gerne Fahrrad
und Qualität der E-Zelle zeigt besonders deutlich eine aktuelle Studie aus dem US-Staat Wisconsin: Die Wissenschaftler untersuchten 1500 Raucher mittleren Alters, die etwa eine Schachtel Zigaretten pro Tag konsumierten. Bei denen, die das Rauchen aufgaben, verbesserte sich die E-Zellen-Funktion signifikant, während bei der Gruppe, die weiter rauchte, keine Veränderungen der Situation zu beobachten waren.
Interessanterweise war gleichzeitig eine Verbesserung des HDL-Cholesterins und der Blutzuckerwerte zu beobachten, was den Zusammenhang zwischen Rauchen und Stoffwechsel besonders sichtbar macht.
Auch in Italien hatte das Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden nachhaltige Gesundheitseffekte. So traten akute Gefäßverschlüsse im folgenden Jahr um über zehn Prozent weniger auf, denn insgesamt war die Raucherquote in der Bevölkerung nach dem Verbot gesunken. 13
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Alterungsfaktor chronische Entzündung
Zu den bisher aufgeführten Alterungsfaktoren gesellt sich ein weiterer Gefahrenherd, der die Alterungsprozesse im gesamten Körper nachhaltig beschleunigt: die Entzündung.
Es verdichten sich die Beweise, dass chronische Entzündungsreaktionen in engem Zusammenhang mit den bereits angesprochenen Alterungsfaktoren stehen. Speziell eine durch die Ablagerungen von LDL erzeugte Immunreaktion scheint der Grund zu sein, dass die kranken E-Zellen chronisch entzündet sind.
Wie bereits beschrieben, führt die überschüssige Immunreaktion dazu, dass sich eingewandertes LDL-Cholesterin chemisch verändert und Fresszellen zu Schaumzellen verwandelt werden. Diese werden wiederum von den Immunzellen angegriffen.
Normalerweise klingt die Entzündung nach einer Immunreaktion ab, nicht jedoch in diesem Fall. Dies scheint der Grund zu sein, dass bei Menschen mit Metabolischem Syndrom sogenannte Entzündungsmarker, allen voran das C-reaktive Protein (CRP), erhöht im Blut nachzuweisen sind.
Giftige Dosis
Übergewicht, fehlende Bewegung, falsche Ernährung und Gifte, wie sie durch das Rauchen in den Körper gelangen, führen über die Jahre zu einer zunehmenden chronischen Entzündungsreaktion, die direkt die Entstehung von Arterienverkalkung, Krebs, Alzheimer und Diabetes bedingt.
Dieser Prozess kann ungehindert beschleunigt werden. So ist bekannt, dass deutlich übergewichtige Kinder bereits Entzündungsreaktionen und Gefäßveränderungen aufweisen, wie sie sonst bei 30- bis 40-Jährigen zu beobachten sind.
Besonders eindrücklich ist eine Untersuchung bei Schwangeren, die Schwangerschaftsdiabetes haben, übergewichtig sind und rauchen. Ihre ungeborenen Kinder weisen bereits Veränderungen der Gefäße auf. Glücklicherweise sind die Veränderungen bei den Kindern nach der Geburt innerhalb von wenigen Monaten rückläufig.
Dieses Szenario illustriert allerdings sehr eindrücklich, dass auch für die E-Zellen und Gefäße der Lebensstil gravierenden Einfluss nimmt und dass die Dosis das Gift macht. Wie Paracelsus bereits im 16. Jahrhundert sagte: »Dosis sola venenum facit« – allein die Menge macht das Gift.
Alterungsfaktor chronischer Stress
Dauernde Belastungen und Anforderungen haben nicht nur schädliche Wirkungen auf die Seele, auch das Herz-Kreislauf-System wird in Mitleidenschaft gezogen. Die schädlichen Wirkungen manifestieren sich bereits im frühen Stadium auch an der E-Zelle.
Chronischer Stress wirkt der gesunden E-Zellen-Funktion und ihren verjüngenden Effekten entgegen: Die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen bedingt einen längerfristig anhaltenden Anstieg des Blutdrucks, eine Blutplättchenaktivierung und eine Verstärkung der Blutgerinnung – alles Faktoren, die die E-Zelle altern lassen.
Aus biologischer Sicht kann Stress durchaus positiv sein, denn durch die Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin werden wir in Millisekunden kampf- oder fluchtbereit. Erblickte der Steinzeitmensch auf seiner Jagd plötzlich ein Raubtier, bedeutete diese Begegnung Lebensgefahr, was im Körper unmittelbar zu einem Adrenalinschub führte. Der gesamte Körper war dadurch auf »Kampf oder Flucht« eingestellt. Dieser Zustand bedeutet: Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, die Muskeln spannen sich an – alles unbewusst durch das Gehirn initiierte
Maßnahmen, die eine schnelle Reaktion möglich machten.
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Quelle: Handschin, Nature (2008) 454, 7203: 463–469
Allerdings sorgt heute chronischer Stress oft dafür, dass sich das System überhitzt, weil es zu oft hochgefahren wird
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