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Zellen fahren gerne Fahrrad

Zellen fahren gerne Fahrrad

Titel: Zellen fahren gerne Fahrrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Halle
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allein die Gene, also die Hardware unseres Körpers, sondern auch die Software, die Art und Weise, wie die genetische Information abgelesen und umgesetzt wird, sind entscheidend. Am Ende hängt das Resultat unserer Bemühungen von der Schnelligkeit der Eiweißproduktion unseres Körpers ab. Deshalb gilt es zu beachten:
    Natürlich werden die Gene für die Struktur von Herz, Lunge, Gefäßen, Nerven und Muskulatur genauso vererbt wie die Anpassungsfähigkeit an die Umwelt.
    Wird allerdings ein Organ nicht ständig beansprucht, gefordert oder aktiviert, so wird die Funktion langsam herunterreguliert.
    Dies gilt für die Muskulatur ebenso wie für das Gehirn, den Stoffwechsel oder die Gefäße. So verliert ein Muskel, der nach einem Unfall, beispielsweise einem Beinbruch, durch einen Gips zur
    Ruhe gezwungen wurde, innerhalb von
ein bis zwei Wochen deutlich an Masse. Die Gefäße verengen sich, und in kürzester Zeit ist die Funktion des Beins stark eingeschränkt. Die Muskeln müssen unter Anstrengungen wieder gefordert werden.
    Umgekehrt passen sich die Organe an, wenn sie gefordert werden. Sie können also Ihren Körper, und damit auch Ihre Organe, aktivieren, wenn Sie sie ausreichend fordern. So passt sich bei Ausdauersportlern die Herzgröße an und hat nach einiger Zeit des Trainings um 20 Prozent mehr Masse als die des Untrainierten. Ein durch Krafttraining trainierter Muskel wird im Querschnitt bald 20 bis 50 Prozent stärker sein. Und auch die Arterie im Schlagarm eines Profitennisspielers wird im Vergleich zu der des anderen Arms im Durchmesser deutlich größer.
    Zum Teil wird diese Anpassung auch durch Gene bestimmt. Das wird allein anhand der Tatsache klar, dass nicht jeder Mensch durch Training zum Leistungssportler oder gar Medaillengewinner werden kann. Es muss eine grundsätzliche Eignung vorliegen. Doch die körperliche Bewegung ist ein Muss und über unsere Gene festgeschrieben. Die Aufforderung zur Bewegung ist also sehr tief in unserer Existenz verankert.
    Wenn wir uns nicht genug bewegen, führt das nicht nur sehr schnell zu reduzierter Leistungsfähigkeit und schlechter körperlicher Fitness, sondern der Körper wird in seinen Funktionen nachhaltig geschädigt.
    Folgen der Trägheit
    An untrainierten und übergewichtigen Menschen lassen sich die Folgen für die Gesundheit deutlich ablesen: Sie haben eine geringere Muskelmasse und eine verminderte Funktion der Organe, zeigen Stoffwechselstörungen insbesondere beim Energiehaushalt, und zwar durch erhöhten Blutzucker und hohe Blutfettwerte. Hinzu kommt hoher Blutdruck – ein untrügliches Zeichen für eine Fehlfunktion der Gefäße.
    Körperliche Inaktivität fördert die Herz-Kreislauf-Risikofaktoren – die Alterungsfaktoren – und beschleunigt darüber den Prozess der Arteriosklerose bis hin zum Gefäßverschluss.
    Inaktivität und mangelnde Fitness sind also ein bedeutsamer Risikofaktor für die unterschiedlichsten Erkrankungen. Wissenschaftliche Studien aus den letzten 60 Jahren haben das übereinstimmend gezeigt.
    Eine der ersten großen Untersuchungen zu dem Thema wurde bereits 1953 in der bedeutenden wissenschaftlichen Zeitschrift The Lancet von Professor Jerry Morris publiziert; er war der spätere Inhaber des Lehrstuhls für Public Health
am University College der London Medical School. Seit den Vierzigerjahren hatte er den Gesundheitszustand von Angestellten öffentlicher Verkehrsbetriebe untersucht und herausgefunden, dass die Busfahrer im Gegensatz zu den Kontrolleuren trotz des identischen sozioökonomischen Hintergrunds eine deutlich höhere Herzinfarktrate aufwiesen. Die Kontrolleure, die den Passagieren in den Doppeldeckerbussen die Fahrscheine entwerteten, mussten täglich nach jeder Bushaltestelle die Treppen im Bus hoch- und runterlaufen, waren also körperlich ständig überaus aktiv, während die Fahrer sich beim Steuern des Busses vergleichsweise wenig bewegten. 17
    Bild 63

    Quelle: JW Vaupel, Nature (2010) 464: 536–542
    Große Bevölkerungsstudien auf unterschiedlichen Kontinenten 18, 19 konnten übereinstimmend belegen:
    Regelmäßige körperliche Aktivität führt zu einem deutlich reduzierten Herz-Kreislauf-Risiko.
    Eine Studie aus Finnland verglich den positiven Effekt von Bewegung mit dem Wirkungsgrad anderer Lebensstilfaktoren. Schlechte körperliche Fitness zeigte sich dabei als vergleichbar ungünstig wie
das Rauchen. Der Konsum von einer Schachtel Zigaretten pro Tag hatte bedeutendere Auswirkungen auf die

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