Zellen fahren gerne Fahrrad
Gefäße als Bluthochdruck oder sogar Übergewicht 21 .
Bewegung ist Medizin
Interessanterweise ist Bewegung auch ein wirksames Mittel, um Krankheiten zu bekämpfen, wenn sie schon ausgebrochen sind. 20
Egal, ob es um Diabetes, Herzinfarkt, Herzmuskelschwäche oder gar Brust- und Darmkrebserkrankungen, Depressionen oder Osteoporose geht – die Patienten profitieren von gezieltem Training.
Auch Demenz und Alzheimer scheinen günstiger zu verlaufen, wenn die betroffenen Patienten körperlich aktiv sind.
Die gute Nachricht aber war auch in diesen Fällen: Durch regelmäßiges körperliches Training und das konsequente Verbessern der Fitnessparameter können die Auswirkungen eines ungesunden Lebensstils, auch wenn ihm über die Jahre gefrönt wurde, halbiert werden.
So liegt das Gefäßrisiko für einen aktiven Übergewichtigen um 50 Prozent niedriger als bei einem inaktiven Übergewichtigen. 22 Dies hat Professor Steve Blair, renommierter Epidemiologe aus South Carolina, der in den letzten 30 Jahren bahnbrechende Publikationen zur Bedeutung von Fitness als schützendem Faktor veröffentlicht und einen Senior Fellowship an der TU München innehat, zu dem Slogan Anlass gegeben:
»Better fat and fit than lean and unfit.« (Zu Deutsch: Besser fett, aber fit als dünn und unfit.)
E-Zellen auf dem Fahrrad
Denken Sie immer daran, wenn Sie als Nordic Walker oder Jogger unterwegs sind oder bei jedem Tritt in die Pedale: Bewegung macht Ihre Endothelschicht geschmeidig.
Und das geht so: Mit jeder sportlichen Anstrengung beschleunigt sich die Herzfrequenz. Der erste, der systolische, Blutdruckwert steigt an, das Blut zirkuliert mit mehr Tempo durch das Gefäßleitungssystem.
Durch die erhöhte Strömungsgeschwindigkeit entstehen sogenannte Scherkräfte an den Gefäßwänden, die mechanisch Druck auf die E-Zellen ausüben. 23 Hinzu kommt die Pulswelle: Die durch die Kontraktion des Herzmuskels bei Austritt des Bluts aus der Herzkammer ausgelöste Dehnungswelle der Gefäße, die Pulswelle, klopft im entsprechenden Takt bei den E-Zellen an und dehnt diese unter Belastung in schnellem Rhythmus. Diese physikalischen Reize sind das Signal für die E-Zelle, den Botenstoff NO (den E-Faktor) zu produzieren und an ihre Umgebung weiterzugeben. 24
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Man kann sich den Prozess in etwa so vorstellen, als wäre der durch die Scherkräfte ausgelöste Reiz der Weckruf für die E-Zelle: »Jetzt geht es los mit körperlicher Bewegung! Stellt euch schon mal drauf ein, seid aktiv!« Diese Information hat zwei Effekte: Es weitet sich der Gefäßdurchmesser und die Blutversorgung wird besser, gleichzeitig schützt sich die E-Zelle so vor dem erhöhten Blutdruck unter Belastung.
Das NO verteilt sich nun unmittelbar in die darunter liegenden Gefäßschichten, wodurch sich deren glatte Muskelschicht entspannt und sich das ganze Gefäß automatisch weitet.
Auf einer dreispurigen Autobahn kann eben mehr Verkehr fließen als auf einer einzigen Bahn. Genauso kann durch die erweiterten Gefäßdurchmesser entsprechend mehr Blut zu den Organen – und hier besonders zur Muskulatur – gelangen.
Die optimal mit Sauerstoff versorgten Organe können jetzt leistungsstark, effektiv und ökonomisch arbeiten.
Nebeneffekte
Die reflektorische Ausschüttung des chemischen E-Faktors auf den physikalischen Schlüsselreiz »Bewegung« sorgt allerdings nicht nur für eine Weitung des Gefäßes, sondern setzt gleichzeitig eine ganze Reihe weiterer gefäßschützender Prozesse in Gang, die allesamt gefäßverjüngend wirken.
So wird unterm Strich weniger Cholesterin in die Arterienwand eingelagert, weil das Abräumen und Ausschleusen von Cholesterin zurück in das Gefäßsystem besser funktioniert und die schädlichen Entzündungsprozesse mit geringerer Aktivität ablaufen.
Trainierte Gefäße bleiben jung
Je regelmäßiger die Gefäße durch die Schwerkräfte beansprucht werden, desto besser passen sich die Gefäßwände an, die Elastizität verbessert sich. Es stellt sich ein regelrechter Trainingseffekt ein, der das gesamte Leitungssystem bis ins hohe Alter in einem flexiblen Zustand hält. So kann der Arteriosklerose und den damit verbundenen Alterungsprozessen erfolgreich entgegengewirkt werden.
Drei Beispiele sollen verdeutlichen,
wie es bereits früh zur Endothelfunktionsstörung kommen kann und welche Möglichkeiten es gibt, sie auch noch in höherem Alter wieder zu beheben.
Beispiel 1
Der Prozess der Arteriosklerose ist bereits früh bei
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