Zelot
Early Christianity
(Nashville 1981 ) und John Dominic Crossan,
The Historical Jesus: The Life of a Mediterranean Jewish Peasant
(New York 1992 ; deutsch:
Der historische Jesus,
München 1995 ), S. 18 . Die Gelehrten sind sich nicht einig darüber, wie viele Menschen zur Zeit Jesu in Nazaret lebten. Die einen behaupten, höchstens ein paar hundert, andere hingegen gehen von mehreren tausend aus. Ich tendiere zu einer Einwohnerzahl etwa in der Mitte, weshalb ich die Bevölkerung des Ortes auf etwa 100 Familien geschätzt habe. Ausführlicher zum Leben in der damaligen Provinz Galiläa bei Scott Korb,
Life in Year One: What the World Was Like in First-Century Palestine
(New York 2011 ).
Trotz der Geschichten in den Evangelien, Jesus habe in der Synagoge seines Heimatortes gepredigt, ist bislang kein archäologischer Hinweis darauf gefunden worden, der auf die Existenz einer Synagoge im damaligen Nazaret schließen ließe. Allerdings ist es durchaus möglich, dass es ein kleines Gebäude gab, das als Synagoge genutzt wurde (immerhin konnte das Wort «Synagoge» in Jesu Zeiten auch einfach nur einen Raum mit einer Torarolle bezeichnen). Man sollte auch nicht vergessen, dass der Tempel von Jerusalem zu der Zeit, als die Evangelien niedergeschrieben wurden, zerstört war und die Synagoge der einzige Versammlungsort für die Juden war. Es ist also nur logisch, dass Jesus nach Darstellung der Evangelien in jeder Stadt, die er besuchte, in der Synagoge predigte.
In Nazaret sind keine Inschriften entdeckt worden, die darauf hindeuten, dass die Bevölkerung besonders lesekundig war. Schätzungen zufolge konnten zur Zeit Jesu 95 bis 97 Prozent der jüdischen Bauern weder lesen noch schreiben. Siehe dazu Crossan,
Historical Jesus
, S. 24 ff.
Zur These, Nazaret sei der Geburtsort von Jesus gewesen, siehe John P. Meier,
A Marginal Jew,
Bd. 1 , S. 277 f.; E.P. Sanders,
The Historical Figure of Jesus
(New York 1993 ); und John Dominic Crossan,
Jesus: A Revolutionary Biography
(New York 1995 ), S. 18 – 23 .
Näheres zu den messianischen Anschauungen zur Zeit Jesu bei Gershom Scholem,
The Messianic Idea in Judaism
(New York 1971 ), S. 1 – 36 . Scholem unterscheidet zwei messianische Strömungen im frühen Judentum: die restaurative und die utopische. Restaurativer Messianismus strebt eine Rückkehr zu einem Idealzustand in der glorifizierten Vergangenheit an, anders gesagt: Die Anhänger gehen davon aus, dass die Verbesserung der gegenwärtigen Verhältnisse unmittelbar mit den Ruhmestaten der Vergangenheit verknüpft ist. Aber wenn der restaurative Zweig auch seine Hoffnung aus der Vergangenheit schöpft, so hat er dennoch einen unmittelbaren Bezug zu dem Streben nach einer besseren Zukunft, die «einen Zustand der Dinge, der noch nie existierte», hervorbringen wird. Der utopische Messianismus ist mit dem restaurativen Zweig verwandt. Der seinem Wesen nach apokalyptische, utopische Messianismus strebt mit dem Kommen des Messias eine katastrophale Wendung an: das heißt die Vernichtung der jetzigen Welt und die Begründung eines messianischen Zeitalters. Den restaurativen Messianismus kann man in die königlichen Überlieferungen einordnen, die zu dem Ideal Davids aufblicken – er trachtet nach der Gründung eines Königreichs in der Jetztzeit –, der utopische Messianismus hingegen wird mit der Priesterfigur in Verbindung gebracht, die in den Qumran-Rollen entdeckt wurde. Natürlich bestanden diese Strömungen nicht unabhängig voneinander. Im Gegenteil, beide Extreme existierten in der einen oder anderen Form in so gut wie jeder messianischen Gruppierung. Genau genommen ließ gerade diese Spannung zwischen den beiden messianischen Strömungen die vielfältige Eigenart des Messias im Judentum entstehen. Mehr Einzelheiten zum jüdischen Messianismus enthalten die Studien von Richard Horsley, unter anderen «Messianic Figures and Movements in First-Century Palestine», in: James H. Charlesworth (Hg.),
The Messiah,
(Minneapolis 1992 ), S. 295 ; «Popular Messianic Movements Around the Time of Jesus», in:
Catholic Biblical Quarterly
46 ( 1984 ), S. 471 – 493 ; und «‹Like One of the Prophets of Old›: Two Types of Popular Prophets at the Time of Jesus», in:
Catholic Biblical Quarterly
47 ( 1985 ), S. 435 – 463 . Diese drei Studien von Horsley hatten allesamt maßgeblich Anteil an meiner Bewertung der messianischen Gedanken in der Zeit Jesu. Darüber hinaus empfehle ich den entsprechenden
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