Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zelot

Zelot

Titel: Zelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reza Aslan
Vom Netzwerk:
vollständige Aufstellung der sogenannten messianischen «Beweistexte» findet sich bei J.J.M. Roberts, «The Old Testament’s Contribution to Messianic Expectations», in:
The Messiah,
S.  39 – 51 . Laut Roberts lassen sich diese Texte in fünf Kategorien einordnen. Erstens gibt es Stellen, die offenbar Prophezeiungen
ex eventu
waren, also im Nachhinein erfolgten. Roberts zitiert Bileams Orakelspruch in 4 . Mose  24 , 17 («Ein Stern geht in Jakob auf») als einen Fall, wo eine Prophezeiung, die scheinbar bereits mit der frühen Königszeit erfüllt war (in diesem Fall die Feier der Siege Davids als König über Moab und Edom, wie in den Versen  17 b und 18 beschrieben), zu einer Prophezeiung bezüglich des künftigen göttlichen Königtums umgedeutet wurde. Eine so futuristische Auslegung lasse jedoch, so Roberts, die ursprünglichen Rahmenbedingungen der Prophezeiung außer Acht. Die zweite Kategorie befasst sich mit prophetischen Stellen, die allem Anschein nach im Rahmen der Thronbesteigung der gesalbten Könige anzutreffen sind. Zum Beispiel Psalm  2 («Mein Sohn bist du. Heute habe ich dich gezeugt») und Jesaja  9 , 5 («Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens») wurden höchstwahrscheinlich eigens für bestimmte Anlässe verfasst, um sowohl religiöse als auch politische Funktionen zu erfüllen. Die politische Verwendung dieser Texte zeigt sich in den Ansprüchen auf eine autoritäre Macht des Königs sowie seine direkt Verbindung zu Gott. Sie stellen darüber hinaus eine Verbindung zwischen den Pflichten des Königs gegenüber seinem Volk und Gottes Geboten her. Der König, der im Namen Gottes herrscht, muss die Gerechtigkeit Gottes repräsentieren. Dies ungeachtet, wären Erklärungen, wie sie in diesen Versen enthalten sind, zweifellos ein wirkungsvolles Instrument für jede königliche Propaganda. Die dritte Kategorie der Beweistexte spricht in der Tat von einem künftigen Herrscher und sind vermutlich die Verse, die am häufigsten von jenen zitiert werden, die dem Messias in den Hebräischen Schriften eine Heilserwartung zusprechen wollen (Mi  5 , 15 ; Sach  9 , 110 ). In diesen Texten ist von der Inkarnation des Davidischen Ideals die Rede. Und der Betreffende wird
metaphorisch
(nicht physisch) als ein König aus der Linie Davids bezeichnet, die der Monarchie Israels wieder zu ihrem früheren Ruhm verhelfen wird. In den Augen von Roberts impliziert jedoch das Versprechen eines guten Königs in der Zukunft (etwa Michas Versprechen eines Königs, der aus dem bescheidenen Betlehem kommen wird) «eine schwere Kritik an dem gegenwärtigen Inhaber des Davidischen Throns als alles andere als würdiger Erbe Davids». Solche Kritik taucht in den prophetischen Texten immer wieder auf (siehe Jes  1 , 21 – 26 ; 11 , 19 ; 32 , 1 – 8 ). Den gleichen Ansatz verwendet Roberts bei der vierten Gruppe messianischer Beweistexte, die einen künftigen König vor Augen haben. Diese Texte, in erster Linie Jeremia und Ezechiel, ordnet Roberts in die Endphase des jüdischen Königtums ein, als eine Restauration der Davidischen Dynastie eine Reaktion auf die wachsenden Existenzängste wegen der Zukunft Israels als Theokratie war. In die letzte Kategorie fallen die Textstellen, die nach dem Exil entstanden. Laut Roberts standen die Juden nach der Rückkehr aus dem Exil vor einem zerstörten Tempel, ihre Priesterschaft war verrufen und sie hatten keinen König. Die prophetischen Texte Sacharjas und Haggais befassten sich in Orakeln mit diesen Problemen, die es Serubbabel ermöglichten, Israels Monarchie und den Tempel wiederherzustellen (Hag  2 , 2023 ; Sach  4 , 610 ). Laut Roberts beziehen sich die Prophezeiungen zur Wiederherstellung der Krone und des Tempels (z.B. Sach  6 , 915 ) ausschließlich auf die Maßnahmen Serubbabels und sind eine optimistische Antwort auf die furchtbaren Zustände, die in der Phase nach dem Exil herrschten. Er führt auch die späteren, priesterlichen Messiaserwartungen auf die Texte dieses Zeitraums zurück, die auch eine Wiederherstellung der Priesterschaft unter Joshua einschließen (Sach  3 , 110 ). Nach seiner Untersuchung der messianischen Beweistexte ist Roberts überzeugt, dass die Idee eines messianischen Heilsbringers in den Hebräischen Schriften nicht ausdrücklich enthalten ist, sondern eine spätere Entwicklung der

Weitere Kostenlose Bücher