Zelot
gar nicht kennt ( 45 , 4 ). Insgesamt ist in der Hebräischen Bibel 39 Mal davon die Rede, dass jemand oder auch ein Gegenstand wie Sauls Schild ( 2 Sam 1 , 21 ) oder das Allerheiligste ( 4 Mos 7 , 1 ) gesalbt sei. Aber kein einziges Mal wird auf den Messias als den künftigen Heilsbringer verwiesen, den Gott zum Wiederaufbau des Königreichs unter David und zur Wiederherstellung Israels in seinem ganzen Ruhm und seiner Macht ernannte. Diese Sichtweise des Messias, die zur Lebenszeit Jesu offenbar weit verbreitet war, wurde in Wirklichkeit in der unruhigen Phase des Babylonischen Exils im 6 . Jh. v. Chr. geprägt.
Es besteht zwar kein Zweifel daran, dass die Banden Galiläas eine apokalyptische, eschatologische und millenaristische Bewegung waren, aber Richard Horsley und John Hanson betrachten dies als drei eigenständige Kategorien und lehnen es folglich ab, die Banditen als eine «messianische» Bewegung zu bezeichnen. Mit anderen Worten, die Autoren behaupten, dass man «messianisch» und «eschatologisch» nicht als Synonyme betrachten darf. Allerdings besteht, wie ich in diesem Abschnitt darlege, keinerlei Veranlassung, davon auszugehen, dass in den Köpfen der jüdischen Bauern eine derartige Unterscheidung verankert war. Anstelle einer so subtilen Auffassung des Messianismus dürften sie alle diese «eigenen Kategorien» in einen Topf geworfen und eine unbestimmte Erwartung der «Endzeit» empfunden haben. Jedenfalls räumen Horsley und Hanson selbst ein, dass «viele wesentliche Bedingungen für Banditentum und messianische Bewegungen identisch waren. In Wirklichkeit wäre es durchaus möglich, dass überhaupt kein Unterschied zwischen ihnen bestand, wenn es unter den Juden nicht eine Tradition des Königtums aus dem Volk und historische Prototypen eines ‹Gesalbten› gegeben hätte.»
Bandits, Prophets, and Messiahs
, S. 88 – 93 .
Zum Cäsar als dem «Sohn Gottes» siehe Adela Yarbro Collins, «Mark and His Readers: The Son of God Among Greeks and Romans», in:
Harvard Theological Review
93 . 2 ( 2000 ), S. 85 – 100 . Zwei zelotische Rabbinen, Judas, Sohn des Sepphoräus, und Matthias, Sohn des Margalus, führten einen Aufstand an, der sich gegen den Tempel richtete. Sie versuchten, den Adler zu zerstören, den Herodes auf das Tempeltor gesetzt hatte. Gemeinsam mit ihren Anhängern wurden sie alle von den Truppen des Herodes gefasst und zu Tode gefoltert.
Die komplexen Zusammenhänge der Sektiererei im Judentum des 1 . Jahrhunderts werden trefflich geschildert von Jeff S. Anderson in seiner überzeugenden Analyse
The Internal Diversification of Second Temple Judaism
(Lanham 2002 ).
Laut Josephus nannte sich Simon von Peräa selbst «König», woraus Horsley und Hanson schließen, dass er den «populären messianischen Bewegungen» angehörte, die nach Herodes’ Tod aus dem Boden schossen. Siehe
Bandits, Prophets, and Messiahs,
S. 93 . Einmal mehr besteht meiner Ansicht nach kein Grund zu der Annahme, dass die jüdischen Bauern einen Unterschied zwischen «Messias» und «König» machten, weil beide Titel nicht auf den Schriften basierten, zu denen die große Mehrheit der Juden keinen Zugang hatte und die sie ohnehin nicht lesen konnte, sondern sie stützten sich auf die Überlieferung und die Geschichten der messianischen Bewegungen aus der jüdischen Geschichte sowie auf Prophezeiungen, allgemeine Vorstellungen, Fabeln und mündliche Überlieferungen. Natürlich lehnen manche Gelehrte die Auffassung eindeutig ab, dass «König» gleichbedeutend mit Messias sei. Anders ausgedrückt, sie machen einen Unterschied zwischen, wie Craig Evans schreibt, «politischen Königsanwärtern und messianischen Königsanwärtern». In dieses Lager gehört auch M. De Jong,
Christology in Context: The Earliest Christian Response to Jesus
(Philadelphia 1988 ). Evans hat allerdings recht mit seinem Argument, dass, wenn man sich mit einem Königsanwärter im 1 . Jahrhundert in Palästina befasst, man «davon ausgehen sollte, dass jeder jüdische Anspruch auf den israelitischen Thron aller Wahrscheinlichkeit nach in gewisser Weise ein Kandidat für Messianismus ist». Dem kann ich nur zustimmen. Siehe Craig Evans,
Jesus and His Contemporaries
(Leiden 1995 ), S. 55 .
Kapitel drei: Ihr wisst, woher ich bin
Zur Bevölkerung Nazarets in der Antike siehe den entsprechenden Eintrag im
Anchor Bible Dictionary
(New York 1992 ). Siehe auch E. Meyers und J. Strange,
Archaeology, the Rabbis, and
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