Zelot
Interpretation and Influence of Daniel 7
(London 1979 ). Wie Burkett anmerkt, liegt das Grundproblem der Umschreibungstheorie darin, dass «die idiomatische Wendung ein Demonstrativpronomen (‹dieser Mann›) erfordert, das in der Wendung im Evangelium fehlt». Siehe Burkett,
The Son of Man Debate,
S. 96 . Andere argumentierten genau umgekehrt: Nach ihrer Auffassung bezeichnet der Begriff «Menschensohn» überhaupt nicht Jesus selbst, sondern eine andere Person, von der Jesus erwartete, dass er nach ihm kommen werde. «Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen.» (Mt 25 , 31 ) Zu den bekanntesten Verfechtern der Theorie, dass Jesus mit Menschensohn einen anderen meinte, zählten Julius Wellhausen und Rudolf Bultmann. Aber auch das ist unwahrscheinlich; aus dem Kontext der meisten Äußerungen zum Menschensohn geht eindeutig hervor, dass er von sich selbst spricht. Etwa vergleicht er sich einmal mit Johannes dem Täufer: «Johannes ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht und sie sagen: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: Dieser Fresser und Säufer …» (Mt 11 , 18 f., Lk 7 , 33 f.) Zu den Gelehrten, die «Menschensohn» für eine idiomatische Wendung des Aramäischen halten, die entweder allgemein «ein Mensch» oder konkreter «ein Mensch wie ich» bedeutet, zählen Barnabas Lindars,
Jesus Son of Man,
und Reginald Fuller, «The Son of Man: A Reconsideration», in: Dennis E. Groh und Robert Jewett (Hg.),
The Living Texts: Essays in Honor of Ernest W. Saunders
(Lanham 1985 ), S. 207 – 217 . Diese Gelehrten weisen darauf hin, dass Gott den Propheten Ezechiel als
ben adam
anspricht, was so viel heißt wie menschliches Wesen, aber womöglich den Idealtypus eines Menschen impliziert. Zum Fehlen einer einheitlichen Vorstellung vom Menschensohn unter den Juden siehe Norman Perrin, «Son of Man», in:
Interpreter’s Dictionary of the Bible. Supplementary Volume
(Nashville 1976 , S. 833 – 836 ), und Adela Yarbro Collins, «The Influence of Daniel on the New Testament», in: John J. Collins (Hg.),
Daniel
(Minneapolis 1993 ), S. 90 – 123 .
Obwohl der «eine wie ein Menschensohn» niemals als der Messias bezeichnet wird, hat es den Anschein, als hätten die jüdischen Gelehrten und Rabbinen des 1 . Jahrhunderts ihn dafür gehalten. Ob auch Jesus den «einen» bei Daniel genannten ebenfalls für eine messianische Figur hielt, ist unklar. Nicht alle Wissenschaftler sind der Meinung, dass Daniel auf eine bestimmte Person oder ein konkretes Individuum verweist, wenn er die Wendung «Menschensohn» verwendet. Möglicherweise benutzt er den Begriff als ein Symbol für Israel als Sieger über seine Feinde. Das Gleiche gilt für Ezechiel, wo «Menschensohn» möglicherweise keine bestimmte von Ezechiel gemeinte Person ist, sondern ein symbolischer Stellvertreter für den Idealtypus des Menschen. In Wirklichkeit hält Maurice Casey selbst den «Menschensohn» im Buch Henoch nicht für eine bestimmte Person, sondern schlicht für den Gattungsbegriff «Mensch», siehe «The Use of the Term ‹Son of Man› in the Similitudes of Enoch», in:
Journal for the Study of Judaism
7 . 1 ( 1976 ), S. 11 – 29 . Dem kann ich nicht widersprechen, aber meiner Meinung nach besteht ein signifikanter Unterschied zwischen der Verwendung des Gattungsbegriffs in, sagen wir, Jeremia 51 , 43 – «Seine Städte werden zur Wüste, ein Land der Dürre und Steppe, wo niemand wohnt und wo kein Mensch
[ben adam]
mehr hindurchzieht» – und der Verwendung wie in Daniel 7 , 13 , wo auf eine einzelne Person verwiesen wird.
Sowohl das Buch Henoch als auch das 4 . Buch Esra setzen die Figur des Menschensohns ausdrücklich mit dem Messias gleich, aber bei Esra wird er darüber hinaus von Gott «mein Sohn» genannt: «Denn mein Sohn der Messias wird sich offenbaren samt allen bei ihm, und wird den Übriggebliebenen Freude geben, 400 Jahre lang. Nach diesen Jahren wird mein Sohn der Messias sterben, und alle, die Menschenodem haben» ( 4 Esra 7 , 28 f.). Es steht außer Frage, dass das 4 . Buch Esra gegen Ende des 1 . oder Anfang des 2 . Jahrhunderts geschrieben wurde. Die Datierung der
Similitudines
(Parabeln) des Buches Henoch war hingegen lange umstritten. Weil unter den unzähligen Quellen in Qumran keine Kopie der
Similitudines
gefunden wurde, gehen die
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