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Zelot

Zelot

Titel: Zelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reza Aslan
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aber nichts Materielles erhält. Dieser Unterschied soll demonstrieren, dass Jesus höher als Mose steht. Mose wird wegen seiner Begegnung mit der Herrlichkeit Gottes verklärt, Jesus hingegen wird wegen seiner eigenen Herrlichkeit verklärt. In den Augen von Morton Smith wird diese These noch durch den Umstand unterstrichen, dass Mose und Elija, also das Recht und die Propheten, als Untergebene Jesu in Erscheinung treten. Siehe Smith, «The Origin and History of the Transfiguration Story», in:
Union Seminary Quarterly Review
36 ( 1980 ), S.  42 . Auch Elija stieg einmal auf einen Berg und spürte, wie der Geist des Herrn an ihm vorüberzog. «Der Herr antwortete: ‹Komm heraus und stell dich auf den Berg vor den Herrn!› Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln.» ( 1  Kg  19 , 11 f.) Man sollte darauf hinweisen, dass die Verklärungsgeschichte nach Smiths Meinung «aus der Welt der Magie» stammt. Seine These hat mit seiner Auffassung von Jesus als einem Magier «wie andere Magier» zu tun. Deshalb glaubt Smith, die Verklärung sei ein auf hypnotische Weise hervorgerufenes mystisches Ereignis gewesen, das absolute Stille erfordere; folglich wurde der Bann gebrochen, als Petrus sprach. Der Versuch des Markus, mit Hilfe dieser Geschichte Jesus als den wahren Messias zu bestätigen, ist für Smith somit ein Irrtum seitens des Evangelisten. Das Ganze demonstriert Markus’ Auffassung, dass Jesus beide Personen an Herrlichkeit übertrifft. Selbstverständlich ist das keine neue Auffassung in der Christologie des Neuen Testaments. Paulus erklärt ausdrücklich die Überlegenheit Jesu über Mose (Röm  5 , 14 ; Kor  10 , 2 ), genau wie der Verfasser des Briefes an die Hebräer ( 3 , 1 – 6 ). Mit anderen Worten, Markus hält lediglich eine vertraute Überzeugung der frühen Christen fest, dass Jesus der dem jüdischen Volk versprochene neue Mose ist ( 5  Mos  18 , 15 ). Siehe dazu auch Morna D. Hooker, «‹What Doest Thou Here, Elijah?› A Look at St. Mark’s Account of the Transfiguration», in: L.D. Hurst et al. (Hg.),
The Glory of Christ in the New Testament
(Oxford 1987 ), S.  59 – 70 . Hooker misst dem Umstand große Bedeutung zu, dass im Markus-Evangelium Elija als Erster auftritt und es danach heißt «und mit ihm Mose».
    Der Begriff
Messiasgeheimnis
geht auf William Wredes immer wieder neu aufgelegtes Standardwerk
Das Messiasgeheimnis in den Evangelien. Zugleich ein Beitrag zum Verständnis des Markusevangeliums
(Göttingen 3 . Aufl. 1963 ; Original: 1901 ) zurück. Die Theorien zum Messiasgeheimnis lassen sich in zwei Denkschulen unterteilen: die einen glauben, das Geheimnis lasse sich aus dem historischen Jesus ableiten, die anderen meinen, entweder der Evangelist oder die ersten Markusanhänger hätten es geschaffen. Wrede argumentierte, das Messiasgeheimnis sei ein Produkt der Gemeinde und ein redaktionelles Motiv des Evangeliums selbst. Nach seiner These geht das Messiasgeheimnis auf Markus’ Versuch zurück, den ursprünglichen christlichen Glauben im Jerusalem des 1 . Jahrhunderts, der erst nach der Auferstehung Jesus als den Messias betrachtete, mit der Anschauung in Einklang zu bringen, Jesus sei sein ganzes Leben und Wirken lang der Messias gewesen. Der Haken an Wredes Theorie ist, dass in Markus  16 , 1 – 8 (dem ursprünglichen Ende des Evangeliums) abgesehen von dem unerklärlichen Verschwinden aus dem Grab, nichts auf eine Veränderung der Identität Jesu schließen lässt. Wie dem auch sei, es fällt ohnehin schwer zu erklären, wie die Auferstehung – eine Vorstellung, die den Messiaserwartungen im Palästina des 1 . Jahrhunderts völlig fremd war – die Überzeugung hervorrufen konnte, Jesus sei der Messias. Wrede geht es in seiner Studie darum, anhand des messianischen Geheimnisses zu beweisen, dass sich Jesus zu seinen Lebzeiten in Wirklichkeit niemals selbst als Messias ausgegeben habe – eine faszinierende und vermutlich zutreffende Hypothese. Zu den Gegnern, die argumentieren, das Messiasgeheimnis könne tatsächlich bis zur historischen Person Jesus zurückverfolgt werden, zählen Oscar Cullman,
Christology of the New Testament
(Philadelphia 1963 ), S.  111 – 136

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