Zelot
römischer Soldaten unter den Häschern an, die Jesus gefangen nahmen. Allerdings ist das höchst unwahrscheinlich, weil kein römischer Soldat einen Verbrecher ergriffen und an den Sanhedrin ausgeliefert hätte, wenn ihm das sein Präfekt nicht ausdrücklich befohlen hätte. Und es besteht kein Grund zu der Annahme, dass Pilatus an dem Geschehen beteiligt war, bevor man Jesus vor ihn brachte. Markus deutet zwar an, derjenige, der das Schwert schwingt, sei kein Jünger gewesen, sondern «einer von denen, die dabeistanden», aber die anderen Evangelien stellen eindeutig fest, dass tatsächlich ein Jünger dem Diener das Ohr abhieb. Johannes identifiziert den angriffslustigen Jünger sogar als Simon Petrus (Joh 18 , 8 – 11 ). Das Unbehagen von Lukas über einen Jesus, der sich scheinbar gegen die Gefangennahme wehrt, wird dadurch gelindert, dass er nachdrücklich betont, dass Jesus das Handgemenge gestoppt und das Ohr des armen Dieners geheilt habe, ehe er sich abführen ließ (Lk 22 , 49 – 53 ). Andererseits erklärt ausgerechnet Lukas, Jesus habe seinen Jüngern befohlen, Schwerter zu kaufen und mitzunehmen in den Garten (Lk 22 , 35 – 38 ).
Zu Eusebius siehe Eusebius,
Historia ecclesiae
(deutsch:
Kirchengeschichte
) III . 3 , zitiert in: George R. Edwards,
Jesus and the Politics of Violence
(New York 1972 ), S. 31 . Die Darstellung des Eusebius ist von einigen heutigen Wissenschaftlern angezweifelt worden, unter anderen von L. Michael White,
From Jesus to Christianity
(New York 2004 ), S. 230 .
Raymond Brown legt knapp die Gründe dar, die für die Existenz einer Reihe von Passionsgeschichten schon vor Entstehung der Evangelien sprechen, und zwar in seinem enzyklopädischen zweibändigen Werk
The Death of the Messiah
(New York 1994 ), S. 53 – 93 . Der größte Gegner von Brown, die sogenannte Perrin-Schule, lehnt jede Vorstellung einer Passionsgeschichte vor Markus ab und erklärt, die Erzählung des Prozesses und der Kreuzigung sei von Markus verfasst und von allen kanonisierten Evangelien übernommen worden, auch von Johannes. Siehe W.H. Kelber (Hg.),
The Passion in Mark: Studies on Mark 14 – 16
(Philadelphia 1976 ).
Zur Anwendung der Kreuzigungsstrafe unter den Juden siehe Ernst Bammel, «Crucifixion as a Punishment in Palestine», in: Ernst Bammel (Hg.),
The Trial of Jesus
(Naperville, Ill. 1970 ), S. 162 – 165 . Josef Blinzler weist darauf hin, dass in der Zeit des Römischen Reiches eine gewisse Einheitlichkeit beim Verlauf der Kreuzigung bestand, insbesondere was das Nageln der Hände und Füße an einen Querbalken betraf. In der Regel wurden die Verurteilten zuvor ausgepeitscht, und zumindest unter den Römern wurde erwartet, dass der Verbrecher selbst sein Kreuz zum Ort der Kreuzigung schleppte. Siehe Blinzler,
The Trial of Jesus
(Westminster, Md. 1959 ).
Laut Josephus wurden die Juden, die während der Belagerung Jerusalems durch Titus zu fliehen versuchten, zuerst hingerichtet, dann ans Kreuz geschlagen;
Geschichte des Jüdischen Krieges
5 . 449 – 451 . Martin Hengel schreibt, auch wenn die Kreuzigung eine nichtrömischen Bürgern vorbehaltene Strafe war, sei es durchaus vorgekommen, dass römische Bürger gekreuzigt wurden. Allerdings geschah dies ganz bewusst als Reaktion auf Verbrechen, die als Verrat galten. Mit anderen Worten, wenn der Bürger eine «Sklavenstrafe» bekam, wurde signalisiert, dass er ein so schweres Verbrechen begangen hatte, dass der Verbrecher die römische Bürgerschaft verloren hatte. Siehe dazu Hengel,
Crucifixion in the Ancient World and the Folly of the Message of the Cross
(Philadelphia 1977 ), S. 39 – 45 . Das Cicero-Zitat stammt aus Hengel, ebenda, S. 37 . Siehe auch J.W. Hewitt, «The Use of Nails in the Crucifixion», in:
Harvard Theological Review
25 ( 1932 ), S. 29 – 45 .
Mit Blick auf Jesu Prozess vor Kajaphas in den Evangelien erklären Matthäus und Markus, dass Jesus in den Hof
(aule)
des Hohepriesters gebracht wurde, nicht zum Hohen Rat. Im Gegensatz zu Markus nennt Matthäus den Hohepriester beim Namen: Kajaphas. Johannes behauptet, Jesus sei zuerst zum vorherigen Hohepriester gebracht worden, zu Hannas, bevor man ihn zu dessen Schwiegersohn und amtierenden Hohepriester Kajaphas brachte. Interessanterweise bewertet Markus die Behauptung als falsch, dass Jesus den Tempel zerstören und ohne Menschenhand einen neuen aufbauen werde. Wie Matthäus stellen auch Lukas in der Apostelgeschichte und Johannes klar, dass Jesus
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