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Zelot

Zelot

Titel: Zelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reza Aslan
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Gottes einlassen würde, sobald es errichtet war. Aber allem Anschein nach ging Jesus, wie John Meier anmerkt, davon aus, dass den Nichtjuden erst am Ende der israelitischen Geschichte der Zutritt zum Reich gestattet werde, noch dazu als Untertanen der Juden (Meier,
Marginal Jew
, Bd. 3 , S.  251 ).
    Ich stimme Richard Horsley zu, dass die Gebote «Liebet eure Feinde» und «Haltet auch die andere Wange hin» im Lukas-Evangelium vermutlich dem ursprünglichen Material der Logienquelle Q näher sind als die parallelen Äußerungen in Matthäus, in denen die Gebote Jesu dem Gebot der Hebräischen Schrift «Auge um Auge» (
lex talionis
) gegenübergestellt werden. Siehe Horsley,
Jesus and the Spiral of Violence,
S.
 
255 – 265 .
    Mit Blick auf Matthäus  11 , 12 habe ich hier eine abweichende Version des Verses eingefügt – «Das Himmelreich kommt gewaltsam» –, weil ich überzeugt bin, dass dies der ursprüngliche Wortlaut der Stelle ist und weil es besser in den Kontext passt. Die übliche Version der Stelle lautet wie folgt: «Seit den Tagen des Johannes bis jetzt übt das Himmelreich seine Gewalt
(biazetai)
und die Gewalt Übenden erbeuten es.» So übersetzt Rudolf Otto in
Reich Gottes und Menschensohn,
S.  79 , die Stelle. Man beachte, dass der Vers weit häufiger ungenau folgendermaßen übersetzt wird: «Seit den Tagen Johannes des Täufers bis heute wird dem Himmelreich Gewalt angetan; die Gewalttätigen reißen es an sich.» Allerdings lassen selbst diese Übersetzungen auch eine abweichende Lesart zu, die auf das Aktiv hinweist, das ich in meiner Übersetzung verwende. Das Problem liegt in dem Verb
biazomai,
das heißt «Gewalt oder Kraft anwenden». Im Perfekt kann
biazomai
heißen «jemandem Gewalt angetan haben», aber das Verb steht hier nicht im Perfekt. Ganz ähnlich kann
biazomai
im Passiv bedeuten «Gewalt erleiden», aber in Matthäus  11 , 12 liegt auch kein Passiv vor. Laut UBS Lexicon steht das Verb
biazomai
an dieser Stelle in dem altgriechischen Medium und bedeutet deshalb «Gewalt anwenden». Ein Fingerzeig, wie die Stelle zu übersetzen ist, findet sich in der parallelen Stelle im Lukas-Evangelium unter 16 , 16 . Lukas unterschlägt die erste Hälfte des Verses («das Himmelreich wirkt durch Gewalt»), womöglich um Missverständnisse zu vermeiden. Allerdings verwendet er danach genau dasselbe Verb
biazetai
im Aktiv in dem Satz: «und alle wollen mit Gewalt [ins Reich] hineinkommen». Schließlich passt die übliche Übersetzung «dem Himmelreich wird Gewalt angetan» weder zu dem Zeitpunkt, als Jesus diese Worte aussprach, noch zu dem Kontext, in dem er lebte. Und Kontext ist alles. Zur Diskussion um diese Stelle in der englischsprachigen Literatur siehe
Analytic Greek New Testament
(Grand Rapids, Mich. 1981 ), sowie die Fußnote zu Matthäus  11 , 12 in
Thayer’s Greek-English Lexicon of the New Testament
(Ann Arbor 1996 ) und Johannes P. Louw und Eugene A. Nida (Hg.),
Greek-English Lexicon of the New Testament
(Grand Rapids, Mich. 1988 ). Louw und Nida weisen ganz richtig darauf hin, dass es «in vielen Sprachen schwierig oder gar unmöglich ist, davon zu sprechen, dass dem Himmelreich ‹Gewalt angetan› werde». Allerdings räumen sie ein, dass «eine aktive Form verwendet werden kann, etwa ‹und gewaltsam das Himmelreich angreifen› oder ‹die Herrschaft Gottes›».

Kapitel elf: Für wen haltet ihr mich?
    Zur Frage, ob die Juden im Palästina des 1 . Jahrhunderts die Rückkehr Elijas und den Beginn des messianischen Zeitalters erwarteten, siehe John J. Collins,
Apocalypticism in the Dead Sea Scrolls
(London 1997 ). Zur bewussten Nachahmung Elijas durch Jesus siehe John Meier,
Marginal Jew,
Bd.  3 , S.  622 – 626 .
    Im Gegensatz zu Matthäus und Lukas, die eine Veränderung in der physischen Erscheinung Jesu während der Verklärung überliefern (Mt  17 , 2 ; Lk  9 , 29 ), schreibt Markus, dass Jesus auf eine Weise verklärt wurde, die lediglich seine Kleidung betraf ( 9 , 3 ). Die Parallelen zum 2 . Buch Mose sind in der Schilderung der Verklärung unverkennbar: Mose nimmt Aaron, Nadab und Abihu zum Berg Sinai mit, wo er von einer Wolke umfangen wird und die Gebote und den Plan für den Bau des Heiligtums empfängt. Wie Jesus wird auch Mose auf dem Berg in der Gegenwart Gottes verklärt. Aber es besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Geschichten. Mose bekam die Gesetzestafeln von Gott selbst, während Jesus Mose und Elija nur sieht,

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