Zelot
Übernahme des «Cäsar» als Kognomen durch die römischen Kaiser findet, etwa bei «Cäsar Augustus».
Der Christus des Paulus ist nicht einmal menschlich, wenngleich er eine menschenähnliche Gestalt angenommen hat (Phil 2 , 7 ). Er ist ein kosmisches Wesen, das vor der Zeit existiert hat. Er ist die erste Schöpfung Gottes, durch die der Rest seiner Schöpfung erst entsteht ( 1 Kor 8 , 6 ). Er ist Gottes eingeborener Sohn, Gottes
physischer
Abkömmling (Röm 8 , 3 ). Er ist der neue Adam, geboren nicht aus Staub, sondern aus dem Himmel. Allerdings ist «der letzte Adam», wie Paulus Christus nennt, kein Lebewesen wie «Adam, der erste Mensch», sondern ein «lebendig machender Geist» ( 1 Kor 15 , 45 – 47 ). Kurz, Christus ist ein vollkommen neues Wesen. Doch er ist nicht einzigartig. Er ist lediglich der Erste seiner Art, «der Erstgeborene von vielen Brüdern» (Röm 8 , 29 ). Alle, die wie Paulus an Christus glauben, also Paulus’ Christuslehre annehmen, können in einer mystischen Vereinigung eins mit ihm werden ( 1 Kor 6 , 17 ). Durch ihren Glauben werden ihre Körper zum herrlichen Körper Christi (Phil 3 , 20 – 21 ). Sie werden dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt von Gottes Sohn teilzuhaben, die, wie Paulus seine Anhänger erinnert, Wesen und Gestalt Gottes sind (Röm 8 , 29 ). Als «Erben Gottes und Miterben Christi» können Gläubige somit zu göttlichen Wesen werden (Röm 8 , 17 ). Sie können wie Christus in seinem Tode werden (Phil 3 , 10 ) – also göttlich und ewig –, betraut mit der Aufgabe, an seiner Seite über die gesamte Menschheit und die Engel im Himmel zu richten ( 1 Kor 6 , 2 – 3 ).
Paulus’ Darstellung Jesu als Christus mag heutigen Christen vertraut erscheinen, da sie seitdem zur Standarddoktrin der Kirche geworden ist, aber für die jüdischen Anhänger Jesu muss sie schlichtweg bizarr gewesen sein. Die Verwandlung des Nazoräers in einen göttlichen, tatsächlichen Sohn Gottes, der gestorben und auferstanden war, führte eine ganz neue Art ewiger Wesen ein, denen es nun oblag, über die Welt zu richten. In sämtlichen Schriften über Jesus, die auch nur ungefähr zur selben Zeit entstanden sind wie die des Paulus, ist dies ohne jede Parallele (ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Christus des Paulus hauptsächlich dessen eigene Schöpfung war). So findet sich in der Logienquelle Q nichts, was den Vorstellungen des Paulus nahe käme, obgleich dieses Material etwa zur selben Zeit gesammelt wurde, wie Paulus seine Briefe schrieb. Paulus’ Christus ist auch bestimmt nicht der Menschensohn, der im Markus-Evangelium auftaucht, das nur wenige Jahre nach Paulus’ Tod entstand. Nirgendwo im Lukas- oder Matthäus-Evangelium – verfasst zwischen 90 und 100 n. Chr. – wird Jesus als tatsächlicher Sohn Gottes betrachtet. Beide Evangelien verwenden den Begriff «Sohn Gottes» genau so, wie er in den gesamten Hebräischen Schriften gebraucht wird: als königlichen Titel, nicht als Beschreibung. Erst im letzten der kanonisierten Evangelien, dem des Johannes, das irgendwann zwischen 100 und 120 n. Chr. geschrieben wurde, findet sich Paulus’ Sichtweise von Jesus als Christus – als ewiger
logos
, als eingeborener Sohn Gottes. Freilich war das Christentum, fast ein halbes Jahrhundert nach der Zerstörung Jerusalems, inzwischen eine durch und durch romanisierte Religion, und der Christus des Paulus hatte längst keine Ähnlichkeit mit dem jüdischen Messias mehr, der Jesus einmal gewesen war. In den fünfziger Jahren des 1 . Jahrhunderts, als Paulus seine Briefe verfasste, muss seine Jesusdarstellung jedoch schockierend und regelrecht gotteslästerlich gewesen sein. Deshalb fordern Jakobus und die Apostel ihn etwa im Jahre 57 auf, nach Jerusalem zu kommen und sich für seine abweichlerischen Lehren zu verantworten.
Für Paulus war es nicht das erste Mal, dass er vor den Führern der Bewegung erschien. Wie er in seinem Brief an die Galater erwähnt, begegnete er den Aposteln erstmals drei Jahre nach seiner Konversion, also etwa um 40 n. Chr., bei einem Besuch in der Heiligen Stadt. Damals lernte er Petrus und Jakobus kennen. Die beiden Anführer waren offensichtlich begeistert: «Er, der uns einst verfolgte, verkündigt jetzt den Glauben, den er früher vernichten wollte.» (Gal 1 , 23 ) Sie priesen Gott für Paulus und schickten ihn los, die Botschaft Jesu in den Regionen Syrien und Kilikien zu verkünden. Als Begleiter und Aufpasser
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