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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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noch stattlich genug. Die Außenmauer war viel zu hoch, als daß sie sie hätten erklimmen können. »Ich hau zu Klumpen wie weiche Lumpen«, bot sich Krach voller Zuversicht an.
    »Nein«, sagte Dor, »das würde die ganze Burg alarmieren und uns einen Pfeilhagel nach dem anderen bescheren.« Er musterte Arnolde, dem es gut zu gehen schien; er zeigte keinerlei Anzeichen einer Infektion. Aber von Pfeilen hatten sie vorerst genug! »Wir warten bis Nachtanbruch und gehen dann äußerst leise vor. Sie werden zwar mit unserem Angriff rechnen, wissen aber nicht, wie er erfolgen soll. Wenn es uns gelingt, König Trent in Reichweite des magischen Durchgangs zu manövrieren, kann er die Sache von innen her aufrollen.«
    »Aber wir wissen doch gar nicht, wo er sich in der Burg befindet!« warf Irene besorgt ein.
    »Das ist meine Aufgabe«, sagte Grundy. »Ich schleiche mich rein und seh mich um und erstatte euch bis Nachtanbruch Meldung. Dann erledigen wir das Ganze ohne allzu großen Ärger.«
    Das leuchtete ein. Die anderen ließen sich nieder, um etwas zu essen und sich auszuruhen, während der Golem sich ins Innere der Burg schlich. Arnolde, den seine Wunde vielleicht mehr ermüdete, als er sich anmerken ließ, schlief schon bald darauf ein. Krach döste immer sofort weg, wenn es körperlich für ihn nichts zu tun gab. Wieder waren Dor und Irene wach und allein.
    Dor fiel ein, daß sich das Problem noch nicht unbedingt dadurch lösen ließ, daß sie den magischen Durchgang so plazierten, daß sich König Trent in seinem Wirkungsbereich befand. König Trent konnte seine Kerkermeister zwar in Käfer verwandeln – doch die Zellentür würde dann immer noch verriegelt bleiben. Königin Iris konnte die Illusion eines nahenden Greifs herbeizaubern – doch auch das würde noch keine Schlösser öffnen. Sie mußten die Sache noch genauer durchdenken.
    Sie lagen, versteckt im Schatten einer der uralten Eichen, am Hang, und die Welt wirkte trügerisch friedlich. »Glaubst du wirklich, daß es funktionieren wird?« fragte Irene nervös. »Je näher der Zeitpunkt rückt, um so mehr fürchte ich, daß etwas Schreckliches passieren könnte.«
    Dor kam zu dem Schluß, daß er es sich nicht leisten konnte, ihr zuzustimmen. »Wir haben uns bis hier durchgekämpft«, erwiderte er. »Das kann nicht alles umsonst gewesen sein.«
    »Wir hatten aber auch keinerlei Erfolgsomen…« Sie hielt inne. »Oder vielleicht doch? Omen – König Omen… ob das was damit zu tun haben könnte?«
    »Bei der Magie ist alles möglich. Und wir haben die Magie nun einmal in dieses Königreich hineingetragen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich schwanke ständig hin und her zwischen Hoffnung und Zweifel. Du dagegen gehst immer weiter, ohne jede Ungewißheit, und meistens schaffst du es ja auch. Zusammen sind wir, glaube ich, eine ganz gute Mannschaft.«
    Ohne jede Ungewißheit? Er bestand praktisch nur aus Ungewißheit! Doch andererseits wollte er das bißchen Zuversicht, nach dem Irene heischte, nicht zunichte machen. »Wir müssen einfach Erfolg haben. Sonst würde ich schließlich König. Das würde dir auch nicht gerade zusagen.«
    Sie rollte sich neben ihn und verstreute dabei Laub und Grashalme um sich. Dann packte sie ihn an den Ohren und küßte ihn. »Ich würde mich damit abfinden, Dor.«
    Er blickte sie verblüfft an. Sie war zerzaust und wunderschön. Sie war immer die treibende Kraft in ihrer Beziehung gewesen, zunächst beim Zanken und in letzter Zeit in Sachen Romantik. Wollte er das wirklich so haben?
    Er packte sie seinerseits, drückte sie zu Boden und küßte sie heftig, fast brutal. Erst versteifte sie sich vor Schreck, doch dann schmolz sie hingebungsvoll dahin, erwiderte seinen Kuß und seine Umarmung und wurde zu etwas höchst Außergewöhnlichem, Erregendem.
    Es wäre ein leichtes gewesen, weiterzugehen. Doch in Dors Kopf klingelte eine warnende Alarmglocke. Im Verlauf seiner zahlreichen Abenteuer hatte er den Wert des richtigen Zeitpunkts kennengelernt, und der Augenblick war einwandfrei nicht gegeben. »Zuerst aber befreien wir deinen Vater«, murmelte er ihr ins Ohr.
    Das ließ sie zusammenzucken. »Ja, ja, natürlich. Nett, daß du mich daran erinnerst.«
    Dor vermutete, daß er wohl verspielt hatte, doch wie üblich blieb ihm auch diesmal nichts anderes übrig, als unbeirrt fortzufahren. »Jetzt können wir schlafen, damit wir heute nacht ausgeruht sind.«
    »Was immer du meinst«, sagte sie. Doch sie ließ ihn nicht fahren.

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