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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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der Pfad bergab, was das Vorankommen etwas erleichterte. Doch im Dunkeln war es bei dieser Geschwindigkeit äußerst gefährlich; denn die zerklüfteten Felsen und die Bäume warfen ihre Schatten auf den Weg, der ohne Warnung plötzlich Kurven und Bögen schlug. Schon bald waren die Soldaten ihnen auf der Fährte.
    Doch Dor benutzte sein Talent, um sich von dem Pfad selbst vor Gefahren warnen zu lassen, so daß sie wenigstens etwas schneller vorankamen, als es Ortskundigen unter normalen Umständen möglich gewesen wäre. Doch er wußte, daß sie nicht mehr lange auf dem Pfad bleiben durften: denn die Soldaten waren mit dem Weg vertraut und besaßen Fackeln, so daß sie sie schon bald einholen würden. Sie mußten vom Pfad weg und sich verstecken – und das würde diesmal möglicherweise nicht genügen, denn es gab kaum Raum, um sich zu verstecken, und die Soldaten würden auf der Hut sein.
    Da kam die Katastrophe. »Die Brücke ist weg!« warnte der Pfad.
    »Welche Brücke?« fragte Dor keuchend.
    »Die Holzbrücke über den Abgrund, du Nase!«
    »Was ist mit ihr passiert?«
    »Die Soldaten von Onesti haben sie zerstört, als sie hörten, daß die Khazaren kommen.«
    Also hatten sie sich durch ihre List selbst in diese mißliche Lage gebracht! »Können wir den Abgrund auf einem anderen Weg überqueren?«
    »Schaut ihn euch doch selbst an. Hier ist er.«
    Hastig blieben sie stehen. Vor ihnen gähnte ein Abgrund im Finstern – eine Felsspalte, fast vier Mannslängen breit, die von der Steilwand hinunter in das tiefe Tal führte, das vom nächtlichen Nebel verhüllt war. Nun beleuchtete das Mondlicht die Szene, als sei es eifrig darauf erpicht, ihnen die Größe ihrer Gefahr genau vor Augen zu führen.
    »Ein junger, kräftiger Zentaur könnte da hinüberspringen«, meinte Arnolde. »Für mich ist das völlig unmöglich.«
    »Wenn wir das Seil hätten…«, sagte Irene. Doch das Seil befand sich natürlich im Besitz von Chet, wo immer der gerade sein mochte.
    Es schien so gut wie unmöglich, statt dessen die Felswand zu erklimmen, und sie wußten auch nicht, was die Nebelschwaden unter ihnen verbergen mochten. Die Brücke war die einzige praktikable Möglichkeit gewesen den Abgrund zu überqueren, und es waren nur noch Bruchstücke von ihr übrig. Hier war nun ein gewaltiges natürliches Hindernis entstanden – sicherlich war dies einer der Gründe, weshalb es den Khazaren nicht gelungen war, dieses winzige Königreich zu erobern. Jede Brücke, die der Feind errichten mochte, konnte jederzeit wieder zerhackt oder abgebrannt werden.
    Doch nun näherten sich bereits die Fackeln der Verfolger. Sie steckten in der Zwickmühle: Hinter ihnen konnte eine Handvoll Männer den Paß mühelos halten und ihnen den Rückzug abschneiden. Der Abhang an dieser Stelle war äußerst steil und bot ihnen kaum einen Schutz. Wenn die Soldaten ihnen nicht den Garaus machten, würde es die Natur schon tun.
    »Die Salbe!« sagte Irene. »Seht ihr den Nebel da? Wir müssen die Salbe benutzen!«
    »Aber der Fluch – wir haben den Gegenzauber verloren!« protestierte Dor. »Dann müssen wir wieder irgendeine abscheuliche Tat begehen!«
    »Wenn wir uns nicht schnell verziehen, werden die Soldaten uns eine abscheuliche Tat antun!« bemerkte sie.
    Dor musterte sie, wie sie mit seiner offenen Jacke bekleidet vor ihm im Mondlicht stand und sich mit ihren wohlgeformten Beinen gegen den Berg stemmte. Er stellte sich vor, wie die Soldaten ihr eine abscheuliche Tat antaten, wie sie es bereits im Kerker versucht hatten. »Wir benutzen die Salbe«, entschied er.
    Sie kletterten ein Stück den Abhang hinab, um in Reichweite des Nebels zu gelangen. Sie mußten sich an Bäumen und Wurzeln festhalten, um nicht in die Tiefe zu stürzen.
    Dor griff in seine Tasche, um die Salbe hervorzuholen – und entdeckte den Zehner, den er im neuzeitlichen Mundania von Ichabod erhalten hatte. Er hatte ihn schon ganz vergessen; irgendwie mußte er in eine Ausbuchtung seiner Tasche gerutscht sein. Natürlich war er jetzt völlig nutzlos. Er durchwühlte seine Tasche weiter und entdeckte den Salbentopf.
    Hastig bestrichen sie ihre Füße mit der Salbe. Langsam neigte sich ihr Vorrat seinem Ende zu: Das dürfte wohl die letzte Gelegenheit für sie sein, die Salbe zu benutzen. Vorsichtig schritten sie schließlich auf die Nebelschwaden zu.
    »Haltet euch nahe an Arnolde«, warnte Dor, »und bleibt in der Reihe. Jeder, der aus dem magischen Feld tritt, wird in die Tiefe

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