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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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»Liebster.«
    Dor überlegte und kam zu der Entscheidung, daß er bequem genug lag. Eine grüne Strähne von Irenes Haar lag auf seinem Gesicht und duftete angenehm nach Mädchen. Sie atmete leise gegen seinen Körper. Er wußte, daß er sich nichts Besseres wünschen konnte, um sich auszuruhen.
    Doch sie schien auf etwas zu warten. Endlich fiel es ihm ein. »Liebste«, sagte er.
    Sie nickte und schloß die Augen. Ja, langsam lernte er dazu! Bewegungslos lag er da und schlief schließlich ein.
     
    »Na, wenn das nicht gemütlich ist!« bemerkte Grundy.
    Dor und Irene fuhren erschreckt aus dem Schlaf. »Wir haben nur zusammen geschlafen«, sagte sie.
    »Und das gebt ihr auch noch zu!« rief der Golem.
    »Immerhin sind wir verlobt, wie du weißt. Wir können tun, was wir wollen.«
    Dor merkte, daß sie den Golem nur aufzog, deshalb hielt er sich lieber zurück. Was kümmerte es sie schließlich, was andere Leute dachten? Was zwischen ihm und dem Mädchen, das er liebte, geschah, war allein ihre Sache.
    »Das muß ich deinem Vater melden«, sagte Grundy pikiert.
    Plötzlich kam es Dor zu Bewußtsein. Das war ja die Tochter des Königs.
    »Das werde ich ihm schon selbst erzählen, du Zwirnknäuel!« fauchte Irene. »Hast du ihn gefunden?«
    »Vielleicht sollte ich das einem so bösen Mädchen lieber nicht verraten.«
    »Vielleicht sollte ich auch eine Fliegenfalle wachsen lassen, an die ich dich dann verfüttern kann!« konterte Irene.
    Das schüchterte den Golem ein. »Ich habe sie alle drei gefunden. In drei getrennten Zellen, genau wie bei euch. Königin Iris, König Trent und König Omen.«
    Irene setzte sich abrupt auf und löste sich aus Dors Umarmung. »Geht es ihnen gut?«
    Grundy zog eine Grimasse. »Den Männern schon. Die haben schon früher Entbehrungen kennengelernt. Die Königin ist allerdings gar nicht zufrieden mit ihrer Lage.«
    »Das war wohl auch kaum zu erwarten. Aber geht es ihnen auch körperlich gut? Man hat sie doch nicht etwa hungern lassen oder so?«
    »Na ja, was das anging waren sie ein bißchen einsilbig«, berichtete der Golem. »Aber die Königin scheint an Gewicht verloren zu haben. Na ja, sie wurde sowieso langsam fett, insofern ist das nicht so schlimm. Und ich habe auch eine Brotkruste gesehen, die sie hat liegenlassen. Sie war verschimmelt. Auch Fliegen gibt es da drinnen ziemlich viele, wahrscheinlich auch einen Haufen Maden.«
    Irene wurde wütend. »Die haben kein Recht, Leute königlichen Geblüts so zu behandeln!«
    »Ich habe noch etwas aufgeschnappt«, fuhr Grundy fort. »Der Wächter, der ihnen ihr Essen bringen soll – na ja, sieht so aus als ob er zuerst alles auffuttert, was er mag, um ihnen dann bloß die Reste zu überlassen. Manchmal spuckt er auch drauf oder reibt Schmutz hinein, nur um sie zu ärgern. Sie müssen das Zeug ja so oder so essen, wenn sie nicht verhungern wollen. Er spricht nicht mit ihnen, sondern zeigt ihnen seine Verachtung einfach nur durch Taten.«
    »Von dieser Technik habe ich schon einmal gehört«, sagte Arnolde. »Das ist das Prinzip der Erniedrigung. Wenn man den Stolz eines Menschen erst einmal gebrochen hat, kann man mit ihm machen, was man will. Der Stolz ist das Rückgrat der Durchhaltemoral. Wahrscheinlich versucht König Oary den König Omen dazu zu zwingen, eine Abdankungsurkunde zu unterzeichnen, damit er für alle Fälle etwas in der Hand hat, was seine Thronbesteigung nachträglich rechtfertigt.«
    »Warum läßt er denn dann die anderen am Leben?« fragte Dor, entsetzt sowohl von der Methode als auch von der ganzen Denkweise. Die Politik der Mundanier war wirklich ein äußerst schmutziges Geschäft.
    »Nun, wir haben ja gesehen, auf welche Weise er vorgeht. Wenn er die drei beisammen läßt, so daß sie sich miteinander anfreunden, kann er die anderen als Druckmittel gegen König Omen einsetzen. Erinnert Ihr Euch noch daran, wie er Irene foltern wollte, um Euch zum Sprechen zu bewegen?«
    »Wird er etwa auch meine Eltern foltern?« fragte Irene entsetzt.
    »Es mißfällt mir zwar, es aussprechen zu müssen, aber die Möglichkeit besteht immerhin.«
    Irene verfiel in zorniges Schweigen. Dor beschloß, sich jetzt dem Problem der Gefangenenbefreiung zuzuwenden. »Ich hatte gehofft, daß König Trent seine magische Kraft benutzen könnte, um auszubrechen, aber ich sehe noch nicht, wie das Verwandeln von Leuten Zellentüren sprengen soll. Wenn wir nur irgendeine Möglichkeit fänden…«
    »Das ist ein Kinderspiel«, meinte Arnolde.

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