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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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worden war, aufgehört hatte, ein Gespenst zu sein – war mit magischem Sex-Appeal gesegnet, mit dessen Hilfe sie sich einen der wenigen Magier Xanths, den Zombiemeister, eingefangen hatte. Dor selbst hatte dabei geholfen, diesen Magier für sie wieder zum Leben zu erwecken, und nun hatten die beiden bereits dreijährige Zwillinge. Also sagte Dor damit nichts anderes, als daß Irene keinen Sex-Appeal und keine Weiblichkeit besäße, eben jene Dinge, nach d e nen sie so eifrig strebte. Doch es fiel schwer, diesen Vorwurf wir k lich aufrechtzuhalten, denn Irene war wirklich nicht weit von i h rem Ziel entfernt. Wenn er jemals vergessen sollte, daß sie die Palastgöre war, würde er in Schwierigkeiten geraten, denn welcher verborgene Zensor würde schon einen wahrgewordenen Traum auslöschen? Irene konnte nämlich schrecklich nett sein, wenn sie sich Mühe gab. Vielleicht war sie es aber auch nur dann, wenn sie aufhörte, sich Mühe zu geben, das konnte er nicht so genau sagen.
    »Na ja, jedenfalls solltest du diesen blöden Aufsatz besser bald schreiben, sonst tritt dir Cherie Zentaur auf die Füße«, meinte Irene und legte sich eine neue Stimmung zu. »Wenn du willst, helfe ich dir beim Richtigschreiben der Wörter.«
    Doch diesem Vorschlag traute Dor auch nicht. »Ich versuch’s lieber allein.«
    »Dann baust du nur Mist. Mit deiner Sorte von Unwissen hat Cherie keine Geduld.«
    »Ich weiß«, stimmte er ihr düster zu. Cherie war eine richtige Schinderin – und genau aus diesem Grund hatte man ihr diese Aufgabe ja auch übertragen. Wenn ihr Gefährte Chester die Au s bildung übernommen hätte, so hätte Dor zwar sehr viel über das Bogenschießen, den Schwertkampf und über das Boxen ohne Bandagen gelernt, aber seine Rechtschreibung wäre mit Sicherheit in noch erstaunlichere Tiefen hinabgesackt. König Trent hatte schon eine recht sichere Hand beim Erteilen von Befugnissen.
    »Ich weiß was!« rief Irene. »Was du brauchst, ist eine Buchst a biene!«
    »Eine was?«
    »Ich hol eine«, sagte sie eifrig. Jetzt spielte sie ihre Helferinne n rolle, und der konnte er besonders schwer widerstehen, zumal er wirklich Hilfe brauchte. »Sie werden von Buchstabenpflanzen a n gelockt. Ich hol eine aus meiner Sammlung.« In einer wirbelnden Wolke süßen Dufts war sie auch schon verschwunden. Offenbar hatte sie damit begonnen, Parfüm zu benutzen.
    Mit einer geradezu phänomenalen Gewaltanstrengung gelang es Dor, sich noch einen weiteren Satz herauszuquetschen. »Jeder in Xanth besitzt ein einziges magisches Talent; kein Talent wiederholt sich«, las er beim Schreiben laut vor. Zwölf weitere Wörter. Was für eine tödliche Plackerei!
    »Das stimmt nicht«, meinte der Tisch. »Mein Talent ist das Spr e chen. Viele andere Dinge können auch sprechen.«
    »Du bist auch keine Person, sondern ein Ding«, belehrte Dor ihn in brüskem Ton. »Das Sprechen ist außerdem gar nicht dein T a lent, sondern meins. Ich kann nämlich unbelebte Gegenstände zum Sprechen bringen.«
    »Ooooccchh…«, murrte der Tisch mißmutig.
    Mit einem Samen aus ihrer Sammlung und einem mit Erde g e füllten Blumentopf kam Irene wieder ins Zimmer gerauscht. »Hier ist es.« Einen Augenblick später hatte sie den Samen auch schon eingepflanzt – er besaß die Gestalt des Buchstaben L – und hatte ihm den magischen Befehl »Wachse!« gegeben. Die Pflanze keimte und wuchs mit einem Tempo, das die Natur niemals zustande gebracht hätte. Denn das war ihr Talent – grüne Finger. Sie konnte innerhalb weniger Minuten aus einem winzigen Samen einen Ri e seneichelbaum wachsen lassen, wenn sie sich darauf konzentrierte, oder auch eine bereits ausgewachsene Pflanze monströse Ausmaße annehmen lassen. Doch weil sie aus einer Pflanze kein völlig and e res Wesen machen konnte wie ihr Vater, und auch keine toten Dinge beleben konnte wie Dor und der Zombiemeister es ve r mochten, erkannte man ihr nicht einmal den Rang einer Zauberin zu, und das ärgerte sie schon ihr ganzes Leben lang. Doch was sie konnte, konnte sie sehr gut, und das war eben, Pflanzen zum Wachsen zu bringen.
    Die Pflanze ließ ihren Stengel eine Handbreit wachsen, dann verästelte sie sich und begann zu blühen. Jede Blüte hatte die Form eines Buchstabens, und das ganze Alphabet war, wenn auch in willkürlicher Anordnung, vollständig vorhanden. Die Blüten gaben einen leisen, merkwürdigen Duft von sich, der ein bißchen nach Tinte und ein bißchen nach staubigen alten Büchern roch.
    Schon

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