Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
weiß, daß Mischlinge nicht mit Schnaps umgehen können. Dojangos Grinsen wurde reumütig.
    »Wieviel soll mich der Wanderzirkus kosten?«
    Morpheus warf eine untragbare Zahl in den Raum. Ich knallte die Tür zu und ging zurück ins Bett. Er ließ sich von einem der großen Drillinge anheben, damit er Zahlen durch die zerbrochene Scheibe rufen konnte. Ich spielte ein übles Schnarchen, bis hinter mir ein paar interessante Ziffern ratterten. Tatsächlich war Morpheus derart nachgiebig, daß ich mich zu fragen begann, wie groß sein Schuldenberg wohl sein mochte. Ich konnte nicht noch mehr Schwierigkeiten brauchen, als ich ohnehin schon hatte.
    »Es liegt an deiner Ernährung, daß du so stur bist. Das weißt du, Garrett. All die Säfte des roten Fleisches, angefüllt mit dem Entsetzen ermordeter Tiere, und du trainierst nie, um sie auszuschwitzen.«
    »Ich dachte mir schon, daß es so was ist, Morpheus. Das, zuviel Bier und nicht genügend laubreiches Gemüse.«
    »Rohrkolben, Garrett. Die weißen Herzen bei den Wurzeln der jungen Pflanzen, zu einem Salat angemacht. Nicht nur lecker, sondern mit der fast mystischen Gabe beseelt, die Last der Schuld zu erleichtern, die auf der Seele eines Fleischfressers liegt.«
    »Affenscheiße.« Als ich bei den Marines war, griffen wir eine Insel an, auf der uns die Venageti prompt von unseren Schiffen abschnitten und uns in einen Sumpf trieben. Rohrkolben waren ein Hauptbestandteil unserer Ernährung, bis sich das Kriegsglück wendete. Ich kann mich nicht erinnern, daß sie die Laune unserer Sergeants und Corporals merklich verändert hätten, die so fleischfressend waren, daß sie ihre eigenen Kinder verspeist hätten. Im Gegenteil.
    Ich weiß, wie heftig wir es den Venageti heimzahlten, als unsere Zeit gekommen war.
    Vielleicht habe ich nicht früh genug damit angefangen, Rohrkolben zu essen. »Morpheus, ich habe mal einen Job für einen Universitätsprofessor übernommen. Der hat ständig stinklangweilige Fakten deklamiert. Einmal hat er gesagt, der Mensch ißt zweihundertachtundvierzig verschiedene Früchte, Gemüse, Grünzeug und Knollengewächse. Schweine fressen nur zweihundertsechsundvierzig davon. Die rühren keinen Paprika an und kein Rohrkolbenmark. Was beweist, daß Schweine mehr Verstand haben als Menschen.«
    »Es hat keinen Sinn, dich zu bekehren. Du bist wild entschlossen, dich langsam umzubringen. Sind die Jungs engagiert?«
    »Sie sind engagiert.« Ich hoffte, daß es mir nicht irgendwann leid täte.
    »Wie bald können wir abreisen?«
    »Hast du es eilig, Morpheus? Mußt du die Stadt schnell verlassen? Kommst du deshalb so bereitwillig mit in den Cantard?«
    Ahrm zuckte mit den Achseln.
    Ein Achselzucken war mir Antwort genug.
    Bedenkt man Morpheus’ Talente und seinen Ruf, muß es schon jemand Gewichtiges sein, der ihm angst machen kann. Meiner Meinung nach reduzieren sich diese Jemande auf eine Menge von einem. Den großen Mann persönlich. Den Oberboß. »Seit wann interessiert sich Kolchak für Spinnenrennen, Morpheus?«
    Er sackte aus dem Fenster. Seine Stimme hallte nach. »Du bist schlauer, als gut für dich ist, Garrett. Eines Tages wird es dich einholen. Ich melde mich. Kommt schon, ihr Trottel. Dojango. Stell das zurück. Doris!« Er klang wie ein Eseltreiber, der versucht, seinen Wagen in Bewegung zu bringen.
    Ich ging mit dem Gedanken wieder ins Bett, daß ich etwas von Tates Geld in eine neuen Scheibe investieren sollte. Vielleicht was Schickes mit meinem Namen in farbigen Bleibuchstaben.

 
11. Kapitel
     
    Dieses alte Universum hat keinen Schimmer von der Bedeutung des Wortes Gnade, sofern es mich betrifft. Eben war ich eingedämmert, als die Tür wie ein Trommelfell erbebte.
    »Irgendwas muß ich dagegen unternehmen«, murmelte ich, als ich auf dem Boden aufschlug. »Vielleicht umziehen und es keinem sagen.«
    Ich machte auf und fand Onkel Lester und die Jungs draußen vor. »Ich hoffe, ihr habt beschlossen, die ganze Sache zu vergessen.« Mir fiel auf, daß zwei von ihnen rüde rangenommen worden waren. Sie hatten reichlich blaue Flecken und Bandagen, einer trug seinen Arm in einer Schlinge. »Was ist passiert?«
    »Unfreundlicher Besuch. Willard will mit Ihnen darüber sprechen.«
    »Also gut. Ich bin schon unterwegs.« Ich ließ mir gerade eben soviel Zeit, daß ich präsentabel aussah, schluckte etwas Wasser und nahm den bleibeschwerten Knüppel mit.
     
    Willard Tate war aufgebracht. Er wartete und rang seine Hände. Mein ganzes Leben

Weitere Kostenlose Bücher