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Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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machten sich zum Hafenviertel auf, um ihre Verwandten zu begrüßen. Ich hoffte ehrlich, daß sie keine hatten. Mir schien, mein Glück lief so heiß, daß sich eine ganze Kompanie über mich hermachen würde wie Waisen, die man auf einer Kirchentreppe ausgesetzt hat.
    Ich mußte nicht lange warten und nicht viel ertragen, bis man mir sagte, daß ich den Major sprechen könne. Meine Aussichten wurden langsam besser.
    Nach einer rudimentären Begrüßung nahm der Major meinen Brief entgegen, prüfte ihn auf Nachrichten für den venagetischen Kriegsrat und sagte: »Das sieht annehmbar aus. Er wird mit dem nächsten Kurier rausgehen, der in die entsprechende Richtung reitet.«
    »Wollen Sie den Brief nicht auf unsichtbare Tinte untersuchen?«
    Er schenkte mir einen dieser ganz harten Blicke, die sie vor dem Spiegel üben, wenn sie frischgebackene Leutnants sind. Ich ließ es dabei bewenden. »Empfindlich heute, ja?«
    »Es ist ein persönlicher Defekt. Ich habe fünf Jahre beim Militär zugebracht. Ist gar nicht so leicht, den Laden ernst zu nehmen, wenn dein Hals nicht in der Schlinge steckt.«
    »Haben Sie wirklich Interesse daran, daß Ihr Brief ausgeliefert wird?«
    Ich behielt für mich, ob ich erwartete, daß der Brief über den nächsten Mülleimer hinauskam. Er klopfte mir ermutigend auf die Schulter und sagte: »Ärgern Sie uns nicht mehr. Wir lassen es Sie wissen, wenn eine Antwort kommt.« Ich konnte ihm nicht sagen, daß ich den Brief nur der Form halber mitgebracht hatte.
    Aber das konnte er selbst rausfinden.
    »Ich sehe, daß Ihnen dieser Brief egal ist. Jemand aus dem Stab hat offenbar Mitleid gehabt und es Ihnen gesagt. Gegen einen angemessenen warmen Ausdruck Ihrer Dankbarkeit.«
    Ich blieb still.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Das habe ich mir gedacht. Es muß Sie nicht überraschen. Manche von uns können nicht nur denken, sondern sich sogar morgens allein die Stiefel zubinden. Aber ich werde Sie nicht dazu befragen, wenn Sie mir in einer anderen Sache ein paar Fragen beantworten.«
    »Wozu?«
    »Sagen wir, ich brauche einen klaren Blick auf etwas.«
    »Dann mal los.«
    »Ich fange mit einer Liste von Namen an. Wenn Sie einen hören, den Sie kennen, sagen Sie mir, was Sie über sie oder ihn wissen.«
    »Das ist alles?«
    »Vorerst.«
    »Legen Sie los.«
    Ich hatte dreieinhalb Treffer bei vielleicht dreißig Möglichkeiten. Einer war Zeck Zack. Einer war ein venagetischer Kommandeur, gegen den meine Einheit auf den Inseln gekämpft hatte und der später am Angriff auf Full Harbor beteiligt gewesen war. Der dritte war ein zwergenhafter Ganove, der wegen Veruntreuung, Betruges und Schiebereien hingerichtet worden war, was im Grunde hieß, daß man ihn erwischte, als er die Armee bestahl und er den Offizieren keine Provision gezahlt hatte. Der Halbe war ein Name, von dem ich sicher war, daß ich ihn irgendwo gehört hatte, mich aber nicht erinnern konnte, wo oder wann oder in welchem Zusammenhang. Soweit ich wußte, war Zeck Zack der einzige, der noch lebte.
    Ich log bei einem weiteren Namen, dem eines Mannes, der gemeinsam mit Klaus Kronk an dem Tag verhaftet worden war, als dieser ums Leben kam.
    »Ist das alles?« Ich sah keinen Zusammenhang zwischen den Namen auf der Liste. Vielleicht gab es einen. Vielleicht wäre er für jemanden offensichtlich gewesen, der wußte, wer, zum Teufel, all diese Leute waren.
    »So gut wie. Sie scheinen zu sein, was Sie behaupten. Sie haben eine Menge rumgestochert. Sind Sie über etwas gestolpert, was für einen Mann in meiner Position von Interesse sein könnte?« Er ging davon aus, daß ich wußte, was seine Position war. Was jetzt der Fall war.
    »Nein«, log ich. Ich hatte vorgehabt, meiner patriotischen Pflicht Genüge zu tun, indem ich den Sair meldete. Kurz nach meinem Eintreffen hatte ich unbewußt beschlossen, dieses Vorhaben zu vergessen.
    »Würden Sie eine Kleinigkeit für Karenta erledigen, während Sie den Job erledigen, den Sie ohnehin haben? Es würde Sie keine Zeit kosten und auch nicht vom Weg abbringen.«
    »Nein.«
    Er sah aus, als wollte er mit mir streiten.
    »Ich habe meine sogenannten patriotischen Pflichten erfüllt«, erklärte ich. »Fünf Jahre meines Lebens habe ich dafür gesorgt, daß deren Diebesbande nicht unserer Diebesbande im Wege stand. Nie im Leben werde ich mich wieder auf diese Tretmühle einlassen.«
    Mir kam ein Gedanke. So was passiert gelegentlich. Ich sah ihn förmlich aufblitzen.
    »Ja?«
    »Wir könnten einen Tausch

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