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Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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»Dann hol eine Fackel.« Er trat gegen den Sarg. »Der Bursche bleibt hier.«
    Der Abgesandte des Oberbosses ging. Ich hoffte, daß Eierkopf und ich weit genug weg waren, daß man uns nicht erkannte. Ich hatte ein ziemlich schlechtes Gefühl. Drüben im Wald wurde geredet. Dann entzündete jemand einen Funken. Eine Fackel leuchtete auf.
    Eierkopf sagte: »Verschwinden wir hier, Garrett«, und begann, sich zurückzuziehen. Ich bemerkte, daß Dojango schon abgehauen war. Morpheus zog sich vom Sarg zurück. Ich folgte Eierkopf und hockte mich hinter einen hübschen Busch. Zarth ging weiter. Morpheus blieb etwa fünf Schritte von der Kiste entfernt stehen.
    Der Oberboß und seine Truppen marschierten heran. »Aufmachen«, sagte der Boß der Bosse. Einer seiner Jungs erledigte den Job.
    »Meine Güte. Sieht komisch aus«, sagte ein anderer.
    Der Oberboß fragte: »Was hast du mit ihm gemacht, Morpheus?«
    Morpheus erwiderte: »Nichts. Er hat es selbst gemacht.«
    »Gut.« Der Oberboß warf Morpheus einen Sack zu. Schweres Gold, dem Geräusch nach zu urteilen, als es in Morpheus’ Händen landete. »Wir sind quitt, Ahrm.« Und dann mußte der Boß der Bosse es einfach tun. Er mußte sich vorbeugen, um genauer sehen zu können.
    »Sie haben recht«, sagte Morpheus. »Sie haben absolut recht.«
    Ein knochenweißer Arm schoß hoch. Unbeschnittene Krallen bohrten sich in das Fleisch einer unverhüllten Kehle. Ein Mund mit langen Zähnen kam hungrig hoch, und der Geruch des Blutes brachte dem Monstrum das Fieber, so daß es an nichts anderes mehr denken konnte.
    Die Leibwächter des Oberbosses taten ihren Job.
    Sie machten sich aus dem Staub.
    Morpheus lief an mir vorbei, als ich hundert Meter weit weg war. Er kicherte, was mich nur noch wütender machte.
    Wir hatten einen üblen Streit deswegen und wären vielleicht handgreiflich geworden, wenn Eierkopf nicht dabeigewesen wäre und mir in allem recht gegeben hätte.
     
    Am Morgen war er in aller Munde, dieser Vampir, den man – umgeben von vier toten Männern – gefunden hatte, so vollgefressen, daß er sich nicht wehren konnte, als die Schutzleute aus der Oberstadt eintrafen. Sie hackten ihn in Stücke, und verbrannten sie mit dem Sarg. Auch die Opfer warfen sie ins Feuer, um sicherzustellen, daß sich die Infektion nicht ausbreitete.
    Wir waren fein raus. Nur änderte das nicht meine Meinung über Morpheus.
    Inzwischen …

 
57. Kapitel
     
    Inzwischen lieferte ich eine Ladung Frauen beim Anwesen der Tates ab, das hübscheste Paar, das ich je gesehen hatte. Wirklich schade, daß sie so viele unsichtbare Defekte hatten … auch wenn ich Tinnie trotzdem wiedersehen wollte.
    Die Tates standen vor dem Tor. Etwa fünfzehn von ihnen, darunter der alte Herr persönlich. Ein Drücken und Küssen und Tränenvergießen und Schulterklopfen. »Ich bin erstaunt, Tinnie«, sagte ich, als mir eine Flaute in den Geschehnissen Gelegenheit gab, ihr etwas mitzuteilen. »Man könnte glauben, sie wären froh, euch beide wiederzusehen.« Tinnie wurden zwei Drittel der Aufmerksamkeit zuteil, aber das ließ noch reichlich für Rose übrig.
    Nur der alte Mann hielt sich zurück. Als der schlimmste Sturm vorüber war, drängelte er sich zu mir durch und fragte: »Wo ist sie, Mr. Garrett?«
    »Auf dem Wagen.«
    Er suchte. Er sah nur eine Kiste. »Sie haben sie in einem Sarg?«
    »Haben Sie gestern abend eigentlich zugehört? In ihrem Zustand kann sie nicht herumlaufen.«
    »Na gut, na gut.« Plötzlich war er ein sehr nervöser, unentschlossener kleiner Mann.
    »Kommen Sie, Paps. Es wird schon gehen. Lassen Sie einen ihrer Muskelmänner mal was Sinnvolles tun. Haben Sie ihr schon ein Zimmer vorbereitet?«
    »Ja.« Wie meine alte Tante rang er seine Hände. Kayean war eine wichtige Brücke zu seinem verlorenen Sohn geworden.
    Wenn man es aus der Nähe betrachtete, konnte man fast Mitleid mit Rose bekommen, dem lebenden Kind, dessen Rückkehr er kaum beachtete. Vielleicht dachte sie, er würde sie bemerken, wenn sie das ganze Geld in die Finger bekäme.
    »Erwarten Sie nicht zuviel, Paps. Sie kann kaum mehr tun als dasitzen und Dinge anstarren, die sonst keiner sehen kann. Und wahrscheinlich ist es gut so.« Er wußte nichts von mir und Kayean vor Kayean und Denny. Ich wollte ihn nicht darauf stoßen, aber ich räumte ein: »Ich bin hier emotional beteiligt. Eins sollten Sie wissen. Wenn Sie irgendeinen Unsinn anstellen und diese Frau nicht absolut perfekt behandeln, brauchen Sie sich nicht mehr

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