Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
einer Jackentasche. Sie riss die Augen auf. »Da ist …«
Mark stand schon neben ihr und zog ihre Hand zurück. »Das meinte ich. Einen Moment, Rami.« Nach einem raschen Blick auf das Display seines Handys drückte er eine Taste, und das Hardrock-Stück verstummte. »Finger weg von meiner Jacke, wenn sie dort hängt. Ich bin leider nicht privat, sondern dienstlich hier.«
Da hatte Laura die Bestätigung, auf die sie gewartet und die sie befürchtet hatte. Sie biss die Zähne so fest zusammen, dass es schmerzte.
Ramis Augen funkelten vor Aufregung. »Klar, verstanden. Kann ich sie wenigstens mal ansehen?«
Marks Mundwinkel zuckten, als er in die Jacke griff. »Ansehen ja, anfassen nein. Wenn du älter bist, zeige ich dir, wie man damit umgeht.«
Sichtlich fasziniert blickte Rami abwechselnd auf die Waffe und Mark. Der Anblick machte Laura noch wütender. »Rami, lass uns bitte kurz alleine«, forderte sie mit bebender Stimme.
Ausnahmsweise gehorchte ihre Tochter widerspruchslos und nahm ihren Bruder freiwillig mit.
Laura vergewisserte sich, dass die Kinder außer Hörweite waren, und bemühte sich um einen ruhigen Ton. »Mir reicht es. Ich gebe es dir gerne schriftlich, dass ich nichts über Giftgas weiß. Du kannst hier jederzeit als Onkel von Rami auftauchen und sie und Nicki besuchen, aber beruflich will ich weder dich noch einen deiner Männer jemals wiedersehen. Und wehe, du tauchst hier noch mal mit diesem Ding da auf.«
Zum ersten Mal sah sie Mark an, wie hart er um seine Beherrschung kämpfen musste, doch das ließ sie jetzt kalt. »Hast du dir überlegt, dass ich dieses
Ding
eventuell brauchen könnte, um dich oder die Kinder zu beschützen?«
Laura brachte keinen Ton hervor. Er seufzte und griff nach seiner Jacke. An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Der Name deines Exmannes ist im Zusammenhang mit diesem Teufelszeug aufgetaucht. Dem muss ich nachgehen, ob es mir gefällt oder nicht.« Dann ging er.
Am liebsten wäre Laura ihm nachgelaufen. Doch sie tat es nicht.
13
Der Widerspruch zwischen der sachlichen, aber kühlen Atmosphäre in Svens Büro zu ihrem sonstigen lockeren Umgangston zerrte an Marks Nerven, zumal ihm bewusst war, dass er die Verantwortung dafür trug. Aber das konnte er im Moment nicht ändern. Zum wiederholten Male überflog er das Schriftstück des Anwalts, den Kranz engagiert hatte, um einen Deal auszuhandeln. Er kam einfach nicht darauf, welches Detail ihn daran störte. Svens prüfender, bereits skeptischer Blick tat ein Übriges, um seine Stimmung weiter zu verschlechtern. Wenn er offen mit seinen Freunden über das Informationsleck bei der Navy hätte reden können, würde Sven vielleicht bereits die Facetten eines Gesamtbilds sehen, das Mark derzeit noch völlig verborgen blieb. Auch Kranz’ anscheinend spurloses Verschwinden aus dem Gefängnis ergab keinen Sinn. Das Verlegungsprotokoll war durch ein bedauerliches Versehen unleserlich und der begleitende Justizbeamte für drei Wochen im Urlaub und nicht erreichbar. Eindeutig zu viele Zufälle. Gereizt legte Mark die Seiten neben sich auf die Fensterbank und überlegte, wie er zumindest Dirk von seinem Undercoverjob abbringen konnte.
Mit einem Fluch stieß er sich von der Fensterbank ab und unterbrach die Diskussion zwischen Jake und Dirk. »Die Abstimmung könnt ihr euch sparen. Es reicht, wenn Jake als IT-Berater Zugriff auf die Daten hat. Wir brauchen Dirk nicht, um an die Buchhaltung ranzukommen.«
Wie in Zeitlupe drehte Jake den Kopf in seine Richtung. »Wie bitte? Ich dachte, die Rahmenbedingungen wären klar. Dirks Auftritt als Prüfer von diesem Außenwirtschaftskram ist für mindestens zwei Tage wasserdicht, und damit haben wir sofort Zugriff auf die Daten, die uns eigentlich interessieren. Ob ich über die IT darankomme und überhaupt die entscheidenden Informationen finde, ist doch total unsicher.«
Auch Dirk wirkte eher ratlos als verärgert. »Was ist los, Mark? Wo ist das Problem? Sicher wäre eine normale Steuerprüfung günstiger, aber zwei Tage sind besser als nichts. An die Daten der Buchhaltung kämen wir sonst nie so schnell heran. Jake kümmert sich um die Produktions- und Forschungsdaten, aber so finden wir nicht heraus, wo das Geld hingeht und wer die Hintermänner sind.«
Sven und Jake nickten zustimmend, während Marks Ärger weiter wuchs. »Ich brauche niemanden, der mir erklärt, wie das Einsatzziel aussieht. Es reicht, wenn wir einen Mann drinnen haben, und zwar einen
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