Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
anrufen?«
Laura schüttelte den Kopf. Ihre Gedanken überschlugen sich. »Nein, danke. Wir wohnen gleich da drüben.« Wieder eine unbestimmte Handbewegung, diesmal die Straße entlang. Sie schaffte es, eine Art Lächeln zustande zu bringen, und zog Nicki entschieden mit sich. Ausnahmsweise folgte er ihr widerspruchslos.
Mark … Sie musste zu ihm. Wer hatte auf ihn geschossen? Abrupt blieb sie stehen und rief sich die Szene ins Gedächtnis zurück. Niemand hatte auf Mark geschossen, Nicki war das Ziel gewesen. Mark war dazwischengegangen. Oh Gott, Mark … und sie hatte an ihm gezweifelt … Ungeduldig wischte sie sich über die Augen, damit half sie niemandem. Endlich hatte sie ihren Volvo erreicht. Sie setzte Nicki in den Kindersitz, fuhr los und schlug, ohne nachzudenken, den Weg nach Wandsbek zu Emilie Winter ein. Die ältere Frau, die darauf bestand, »Em« genannt zu werden, stand ihr näher als ihre eigene Mutter. Em würde sich um Nicki kümmern, damit sie zu Mark konnte. Wenn er nicht überlebte, dann … Erst ein energisches Hupen hinter ihr riss sie aus den Gedanken. Wahrscheinlich zeigte die Ampel schon geraume Zeit Grün. Schnell fuhr sie an, sie musste zu ihm.
Mit Nicki auf dem Arm rannte sie die Treppe in der Altbauvilla hoch und hämmerte mit der Faust gegen die Tür. Ihr fehlte die Geduld, zu klingeln oder nach ihrem Schlüssel zu suchen.
Sichtlich erstaunt öffnete Em die Wohnungstür, stutzte und fasste Laura am Arm. »Kind, was ist passiert?«
»Mark. Er ist angeschossen worden. Rami kommt aus der Schule. Kannst du dich um sie kümmern? Und nimm bitte auch Nicki. Ich muss zu ihm.« Es war ein Wunder, dass Em ihren Wortschwall überhaupt verstand.
»Ganz ruhig. Ehe du dich nicht beruhigt hast, musst du gar nichts.«
Em zog Laura energisch in die Wohnung, und Sekunden später fand sie sich im Wohnzimmer in einem der bequemen Sessel wieder. Ihre Freundin startete im Schlafzimmer eine von Nickis geliebten
Bob der Baumeister
-DVDs und versorgte ihn mit einer Portion Gummibärchen, ehe sie zurück ins Wohnzimmer kam.
»Erzähl. Aber der Reihe nach. Was ist mit Mark?«
Laura fuhr sich mit der Hand über die Stirn und holte zitternd tief Luft. »Jemand hat auf Nicki geschossen, aber Mark ist dazwischengegangen und schwer verletzt worden. Ich muss zu ihm. Er ist im Krankenhaus, in Wandsbek. Wir haben uns vorher gestritten. Es ist alles meine Schuld. Ich habe ihm vorgeworfen …« Betreten blickte Laura auf den Boden.
Em umarmte sie. »Mach dir keine Sorgen. Ich kümmere mich um Nicki und hole mit ihm zusammen Rami von der Schule ab. Ich habe dir schon immer gesagt, dass ihr füreinander bestimmt seid. Die Karten haben mich noch nie angelogen.«
Durch Ems ruhige Sicherheit gewann Laura ihre Fassung zurück. Sie wusste, wie sehr Em auf die Vorhersagen ihrer Tarotkarten vertraute. Obwohl sie eigentlich wenig davon hielt, hatten Ems Vorhersagen in der Vergangenheit erstaunlich oft gestimmt. Mit dem Anflug eines Lächelns musterte sie Ems Kleidung. Schwarze Jeans und gelbe Bluse waren bestimmt keine typische Kleidung für eine Frau, die bereits ihren siebzigsten Geburtstag gefeiert hatte, passten aber zu ihrer Freundin, deren Einrichtung eine bunte Mischung verschiedener Esoteriksachen und Accessoires in warmen Farben war. »Ich weiß überhaupt nicht, wie ich früher ohne dich ausgekommen bin.«
Noch einmal zog Em sie an sich. »So, jetzt bekommst du noch eine Tasse Tee, und erst dann fährst du ins Krankenhaus.«
»Aber …«
»Keine Widerrede. Du brauchst deine Kraft noch.«
Dirk lehnte entspannt an der Motorhaube seines BMWs und verfolgte belustigt, wie Sven via Handy mit viel Charme und versteckten Andeutungen eine Frau beim Verfassungsschutz über den Aufenthaltsort von Stephan Reimers aushorchte.
Mit einem zufriedenen Grinsen beendete Sven schließlich das Gespräch.
»Und ich dachte, du versprichst ihr noch die Ehe und drei Kinder«, kommentierte Dirk den Telefonflirt.
»Dann würde ich Probleme mit Britta bekommen. Er ist noch in Hamburg.«
»Und jetzt?«
»Ganz einfach.« Sven wählte erneut eine Nummer, aber diesmal war sein Ton kühl und geschäftsmäßig, als er eine kurze Nachricht auf Reimers’ Mailbox sprach und um Rückruf bat.
»Meinst du, der meldet sich?«
»Das werden wir sehen. Ich habe ihn bisher mehr oder weniger für einen Freund gehalten, und immerhin hat er so etwas Ähnliches wie eine Warnung bei mir abgesetzt.«
Zweimal hupend näherte sich ihnen ein BMW
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