Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
Beifahrersitz. »Sorry, das hatte ich völlig vergessen.« Ratlos betrachtete er es. Der Appetit war ihm vergangen, mit einem Seufzer warf er es hinter sich in die Büsche.
Matthias hielt das Funkgerät bereits in der Hand, als er es sich anders überlegte. Für eine digitale Funkausrüstung, wie in anderen Ländern längst üblich, hatte es in Deutschland noch nicht gereicht. Im Zweifel hätte er einige ungebetene Zuhörer. Im Stillen verfluchte er seine eigene Inkonsequenz, während er den BMW rückwärts aus dem Park herauslenkte. Wenn er überzeugt gewesen wäre, dass Pat ein Verbrecher war, hätte er ihn auf den Rücksitz verfrachten müssen; wenn seine Theorie stimmte, dass er ein SEAL war, konnte er ihm ebenso gut die Handschellen abnehmen und die Waffe zurückgeben. Es musste verdammt unbequem sein, mit auf dem Rücken gefesselten Händen unangeschnallt auf dem Beifahrersitz zu sitzen. Endlich hatte er das Ende des Fußweges erreicht. Erleichtert legte er den Vorwärtsgang ein und winkte den gerade eintreffenden Polizeiwagen zu. Er stutzte und musterte seinen unfreiwilligen Beifahrer genauer. Jetzt saß Pat völlig reglos und scheinbar entspannt neben ihm, aber noch wenige Augenblicke zuvor hatte er aus den Augenwinkeln bemerkt, wie er an seinem Gürtel herumgenestelt hatte. Matthias seufzte, stoppte vor einer roten Ampel und fischte seinen eigenen Handschellenschlüssel aus der Jeans. Grinsend sagte er: »Beugen Sie sich vor. Die Dinger können Sie einfacher als mit einem Ihrer Tricks loswerden.«
Ausdruckslos sah Pat ihn an, tat jedoch, was Matthias verlangte. »Gut. Ich denke, Sie kommen damit klar.« Ohne weitere Erklärung ließ Matthias den Schlüssel in Pats Hand fallen. Seinen fragenden Blick ignorierte er und steckte stattdessen sein Handy in die Freisprecheinrichtung, überlegte es sich dann aber anders und hielt es sich ans Ohr, nachdem er Svens Nummer gewählt hatte. Besetzt. Fluchend versuchte er es auf Dirks Handy und hatte Erfolg. »Sag deinem Partner, er soll aufhören zu telefonieren, und dann kommt runter auf den Parkplatz.«
Schweigen. »Soll das ein Scherz sein?«
»Nein, ich meine das ernst«, sagte Matthias und bog einhändig nach rechts ab. «Ich bin in gut zwei Minuten da.«
Dirk hielt sich nicht mit weiteren Fragen auf. »Also meinetwegen, wir warten auf dich.«
Sich über die Handgelenke reibend sah Pat ihn ratlos an und gab ihm den Schlüssel zurück. »Danke. Mit wem haben Sie gesprochen?«
Ironisch zog Matthias einen Mundwinkel hoch. »Bisher haben Sie mir nicht eine Frage beantwortet. Wieso sollte ich das jetzt tun? Ich habe denjenigen angerufen, den Sie vermutlich auch angerufen hätten.«
Flüchtig blitzte ein freches Grinsen auf, und Matthias bekam einen Eindruck, wie sein Beifahrer war, wenn er nicht unter extremem Druck stand. »Wir werden sehen«, erwiderte Pat und starrte aus dem Fenster. Matthias erriet seine Gedanken. »Mit Blaulicht ist man verdammt schnell vom LKA aus beim Bundeswehrkrankenhaus, und ich denke, Ihre Freunde warten dort bereits auf Sie.«
Ein tiefer Atemzug und ein Nicken waren die einzigen Reaktionen, aber das war mehr, als Matthias erwartet hatte.
17
Mechanisch setzte Laura einen Fuß vor den anderen und hielt dabei ihren Sohn trotz seines Protests fest umklammert. Der enge Kontakt gab ihr Trost, den sie dringend brauchte. Sie starrte die Polizeiwagen vor dem Parkeingang an, bis sie bemerkte, dass sie vor Marks Audi stand. Dann begannen die Tränen zu fließen. Sie lehnte sich gegen den Audi, klammerte sich an der Dachreling fest.
Ein uniformierter Polizist kam zu ihr. »Kann ich Ihnen helfen? Waren Sie Zeugin der Schießerei?«
Ehe sie antworten konnte, zog Nicki energisch an ihrem T-Shirt. »Mama? Mama! Wohin fliegte der Hubschrauber mit Mark?«
»Fliegt oder flog«, korrigierte sie automatisch. Zum Glück schien Nicki nicht begriffen zu haben, was geschehen war. Sie löste die verkrampfte Hand von dem Audi. »Es geht schon wieder. Die ganze Aufregung war ein bisschen viel. Ich habe Ihren Kollegen dahinten bereits alles gesagt. Ich muss mit meinem Sohn nach Hause, meine Tochter kommt gleich aus der Schule.« Laura machte eine unbestimmte Handbewegung Richtung Spielplatz und fragte sich, wo der bärtige, korpulente Polizist geblieben war. Mittlerweile wusste sie wieder, dass er mit Sven befreundet war, aber der Name fiel ihr nicht ein.
Der Polizist wirkte weiterhin besorgt. »Kann ich Sie nach Hause bringen? Wollen Sie jemanden
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