Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
durchdringen konnte, wenn er sich nicht einmal selbst im Griff hatte. Zunächst tat er das Gleiche wie Sven: Wortlos hielt er dem SEAL den Kaffee hin.
Ohne ihn anzusehen nahm Pat den Plastikbecher, starrte aber weiter aus dem Fenster. Schweigend standen sie so dicht nebeneinander, dass sich ihre Schultern berührten. Schließlich atmete Dirk tief durch. »Er wird es schaffen. Ganz sicher.«
»Wenn nicht, ist es meine Schuld.«
Dirk wusste nicht, was er sagen sollte, zumal er den genauen Hergang nicht kannte. »Keiner konnte mit einem Gewehrschützen rechnen. Wir sind alle von etwas Harmlosem ausgegangen.«
»Mark hat ihn bemerkt. Ich nicht.« Pat schlug mit der geballten Faust so heftig gegen den Fensterrahmen, dass die Doppelscheiben bedrohlich klirrten. »Ich gehe es wieder und wieder durch und begreife nicht, was passiert ist. Wieso hat Mac nicht auf den Schützen geschossen? Ich verstehe es nicht.«
»Was war mit seiner Waffe?«
Erstmals sah Pat ihn an, und Dirk erschrak über seine Blässe. »Ich weiß es nicht. Ich wollte sie verschwinden lassen, ehe der Arzt übernahm, aber er hatte keine.«
Mark unbewaffnet? Dirk kam ein Verdacht. Laute Schritte und Stimmen auf dem Korridor vor dem Wartezimmer ließen Dirk und Pat herumfahren. Vor der Glastür erkannte er die Silhouette von Daniel, dem Teamarzt der SEALs, der mit einem Mann im weißen Kittel sprach. Bisher hatte der blonde SEAL stets einen lockeren, beinahe sorglosen Eindruck auf Dirk gemacht, jetzt erlebte er erstmals eine andere Seite. Er wirkte ernst, kompetent und beherrscht. Schließlich nickte Daniel knapp und öffnete die Tür.
»Die OP dauert nur noch wenige Minuten, Macs Zustand ist stabil. Wir erfahren gleich mehr«, verkündete Daniel, kaum dass er den Raum betreten hatte. »Was ist passiert?«
Pat schüttelte lediglich den Kopf. Als Daniel nachhaken wollte, hielt Sven ihn davon ab und deutete auf die Glastür. »Warte.«
Jake betrat im selben Moment den Raum. »Doc?«
Das eine Wort reichte. Rasch erstattete Doc Bericht und nickte dann Pat zu, damit er fortfuhr, doch der hob lediglich die Schultern und schwieg.
»Pat, Bericht«, fuhr Jake den rothaarigen SEAL an. Er zuckte zusammen, aber der Befehlston zeigte Wirkung. Knapp und präzise fasste Pat die Ereignisse auf dem Spielplatz zusammen. Auch Jake runzelte schließlich ratlos die Stirn. »Willst du damit sagen, dass Mac unbewaffnet war?«
Dirk fuhr herum, als hinter ihm ein erstickter Laut erklang. Kreidebleich stand Laura im Türrahmen und starrte Jake entsetzt an. Sven war mit zwei großen Schritten bei ihr und hielt sie fest. »Er ist noch nicht außer Gefahr, aber sein Zustand ist stabil. Setz dich hin, ehe du umkippst.«
Widerstandslos ließ sich Laura zu einem Stuhl ziehen.
Lauras Reaktion auf Jakes Worte bestätigte Dirks Verdacht. Wütend ballte er die Hände zu Fäusten. War Mark tatsächlich so ein Risiko eingegangen? Wahnsinn.
Ein Arzt betrat den Raum und lenkte Jakes Aufmerksamkeit von ihm ab, der ihn bereits misstrauisch beobachtet hatte.
»Brenner, ich bin der Leiter der Chirurgie.« Dr. Brenner schien perplex, sich auf einmal vor so viel Publikum zu befinden. »Gehören Sie zusammen? Sind Sie alle Angehörige?« Er wandte sich an Jake. »Mein Kollege hat mich informiert, dass der Arzt des Patienten anwesend ist. Sind Sie das?«
»Nein, das bin ich. Die anderen sind Familie und Freunde«, erklärte Daniel und trat vor. »Sprechen Sie Englisch?«
Überrascht musterte Dr. Brenner Daniel von Kopf bis Fuß, ungläubig zog er seine buschigen, grauen Augenbrauen zusammen, kam aber nicht dazu, seine Zweifel auszusprechen.
»Daniel Eddings, studiert und promoviert an der Stanford University School of Medicine. Meine Urkunde habe ich nicht dabei, aber ich kann Ihnen einen Vortrag über meine Doktorarbeit halten, wenn Sie darauf bestehen«, bot er ungeduldig an.
»Das ist nicht erforderlich, ich war nur überrascht. Dieser Fall ist gelinde gesagt ungewöhnlich. Ich spreche ausreichend Englisch. Hoffe ich. Das Wichtigste zuerst: Die Operation ist erfolgreich verlaufen. Davon konnten wir unmittelbar nach Einlieferung nicht ausgehen. Wenn er die Nacht übersteht, und das erwarte ich, ist er endgültig außer Gefahr.« Brenner strich eine graue Haarsträhne zurück, die ihm in die Stirn gefallen war. »Ist Ihnen klar, dass ich bei Schussverletzungen die Polizei informieren muss? Und ich brauche wenigstens einen Namen und noch einige weitere Angaben.«
Seinen LKA-Ausweis in
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