Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
hat dir das Wetter die Lust aufs Rauchen verdorben?«, erkundigte er sich beiläufig.
Erst als Jake über den Tresen flankte, sah der Wachposten hoch und blinzelte beim Anblick des bewaffneten, schwarz gekleideten Mannes, der plötzlich vor ihm aufragte. Erstaunlicherweise tat er nichts, um sich zu verteidigen oder zurückzuweichen, sondern starrte wieder auf den Monitor. Jake nutzte die Chance und schickte ihn mit einem Griff an den Hals, den Dirk kannte, aber noch nie angewendet hatte, bewusstlos zu Boden.
Dirk sprintete los und erreichte gleichzeitig mit Pat die Rückseite des Tresens. Neugierig sah er auf den Monitor und verstand sofort, warum der Mann Jake quasi ignoriert hatte. Er bemühte sich, das aufsteigende Lachen zu unterdrücken. Vergeblich – als Pat ungehemmt loslachte, war es auch mit seiner Beherrschung vorbei.
»Spinnt ihr?« Verständnislos und sichtlich genervt stand Sven auf der anderen Seite des Tresens und konnte damit nicht sehen, warum sie lachten.
»Nein, wir nicht, aber der Typ wird an seinem Verstand zweifeln. Es muss auf ihn gewirkt haben, als ob sein Computerspiel Realität geworden ist. Sieh selbst, er hat
Call of Duty
gespielt, als Jake vor ihm aufgetaucht ist. Die Gegner in dem Spiel sehen wie die SEALs in ihrer Kampfmontur aus. Aber mit Jake als Gegner hat er in diesem Level nicht gerechnet.«
Flüchtig lächelte Sven. »Verstanden, aber ich hebe mir das Lachen für später auf, wenn wir heil wieder raus sind.«
Pat zwinkerte Dirk zu. »Schön, dass wenigstens einer meinen Humor teilt.«
Eigentlich bestand kein Grund zur Eile. Trotzdem rannten Dirk und Sven den spärlich beleuchteten Korridor entlang. Dirk stieß die Tür zu Westinghaus’ Büro auf. »Sieh dir an, was immer du willst, ich nehme mir den Schrank da drüben vor.«
Sven begann mit der Durchsuchung des Schreibtisches. Zunächst schien Dirks Plan aufzugehen, mit dem Kampfmesser bekam er das Schloss aufgehebelt, aber trotzdem rührte sich die Abdeckung des Schranks nicht. Nachdem er vergeblich an dem widerspenstigen Teil gerüttelt und gezerrt hatte, verlor er die Geduld und versuchte es mit einem gezielten Karatetritt.
Erschrocken fuhr Sven bei dem Knall hoch und stieß mit dem Kopf gegen die Schreibtischlampe. Fluchend rieb er sich über die Stirn. »Kannst du mich nicht vorwarnen, bevor du so einen Krach veranstaltest?«
Zufrieden betrachtete Dirk den offenen Aktenschrank. »Stell dich nicht so an. Hauptsache, das Ding ist endlich auf.«
»Und mein Kopf ist dir egal?«
»Ehrliche Antwort?«
»Danke, verzichte.«
Der Inhalt des Aktenschranks war eher enttäuschend: lediglich einige dünne Ordner. Doch vielleicht gaben die mehr her, als der erste Blick vermuten ließ. Dirk blätterte den ersten Ordner durch und legte ihn sofort wieder zur Seite. Die chemischen Formeln sagten ihm nichts, aber vielleicht konnten die Experten in Amerika etwas damit anfangen. Der Inhalt des nächsten Ordners ließ ihn einen begeisterten Pfiff ausstoßen, und er warf die Papiere Sven zu. »Hier, sieh mal: Namen, Handynummern und E-Mail-Adressen, das sieht aus wie eine Kundenliste. Das wäre ja völlig genial.« Jetzt war Dirks Jagdtrieb endgültig erwacht, und er überflog die weiteren Unterlagen. Einige Seiten, die von einer Heftklammer zusammengehalten wurden, rutschten ihm entgegen.
»Mensch, pack die Sachen einfach zusammen. Die kannst du dir später in Ruhe ansehen.«
Doch Dirk ließ sich nicht davon abhalten, die ausgedruckte Mail zu überfliegen. Obwohl ihn nicht überraschen sollte, was er dort las, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Unwillkürlich blickte er sich um. Sven war seine Reaktion nicht entgangen und stand bereits neben ihm. Mit einem lässigen Schulterzucken versuchte Dirk, seine Bestürzung abzutun. »Ziemlich beeindruckend, was Jake bisher so alles gemacht hat.«
Sven warf einen raschen Blick auf die Personalakte ihres Freundes und erblasste. »Ich hätte nicht gedacht, dass die Mistkerle auf solche Daten Zugriff haben. Verdammte Sauerei.«
»Hätte ich nicht besser ausdrücken können. Sieh mal, das war ein Mailanhang, und die Mail stammt schon wieder von diesem anonymen Dienst aus der Schweiz. Westinghaus wusste also genau, wer Jake ist. Aber hier steht nichts davon, dass er ausgeschaltet werden soll oder zu gefährlich wird.«
»Das reicht trotzdem, damit wir ihn uns vornehmen. Verwenden können wir das allerdings nicht. Die Erklärung, wie wir darangekommen sind, bringt uns selbst in den
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