Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
Konfrontation zwischen ihm und Sven kam.
Neben ihm stieß sein Freund Bernd Steilmann einen Seufzer aus und klappte das Notebook zu. Trotz des Altersunterschieds von fast zwanzig Jahren war Bernd einer der wenigen Männer, die Stephan als Freund betrachtete. Nachdem er ihn als Verstärkung angefordert hatte, besaß wenigstens ein Mitglied seines Teams sein uneingeschränktes Vertrauen. In der letzten Stunde hatte sich Bernd durch den Einsatzbericht des vorigen Jahres sowie ihre bisherigen Erkenntnisse gelesen. Nun war Stephan auf Bernds Meinung gespannt. »Und, was sagst du?«
Bernd tippte auf das Notebook. »Das, was da drinsteht, passt überhaupt nicht zu dem, was hier anscheinend geschieht. Wir, oder genauer gesagt: du solltest dringend mit deinem alten Freund oder noch besser dem Amerikaner reden.«
»Um mir wieder irgendwelche Ausflüchte anzuhören?«
»Kann sein, es kann aber auch eine Chance sein, der Wahrheit näher zu kommen.« Bernd zögerte sichtlich, aber als Stephan ihm aufmunternd zunickte, sprach er weiter: »Ich will dich nicht beunruhigen, aber hier scheint einiges nicht zu stimmen, und mit ›hier‹ meine ich nicht die möglichen Aktionen vom LKA und den SEALs, sondern unseren eigenen Laden. Leider habe ich nicht mehr als ein verdammt schlechtes Gefühl und keine Fakten.« Bernd breitete seine Hände aus. »Nun kannst du mich fertigmachen. Vielleicht bin ich zu alt für den Mist.«
Langsam schüttelte Stephan den Kopf. »Würde ich gerne, aber mir geht es genauso. Es gibt nur ein Problem.« Er deutete auf das Foto mit den Überresten von
VirTech
. »Warum haben die SEALs das getan?«
»Waren sie es denn?«
»Der Verdacht liegt nahe, und vor allem: Wer denn sonst? Glaubst du ernsthaft, die jagen ihren eigenen Laden in die Luft? Warum sollten sie das tun?«
Bernd starrte schweigend aus dem Fenster. Dann klappte er das Notebook wieder auf. Stephan kannte ihn gut genug, um geduldig abzuwarten, bis er seine Gedanken aussprach. Schließlich war es so weit. »Wir gehen doch davon aus, dass der eigentliche Produktionsort woanders ist, oder?«
Die Information war zwar nicht hundertprozentig sicher, aber einer der Mitarbeiter hatte nach einer großzügigen Geldspende bereitwillig über die Tätigkeiten in der Firma gesprochen. Am Ende war Stephan sicher gewesen, dass in Bad Oldesloe das Gas entwickelt worden war und an einem anderen, noch unbekannten Ort produziert wurde. Daher nickte Stephan und war gespannt, worauf Bernd hinauswollte.
Der reckte sich und gähnte. »Tja, da das Gas produktionsreif ist, braucht man kein Entwicklungslabor mehr und verwischt so gleichzeitig sämtliche Spuren. Im Zweifel kassieren sie noch eine ordentliche Versicherungsprämie, und zusätzlich werden dir die SEALs als Täter präsentiert. Wäre doch auch möglich, oder?«
Die Schlussfolgerung verschlug Stephan die Sprache. Das hieße dann, dass jemand gezielt den Verfassungsschutz und das LKA behinderte und sogar gegeneinander arbeiten ließ. Leider fiel ihm kein Gegenargument ein, um Bernds Theorie sofort zu entschärfen. Er würde den Gedanken im Hinterkopf behalten müssen. »Also gut. Wir arbeiten weiter daran, den Produktionsort herauszufinden, und dann sehen wir uns noch mal Kranz und seine Frau an. Die sind ein entscheidendes Bindeglied, auch wenn ich noch nicht sicher bin, welche Rolle sie spielen.«
Sven hatte Mühe, die ernste Miene beizubehalten. Innerlich gratulierte er sich zu der Idee, das Verhör von Westinghaus weitestgehend seinem Freund Matthias zu überlassen. Er spielte die Rolle des gemütlichen, betulichen Brandexperten perfekt – ein echter »Wolf im Schafspelz«. Westinghaus konzentrierte sich mittlerweile komplett auf den verständnisvollen und vermeintlich harmlosen Kommissar Albers. Auf die abwegigen Erklärungen des Geschäftsführers antwortete Matthias lediglich mit zustimmendem Nicken. Aber allmählich wurde es Zeit, Ton und Gangart zu verschärfen.
Noch wirkte der Geschäftsführer relativ entspannt. Mit der randlosen Brille, dem Anzug, dessen Grau mit seiner Haarfarbe nahezu identisch war, und der dezenten Krawatte war Westinghaus der Inbegriff eines distinguierten, farblosen Geschäftsmannes. Unwillkürlich dachte Sven an die Zeit, als Dirk und Mark verdeckt als Wirtschaftsprüfer gearbeitet hatten. Selbst damals, als er nicht ahnen konnte, dass Mark ein SEAL war und Dirk wenige Wochen später nicht nur sein Freund, sondern auch sein Partner werden würde, waren sie ihm nie
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