Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
einen Teil des Problems gelöst haben. Ich habe ein paar Bemerkungen im IT-Bereich aufgeschnappt, und im Gegensatz zu dir konnte ich das Gelände überblicken. In der gesamten Zeit habe ich nicht einen Truck gesehen.«
»Truck?«, wiederholte Dirk nachdenklich, als er an einige Umsätze dachte, die ihm aufgefallen waren und jetzt einen Sinn ergaben.
»Ein Truck ist ein Lastwagen«, übersetzte Pat grinsend.
»Vielen Dank, Pat, du bist zu gut zu mir. Aber im Gegensatz zu euch weiß ich, wo wir den eigentlichen Produktionsort finden.« Als er ihre ratlosen Gesichter sah, wandte er sich zufrieden ab. Eigentlich genoss er die Flachsereien mit den SEALs, aber manchmal nervte die durchschimmernde Überheblichkeit. Die Jungs konnten ab und zu einen Dämpfer gebrauchen.
»Anscheinend sind wir ohne unseren Wirtschaftsprüfer aufgeschmissen«, stellte Pat fest.
Dirk knurrte nur und überließ dem SEAL das letzte Wort. Sie hatten noch gut fünfzehn Minuten, um sich in Sicherheit zu bringen, und diese Zeit würde er nicht mit einem Rededuell mit Pat verbringen.
Der Regen hatte wieder zugenommen, sodass das Gebäude von
VirTech
hinter dem dichten Schleier kaum zu sehen war. Daniel ließ seine Uhr nicht aus den Augen. Exakt zu dem von ihm vorhergesagten Zeitpunkt gab es einen dumpfen Knall, und das Dach brach recht unspektakulär ein.
»Das ist alles?«, erkundigte sich Dirk.
»Auf keinen Fall«, widersprach Daniel. »Es müsste sofort weitergehen.«
Eine orangefarbene Stichflamme schoss aus dem Gebäudeflügel, in dem sich das Büro des Geschäftsführers befand. Die Wucht der Explosion spürte er am ganzen Körper. Berstendes Glas, einstürzende Mauern und meterhohe Flammen, die aus der halb in sich zusammengesackten Lagerhalle schossen, bildeten eine filmreife Kulisse. Beeindruckt pfiff er durch die Zähne. »Die Wachmänner sollten sich wirklich bei euch bedanken. Das hätten die nie überlebt.«
Sven nickte ernst. »Das sehe ich auch so. Was das über unsere Gegner aussagt, blende ich für heute Abend lieber aus. Morgen früh knöpfen wir uns den Geschäftsführer vor. Ich schlafe erst wieder ruhig, wenn auch der Produktionsstandort in Trümmern vor uns liegt und die Verantwortlichen im Gefängnis sitzen.«
24
Stephan fuhr sich mit der Hand über die Augen und konnte es nicht fassen. Aber der Bericht seiner Leute war ebenso klar wie die Fotos vor ihm: Von
VirTech
war nicht mehr als eine rauchende Ruine übrig geblieben. Die Kriminaltechniker waren noch mit den Untersuchungen beschäftigt, aber einem seiner Männer war es gelungen, einen Brandexperten in ein Gespräch zu verwickeln. Die Art und Weise, wie das Gebäude in die Luft gejagt worden war, deutete auf extreme Professionalität hin. Das war kein normaler Verbrecher gewesen, der mit Sprengstoff mehr oder weniger herumgespielt hatte, sondern jemand, der genau wusste, wie und wo er die Ladungen platzieren musste. Der Polizist war sicher gewesen, dass der oder eher die Täter mit relativ wenig Sprengstoff die komplette Zerstörung des Gebäudes erreicht hatten. Von den Zündern war nicht genug übrig geblieben, um schon erste sichere Aussagen zu treffen, aber auch da war der Brandermittler überzeugt gewesen, dass es sich um professionelle Konstruktionen handelte, die mit osteuropäischem Sprengstoff bestückt gewesen waren. Das passte auf jemanden, der eine Ausbildung wie ein Navy-SEAL hatte. Natürlich würden die Amerikaner kaum ihren eigenen Sprengstoff nehmen, dessen Herkunft durch entsprechende chemische Analysen in ein paar Tagen nachweisbar wäre. Und rein zufällig mischte sich Sven in die Ermittlungen ein und zog einen Großteil zum Hamburger LKA hinüber, obwohl der Tatort in Schleswig-Holstein war. Sicher, das war im Grenzgebiet der Bundesländer durchaus manchmal üblich, aber in diesem Fall doch auffällig. Der Verdacht lag nahe, dass die SEALs hinter der Explosion steckten, aber warum? Was wollten sie damit erreichen? Die Beteiligung von Amerikanern an der Entwicklung und der Produktion des Giftgases vertuschen? Möglich, aber wieso waren dann Svens Partner und einer der SEALs vorher anscheinend verdeckt dort im Einsatz gewesen? Sowohl Dirk Richter als auch Jake Fielding tauchten auf Fotos auf, die seine Leute von den Besuchern der Firma gemacht hatten. Stephan hatte nach diesen Bildern gehofft, dass sie vielleicht doch das gleiche Ziel hatten, aber danach sah es nun nicht mehr aus. Und es war eine Frage der Zeit, bis es zu einer ernsten
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