Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
später nachdenken, nicht jetzt. Unwillkürlich öffnete sie leicht die Lippen. Anscheinend konnte er ihre Gedanken lesen, mit seinem unwiderstehlichen Grinsen überwand er die letzten Zentimeter und küsste sie. Ein kehliges Stöhnen entwich ihr, als sie den Kuss erwiderte und sich eng an ihn schmiegte.
»Hast du das jetzt begriffen?«, erkundigte er sich, ohne sich wirklich von ihren Lippen zu lösen.
»Ich wollte nur …«, begann sie eine Erklärung.
»Schon klar.« Seine Schultern bebten, und sein Mund zuckte unter ihren Lippen. Anscheinend hatte er Probleme, ein Lachen zu unterdrücken. Empört wollte sie sich von ihm lösen, sofort hielt er sie fest und streichelte zärtlich ihren Rücken. »Oh nein, Rückzug ausgeschlossen. Das hättest du dir überlegen müssen, bevor du dies begonnen hast.«
Sie hatte etwas begonnen? Sie hatte doch nur daran gedacht, seit wann war das verboten? Sie holte Luft und öffnete den Mund zu einer Erwiderung. Die Gelegenheit ließ sich Mark nicht entgehen. Erneut vergaß sie bei seinem zärtlichen Angriff alles um sich herum. Unwillig bemerkte sie, dass Mark sich von ihr zurückzog. Er strich leicht mit den Lippen über ihre Schläfen und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren, bevor er sich von ihr löste.
»Es tut mir leid, aber wenn wir nicht sofort aufhören, garantiere ich für nichts, und ich möchte nicht im Wohnzimmer von den Kindern überrascht werden.«
Kinder? Was für Kinder? Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie die Bedeutung seiner Worte verstanden hatte. Wieder zuckten seine Mundwinkel amüsiert. Am liebsten hätte sie ihn kräftig gegen das Schienbein getreten.
»Ich liebe es, wenn du dich aufregst. Aber was hast du vor? Dich ernsthaft mit einem SEAL anzulegen?« Seine Augenbraue wanderte in die Höhe, aber seine Augen lachten sie aus. »Eigentlich sollte ich mich doch wohl eher über dein mieses Timing beschweren, schließlich wusstest du, dass Tom jeden Moment auftaucht.«
Irgendwann würde sie die Oberhand behalten und sich gnadenlos rächen, aber nicht jetzt, nicht heute. »Das ist alles so kompliziert. Ich weiß nicht –«
»Du machst es kompliziert«, unterbrach Mark sie sofort. »Ich –«
»Mama!« Nickis gellender Schrei unterbrach ihn.
Warum waren die Kinder im Vorgarten? Sie sollten doch hinten spielen. Mark hatte bereits die Lederjacke übergezogen und seine Waffe in der Hand. Eilig folgte sie ihm zur Haustür. »Du bleibst hinter mir und wirst tun, was ich sage.«
Laura nickte.
26
Als Erstes sah Mark Rami, die mit zornrotem Gesicht vor einem blonden Mann etwa Mitte dreißig stand, der den strampelnden, weinenden Nicki auf dem Arm hielt. Daneben ein zweiter Mann, vielleicht Mitte fünfzig, tiefe Falten, der sich, als er Mark mit gezogener Sig entdeckte, seitlich von seinem Begleiter wegbewegte. Ein Profi. So wurde es dem Gegner erschwert, den Überblick zu behalten.
»Lass ihn runter!«, schrie Rami mit sich überschlagender Stimme und boxte den Blonden gegen die Taille.
»Stehen bleiben, keiner bewegt sich«, befahl Mark. »Rami, geh ins Haus.«
»Es ist alles meine Schuld, aber ich wollte nur sehen, ob Tom …«
»Laura, Rami, geht ins Haus, sofort.« Erschrocken lief Rami zu ihrer Mutter. Erleichtert nahm er aus den Augenwinkeln wahr, dass beide widerspruchslos taten, was er verlangte. In den letzten Tagen hatte Ramis Schwärmerei für Tom für einige Lästereien unter den Männern gesorgt. Vermutlich hatte sie den SEAL abfangen wollen und dafür die Anweisung, nur im Garten hinterm Haus zu spielen, ignoriert.
Kalt fuhr er den Blonden an: »Lassen Sie den Jungen los.«
Der Mann reagierte nicht, sondern sah ihn hasserfüllt an, ehe sein Blick flackernd zu der auf ihn gerichteten Sig zurückkehrte. Ein vierjähriger Junge bot definitiv keinen ausreichenden Schutzschild für einen erwachsenen Mann, das schien ihm klar zu sein. Und er hatte seine Angst nicht im Griff. Gut.
»Waffe weg, oder ich breche ihm das Genick«, drohte er wenig überzeugend.
Äußerlich ruhig hob Mark die Waffe höher und zielte auf einen imaginären Punkt zwischen den Augen des Blonden.
Endlich mischte sich der Grauhaarige ein: »Tu, was er sagt, lass endlich das Kind in Ruhe.« Ihn schien die Waffe nicht weiter zu beunruhigen. Gelassen sah er Mark an. »Sie sind Rawlins.« Eine Feststellung, keine Frage. Doch Mark dachte nicht daran, dies in irgendeiner Form zu kommentieren. »Wir wollten lediglich mit Frau Kranz reden. Mehr nicht. Es tut mir leid, dass die
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