Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
Kind, die ich sehe, auf denen du lachst und die nicht künstlich wirken. Ist das dein Bruder?«
»Ja. Die Mutter einer Freundin hat die Fotos gemacht. Mit Rick war immer alles anders, normal eben, und wir haben viel Spaß zusammen gehabt. Ich glaube, ohne ihn hätte ich nie die Kraft gefunden, mich von meiner Familie zu lösen.« Sie hob die Schultern und fror plötzlich. »Ich weiß nicht, was ohne ihn aus mir geworden wäre. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke oder ihn vermisse.«
»Du hattest einen Unfall erwähnt. Was ist passiert?«
»Ich kenne keine Einzelheiten, das Thema war bei uns zu Hause tabu. Abends war er noch da, am nächsten Morgen tot. Ein Verkehrsunfall. Angeblich ist er betrunken eine Böschung runter und im Wagen verbrannt, aber das glaube ich nicht. Er wäre nie betrunken gefahren. Nicht Rick.«
Wie war sie nur jemals auf die Idee gekommen, Mark wäre kalt oder gefühllos? Voller Verständnis und Mitgefühl sah er sie an. »Dann muss ich ihm wohl dankbar sein.« Er warf ein weiteres Foto auf den Tisch. »So hättest du mir weniger gefallen.«
Laura lachte auf, als sie ihre Eltern auf einem Tennisplatz erkannte, im typisch hanseatischen Sportoutfit in Weiß und Dunkelblau und mit blasierten Mienen. Ein vager Gedanke kam ihr, aber ehe sie ihn zu fassen bekam, war er weg.
Mark sah auf die Uhr, stand auf und reckte sich. »Lass uns für heute Schluss machen. Morgen nehmen wir uns den Rest vor.«
»Ich dachte, du bleibst zum Abendessen?« Bedauernd erhob sie sich ebenfalls.
»Nein, vielen Dank. Tom müsste jeden Moment eintreffen, und ich habe noch zu tun. Vielleicht ein anderes Mal.« Lächelnd deutete er auf den leeren Kuchenteller. »Du verwöhnst uns schon genug. Wenn du so weitermachst, müssen wir Extra-Trainingseinheiten einlegen.«
Rasch stopfte sie die Fotos in den Umschlag und legte ihn zur Seite. »Das ist das Mindeste, was ich für dich … für euch tun kann.«
Mark runzelte die Stirn. »Hör auf damit. Dich trifft keine Schuld. An nichts, überhaupt nichts. Akzeptier das endlich.«
Laura wich seinem Blick aus und biss sich auf die Unterlippe. Es ging nicht nur um ihren Exmann oder Marks Verletzung, sondern darum, dass sie bereits vor Jahren Joachims doppeltes Spiel hätte durchschauen müssen. Wenn sie rechtzeitig aus ihrer Traumwelt aufgewacht wäre, wäre es nie so weit gekommen. Sie überhörte die leise Stimme, die ihr sagte, dass sie dann Mark nicht kennengelernt hätte.
Sanft legte er ihr zwei Finger unters Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Ich meine es ernst, verdammt ernst.«
Statt sich dem forschenden Blick zu stellen, wandte sie den Kopf ab. »Es ist doch alles sinnlos. Mir müsste doch schon längst eingefallen sein, wo ich Zerberus gehört habe, aber selbst das bekomme ich nicht hin.«
So leicht ließ Mark sie nicht davonkommen, zärtlich umfasste er ihr Gesicht mit beiden Händen. »Was redest du denn da? Du bekommst doch alles hin, was du willst.«
Seine raue Stimme ging ihr durch und durch. »Sieh dich doch um. Was habe ich aus meinem Leben gemacht? Jahrelang habe ich, ohne es zu merken, neben einem Mann gelebt, der ein mieser Verbrecher war und dich ins Krankenhaus gebracht hat.«
Ohne den Blickkontakt abzubrechen, ließ sich Mark rückwärts auf die Couch fallen und zog sie mit sich. Nur ein flüchtiges Zusammenziehen der Augenbrauen verriet, dass ihm die Bewegung Schmerzen bereitete, dann saß sie auf seinem Schoß.
»Du wirfst mir vor, dass ich mich für alles verantwortlich fühle. Und was ist mit dir?«
Protestierend öffnete sie den Mund.
»Sei still, ich bin dran. Du bist weder für die Taten deines Exmannes verantwortlich noch für meinen Fehler. Was glaubst du denn, warum Sven und Dirk und ihre Frauen dich sofort ins Herz geschlossen haben? Niemand von uns hat auch nur eine Sekunde geglaubt, dass du mit deinem Exmann unter einer Decke steckst oder etwas mit dem Giftgas zu tun hast. Du bietest Rami und Nicki ein glückliches Familienleben, das du selbst niemals gekannt hast. Du hast nicht den geringsten Grund, an dir zu zweifeln. Sieh dir die Fotos an und dann dein Haus. Keine Spur von dem Lebensstil, den deine Eltern führen, dabei wäre es um einiges einfacher für dich, wie sie zu leben und deine Vormittage im Tennisclub zu verbringen oder mit Leuten, die genauso oberflächlich sind.«
Laura hatte das Gefühl, in seinen goldfarbenen Augen zu versinken. Zu gerne hätte sie seinen Worten geglaubt, aber darüber konnte sie
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