Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
Verfassungsschutz.« Aus Svens Mund klang der Name der Behörde wie ein Schimpfwort. »Dirk Richter, mein Partner und Freund.« Überdeutlich betonte Sven das letzte Wort.
»Botschaft angekommen, Sven.«
»Das war ja auch nicht übermäßig schwer. Was kann ich für dich tun?«
»Die Frage kommt ein bisschen spät, oder? Wenn du früher auf mich gehört hättest, wäre dein SEAL-Freund jetzt nicht tot.«
Dirk horchte auf. Meinte Reimers die fingierte Meldung über Jakes Tod? Und wie passte das zu der Entführung von Mark durch den Verfassungsschutz? Falls Sven ebenfalls verwirrt war, zeigte er es nicht.
»Wen meinst du, Stephan?«, erkundigte er sich erstaunlich ruhig.
»Jake Fielding. Falls du dich nicht an ihn erinnerst: Du hast letztes Jahr mit ihm zusammengearbeitet. Nun erzähle mir bitte nicht, dass es reiner Zufall ist, dass der plötzlich tot vor den Toren von
VirTech
liegt. Ich könnte dir auch noch ein paar nette Fotos als Erinnerung überlassen, auf denen Fielding und rein zufällig auch dein Partner drauf sind.« Mit zwei Schritten war Reimers bei Svens Schreibtisch, stemmte die Hände auf die Platte und beugte sich vor. »Ich hatte dich gewarnt, Sven. Du hättest von der Sache die Finger lassen sollen. Wenn wir überhaupt noch eine Chance haben, weitere Zwischenfälle dieser Art zu verhindern, kommst du jetzt mit.«
»Ist das eine Drohung?«
»Verdammt, nein. Eine Bitte.«
»Dann solltest du ernsthaft an deinem Ton arbeiten.«
»Hör auf mit diesen Empfindlichkeiten. Es wird Zeit, dass wir herausfinden, wer auf welcher Seite steht und wer welches Ziel verfolgt. Bitte, Sven. Ich möchte dir nicht als Gegner gegenüberstehen, und ich will verhindern, dass es noch weitere Opfer gibt. Komm einfach mit.«
»Du verlangst eine ganze Menge«, stellte Sven fest, wirkte aber nachdenklich.
Dirk ahnte bereits, wie seine Antwort ausfallen würde, und das gefiel ihm nicht. »Wenn ihr reden wollt, tut das hier.«
Reimers würdigte ihn keines Blickes. »Hier sind nicht alle vertretenen Parteien anwesend. Meinetwegen kommt beide mit.«
Das klang, als meinte er Mark. Aber dann hätte Reimers kaum veranlasst, dass seine Männer Mark so behandelten. Sven nickte langsam. »Also gut, du bekommst deine Chance. Aber Dirk bleibt hier. Einer von uns muss erreichbar bleiben.«
»Es gibt Handys«, unternahm Dirk einen letzten Versuch, winkte aber ab, als Sven zu einer Erklärung ansetzte. »Schon gut, ich hoffe, du weißt, was du tust. Aber ich komme mit runter und mache in Ahrensburg weiter.«
Auf dem Weg zum Parkplatz musterte Dirk den Verfassungsschützer unauffällig. Er wurde aus dessen Verhalten nicht schlau. Einerseits hatte er ehrlich gewirkt, als er ihnen geschildert hatte, worum es ihm ging. Andererseits war da das Verhalten seiner Männer gegenüber Nicki und Mark.
Sie erreichten Svens Wagen zuerst.
»Ich kann auch fahren«, bot Reimers an.
Sven schüttelte den Kopf. »Vielen Dank, wenn du mich schon entführst, dann wenigstens zu meinen Bedingungen.«
Reimers’ Grinsen blitzte kurz auf. »Du klingst, als ob ich dich mit vorgehaltener Waffe zwingen würde, mitzukommen.«
Sven erwiderte den Blick ernst. »Ich dachte, das gehört neuerdings zu den Gepflogenheiten deines Vereins?«
Entweder verstand Reimers Svens Anspielung nicht, oder er war ein hervorragender Schauspieler. »Na sicher doch.«
Lässig warf Reimers seine eigenen Wagenschlüssel in die Luft, griff jedoch beim Auffangen daneben. Der Schlüsselbund landete klirrend neben der Beifahrertür von Svens BMW.
»Verdammt, sag lieber nichts«, grollte er und bückte sich.
»Käme mir nie in den Sinn. Tolle Reflexe hast du.«
»Stimmt, du würdest dich wundern.« Reimers’ Lächeln wirkte einen Sekundenbruchteil lang gezwungen.
Irritiert sahen sich Sven und Dirk an, aber dann war der Augenblick vorbei, und Reimers stieg ein. Mit einem beiläufigen Winken verabschiedete sich Dirk.
27
Zusammenhanglose Gedankenfetzen, dann setzte schlagartig die Erinnerung an die letzten Minuten vor Lauras Haus ein und die Erkenntnis, dass er überlebt hatte. Damit hatte Mark nicht unbedingt gerechnet. Elektroschocker jagten üblicherweise fünfzigtausend Volt durch den Körper eines Opfers, genug, um einen erwachsenen Mann bewegungsunfähig zu machen, aber niemals ausreichend, um ihn dermaßen umzuhauen. Die Schlussfolgerung war einfach: Hätte der manipulierte Elektroschocker ihn voll erwischt, wäre er jetzt tot.
Angespannt lauschte er, während er
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