Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care
Schmetterling aufzuspießen oder einen Kometen auf Video aufzunehmen. Jede Nacht schlang er die Arme um mich und flüsterte mir diesen Satz ins Ohr, Blasen, die beim Aufprall zerplatzten: Ich liebe dich. Und dann wartete er. Er wartete, und obwohl er keinen Druck auf mich ausüben wollte, war mein Schweigen für ihn eine Enttäuschung; das fühlte ich.
Als ich eines Tages von der Arbeit kam und noch rasch das Mehl von meinen Händen klopfte, bevor ich Amelia von der Schule abholte, fand ich eine kleine Karte unter meinem Scheibenwischer. ICH LIEBE DICH stand darauf.
Als ich am nächsten Tag Feierabend hatte, war da ein DIN-A 4-Blatt auf meine Windschutzscheibe geklebt. ICH LIEBE DICH .
Ich rief Sean an. »Ich werde gewinnen«, sagte ich.
»Das werden wir beide«, erwiderte er.
Ich machte Lavendelpannacotta und stellte die Schale auf seine Kreditkartenrechnung.
Er konterte mit einem Pappplakat. Man konnte es schon von Weitem lesen, und ich musste mir die Sticheleien meiner Kollegen anhören.
»Was ist dein Problem?«, fragte Piper. »Sag ihm doch einfach, was du für ihn empfindest.« Aber Piper verstand das nicht, und ich konnte es ihr nicht erklären. Wenn man jemandem zeigte, was man für ihn fühlte, war das frisch und ehrlich. Wenn man jemandem sagte, was man fühlte, war womöglich nichts mehr hinter den Worten außer vielleicht Gewohnheit und Erwartungen. Diese drei Worte verwendete jeder. Ein paar Silben konnten jedoch nicht annähernd ausdrücken, was ich für Sean empfand. Ich wollte, dass er fühlte, was ich fühlte, wenn ich mit ihm zusammen war: diese unglaubliche Mischung aus Wohltat, Untergang und Verwunderung; das Wissen, dass ich nach nur einer Kostprobe von ihm süchtig geworden war. Also machte ich ihm ein Tiramisu und schob es zwischen ein Paket von Amazon und den Flyer einer Malerwerkstatt.
Diesmal rief Sean mich an. »Weißt du eigentlich, dass es eine Straftat ist, die Briefkästen anderer Leute zu öffnen?«, fragte er.
»Dann verhafte mich doch«, erwiderte ich.
Als ich an diesem Tag von der Arbeit wegging – verfolgt von meinen Kollegen, für die Seans Werben zu einem Zuschauersport geworden war –, fand ich meinen Wagen vollständig in Papier eingewickelt. Darauf stand in großen Buchstaben: ICH BIN AUF DIÄT .
Daraufhin backte ich ihm Scones, und die waren noch immer im Briefkasten, als ich ihm am nächsten Tag ein paar Ingwerkekse brachte. Und da beide Leckereien am Tag darauf auch noch unberührt waren, war kein Platz mehr für das Erdbeertörtchen. So trug ich es stattdessen zum Haus und klingelte. »Wie kommt es, dass du nicht isst, was ich für dich mache?«, verlangte ich zu wissen.
Er lächelte mich träge an. »Wie kommt es, dass du es nicht auch sagst?«
»Kannst du es dir nicht denken?«
Sean verschränkte die Arme vor der Brust. »Was denken?«
»Dass ich dich liebe.«
Er packte und küsste mich. »Das wurde aber auch Zeit«, sagte er grinsend. »Ich bin schon halb verhungert.«
Du und ich, wir haben an diesem Morgen nicht nur Waffeln gebacken. Wir machten ein Zimtbrot, Haferkekse und Muffins. Ich ließ dich den Löffel und die Schüssel ablecken. Gegen elf schlurfte Amelia in die Küche; sie war frisch geduscht. »Haben wir zum Mittagessen eine Armee zu Gast?«, fragte sie, nahm sich einen Muffin, brach ihn auf und atmete den Dampf ein. »Kann ich helfen?«
Wir machten einen Erdbeer- und einen Pflaumenkuchen, Apfeltaschen und Makronen. Wir backten, bis so gut wie nichts mehr in meiner Speisekammer war und ich vergessen hatte, was du am Teich zu mir gesagt hattest. Wir machten weiter, bis kein brauner Zucker mehr da war, bis uns gar nicht mehr auffiel, dass dein Vater schon den ganzen Tag weg war, und bis wir keinen Bissen mehr runterbekamen.
»Und was jetzt?«, fragte Amelia, als die ganze Arbeitsplatte mit Gebäck vollstand.
Ich hatte schon so lange nichts mehr gebacken, und jetzt hatte ich mich offenbar in einen Rausch gesteigert. Vielleicht hatte sich unbewusst die alte Gewohnheit durchgesetzt, für ein ganzes Restaurant und nicht nur für eine Familie zu backen – für eine Familie, von der auch noch ein Mitglied fehlte. »Wir könnten den Nachbarn was schenken«, hast du vorgeschlagen.
»Niemals«, widersprach Amelia. »Sollen sie es kaufen.«
»Wir haben hier keine Bäckerei«, gab ich zu bedenken.
»Warum nicht? Das wäre auch nichts anderes als der Gemüsestand am Ende der Straße. Willow und ich können ein Schild machen, auf dem SÜSSES VON
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