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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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CHARLOTTE steht, und du kannst alles schön verpacken …«
    »Wir könnten einen Schlitz in den Deckel von einem Schuhkarton machen«, hast du vorgeschlagen, »für das Geld, und dann nehmen wir zehn Dollar das Stück.«
    »Zehn Dollar?«, sagte Amelia. »Versuch es mal mit einem , Erbsenhirn.«
    »Mom! Sie hat mich Erbsenhirn genannt …«
    Ich stellte mir weiß getünchte Wände vor, eine Glasauslage und Kunstschmiedetische mit Marmorplatten. Ich stellte mir Reihen von Pistazienmuffins in einem Industrieofen vor, Baisers, die einem auf der Zunge zergingen, und das helle Klingeln der Kasse. »Crèmeladen«, unterbrach ich euch, und ihr habt euch zu mir umgedreht. »Das sollte auf dem Schild stehen.«
    Als Sean in dieser Nacht nach Hause kam, schlief ich schon tief und fest, und als ich aufwachte, war er bereits wieder weg. Dass er überhaupt da gewesen war, bemerkte ich nur an dem benutzten Kaffeebecher in der Spüle.
    Mir zog sich der Magen zusammen. Ich tat so, als sei der Hunger daran schuld und nicht die Reue. Ich machte mir einen Toast und holte einen Kaffeefilter aus dem Schrank.
    Als Sean und ich erst kurz verheiratet waren, kochte er mir jeden Morgen Kaffee. Er selbst trank keinen Kaffee, war aber immer früh auf den Beinen, um rechtzeitig zur Schicht zu kommen. Dann schaltete er die Maschine ein, sodass ich einen frischen Kaffee hatte, sobald ich aus der Dusche kam. In der Küche wartete dann schon ein Becher mit zwei Löffeln Zucker auf mich. Manchmal lag daneben ein Zettel. BIS SPÄTER oder ICH VERMISSE DICH JETZT SCHON stand darauf.
    An diesem Morgen war die Küche kalt, und die Kaffeemaschine abgeschaltet und leer.
    Ich maß Wasser und Kaffee ab und schaltete die Maschine ein. Dann wollte ich mir einen Becher aus dem Schrank holen. Ich zögerte jedoch und nahm schließlich den, den Sean in die Spüle gestellt hatte. Ich spülte ihn durch und schenkte mir einen Kaffee ein. Er schmeckte viel zu stark und bitter. Ich fragte mich, ob Seans Lippen den Becher an derselben Stelle berührt hatten wie meine.
    Ich war Frauen gegenüber stets misstrauisch gewesen, die erklärten, ihre Ehe sei förmlich »über Nacht« in die Brüche gegangen. Wie konnte euch das so überraschen? , dachte ich dann immer. Wie konntet ihr all die Anzeichen übersehen? Nun, ich will dir sagen, wie das geht: Man ist so sehr damit beschäftigt, das Feuer vor seinen Füßen zu löschen, dass man das Inferno im Rücken gar nicht bemerkt. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wann Sean und ich das letzte Mal gemeinsam über etwas gelacht hatten. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich ihn das letzte Mal geküsst hatte, einfach so. Ich war so sehr darauf konzentriert gewesen, dich zu beschützen, dass ich selbst ohne Deckung dastand.
    Manchmal sind bei euren Brettspielen die Würfel in die Couchritzen oder auf den Boden gefallen. Das gilt nicht. Noch mal , hast du dann immer gesagt. So leicht war es, eine zweite Chance zu bekommen. Genau das wollte ich jetzt auch: eine zweite Chance. Nur wenn ich ehrlich zu mir war, wusste ich gar nicht, wo ich anfangen sollte.
    Ich schüttete den Kaffee in die Spüle und schaute zu, wie er im Abfluss verschwand.
    Ich brauchte kein Koffein, und ich brauchte auch niemanden, der mir morgens Kaffee machte. Ich verließ die Küche, schnappte mir eine Jacke (Seans; sie roch nach ihm) und ging raus, um mir eine Zeitung zu holen.
    Der Automat mit der Lokalzeitung war leer. Vermutlich hatte Sean noch eine bekommen. Frustriert drehte ich mich wieder um und bemerkte den kleinen Karren, den wir gestern voller Backwaren am Straßenrand aufgestellt hatten.
    Ich schnappte mir den Schuhkarton, lief ins Haus zurück und in euer Schlafzimmer. »Mädchen!«, rief ich. »Schaut!«
    Ich setzte mich auf dein Bett und öffnete den Schuhkarton. »Wo hast du all das Geld her?«, fragtest du, und das reichte, damit Amelia sich abrupt aufsetzte.
    »Was für Geld?«, fragte sie.
    »Das ist von dem Gebäck, das wir rausgestellt haben«, sagte ich.
    »Gib mir das.« Amelia griff nach dem Karton und begann, das Geld zu sortieren. Wir hatten Banknoten und Münzen in jeder Größe. »Das sind gut hundert Dollar!«
    Du bist aus deinem Bett und auf Amelias gekrochen. »Wir sind reich«, hast du gesagt, eine Handvoll Dollar gegriffen und in die Luft geworfen.
    »Was machen wir damit?«, fragte Amelia.
    »Ich denke, wir sollten uns einen Affen kaufen«, hast du gesagt.
    »Affen kosten viel mehr als hundert Dollar«, schnaubte Amelia. »Ich

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