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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Zeitungsartikel sehen und ein Dutzend weitere, nehme ich an. Sie wird hören, wie ihre Mutter der ganzen Welt verkündet, dass sie sie nicht gewollt hat. Sagen Sie mir, Miss Gates: Ist es besser, wenn ich im Gericht sitze und ihre Klage aktiv untergrabe oder wenn ich beiseitetrete, damit Willow jemanden hat, bei dem sie genau weiß, dass er sie liebt, wie sie ist.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie das Richtige für Ihre Tochter tun?«
    »Sind Sie sicher?«, entgegnete ich. »Ich werde erst hier weggehen, wenn Sie mir die entsprechenden Papiere zur Unterschrift vorgelegt haben.«
    »Sie können doch nicht von mir erwarten, dass ich am Sonntagmorgen etwas aufsetze, wo ich noch nicht einmal im Büro bin …«
    »Zwanzig Minuten. Dann treffe ich Sie dort.« Ich hatte gerade die Tür geöffnet, um wieder hinauszugehen, als Marin mich noch einmal zurückrief.
    »Ihre Frau«, fragte sie, »wie denkt sie über das, was Sie hier tun?«
    Langsam drehte ich mich wieder um. »Sie denkt überhaupt nicht an mich«, antwortete ich.
    Ich sah Charlotte weder an diesem Abend noch am nächsten Morgen. Ich nahm an, es würde nicht lange dauern, bis Marin ihr die Neuigkeit erzählte. Allerdings hat selbst ein Kerl, der in seinen Überzeugungen so fest ist wie ich, einen Überlebensinstinkt. Ich wollte erst nach Hause gehen und mit deiner Mutter reden, nachdem ich ein paar getrunken und so lange gewartet hatte, dass ich wieder fahrtüchtig war – immerhin war ich ein Cop.
    Und vielleicht hatte ich dann ja Glück, und sie schlief schon.
    »Tommy«, sagte ich, winkte dem Barkeeper und schob ihm mein leeres Bierglas hin. Ich war nach der Schicht mit ein paar Jungs zu O’Boys gegangen, aber die waren inzwischen zum Abendessen nach Hause gefahren, zu Weib und Kind. Es war zu spät für den Feierabenddrink und noch zu früh fürs Nachtpublikum. Außer Tommy und mir war nur ein weiterer Gast im Raum: ein alter Mann, der für gewöhnlich um drei das erste Glas kippte und dann immer weitersoff, bis seine Tochter ihn nach der letzten Runde abholte.
    Die Glocke über der Tür klingelte, und eine Frau kam herein. Sie zog sich ihren engen, mit Leopardenmuster bedruckten Mantel aus und enthüllte ein noch viel engeres pinkfarbenes Kleid. Wirklich albern. Kleidung wie diese hatte dem Staatsanwalt schon so manchen Vergewaltigungsprozess vermasselt.
    »Kalt draußen«, bemerkte sie und setzte sich auf den Hocker neben mir. Entschlossen starrte ich auf mein leeres Bierglas. Versuch es mal mit etwas mehr Stoff , dachte ich.
    Tommy gab mir ein frisches Bier und sprach die Frau an. »Was darf ich Ihnen geben?«
    »Einen Dirty Martini«, antwortete sie und lächelte mich an. »Haben Sie den schon mal probiert?«
    Ich nippte an meinem Bier. »Ich mag keine Oliven.«
    »Ich schon; ich sauge so gern die Paprika raus«, gab sie zu. Sie öffnete ihr Haar, das blond und lockig war. »Bier schmeckt wie Katzenpisse, wenn Sie mich fragen.«
    Ich lachte. »Woher wissen Sie denn, wie Katzenpisse schmeckt?«
    Sie hob die Augenbrauen. »Haben Sie noch nie etwas gesehen und einfach gewusst , wie es schmeckt?«
    Sie hatte etwas gesagt, nicht wahr? Nicht jemanden ?
    Ich hatte Charlotte noch nie betrogen. Ich hatte noch nicht einmal daran gedacht. Dabei war ich in meinem Beruf weiß Gott schon genug jungen Frauen begegnet, die mir nur zu gerne die Gelegenheit gegeben hätten. Ehrlich gesagt hatte ich immer nur Charlotte gewollt – selbst nach acht Jahren noch. Nur dass die Frau, die ich geheiratet hatte, nicht die war, die ich zurzeit in unserem Haus sah. Diese Frau war distanziert und so sehr darauf fixiert, was sie bekommen könnte , dass sie gar nicht mehr bemerkte, was sie hatte .
    »Mein Name ist Sean«, sagte ich und drehte mich zu der Frau hin.
    »Taffy Lloyd«, sagte sie und trank einen Schluck von ihrem Martini. »Taffy … wie das Toffee.«
    »Ja, das habe ich schon verstanden.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Kenne ich Sie nicht irgendwoher?«
    »Ich bin sicher, dass ich mich erinnern würde, wenn ich Sie schon mal …«
    »Nein, jetzt weiß ich’s. Ich vergesse nie ein Gesicht …« Sie hielt inne und schnippte mit den Fingern. »Sie waren in der Zeitung«, sagte sie. »Sie haben dieses kranke Mädchen, stimmt’s? Wie geht es ihr?«
    Ich hob mein Bier und fragte mich, ob Taffy mein Herz genauso laut schlagen hörte wie ich. Sie erkannte mich aufgrund des einen Fotos in der Zeitung? Wenn diese Frau das schon konnte, wie viele noch? »Es geht ihr gut«,

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