Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care
während meines Aufenthalts im Haus dieses Wochenende war mir aufgefallen, dass die Rampe, die ich vor drei Jahren für den Rollstuhl gebaut hatte, an einer Stelle faulte, wo diesen Frühling Wasser gestanden hatte. Darum wollte ich dir bis zu deiner Rückkehr von dem Kongress eine neue bauen.
So wie ich mir das dachte, brauchte ich vier Sperrholzbretter, drei viertel Zoll dick, plus eines Stücks Außenbelag, der den Rädern Halt gab. Ich ging zum Serviceschalter, um mir die Kosten ausrechnen zu lassen. »Wir reden von ungefähr 34,10 Dollar pro Platte«, sagte der Angestellte, und ich überschlug es im Kopf. Wenn das Holz über hundert Dollar kostete, würde ich noch mehr Überstunden schieben müssen, und da war der Belag noch nicht einmal dabei. Und je mehr Stunden ich auf der Arbeit verbrachte, desto weniger Zeit hatte ich für euch Mädchen, und je mehr Geld ich für die Rampe ausgab, desto weniger blieb für die nächste Nacht im Motel.
»Sean?«
Piper Reece stand nur zwei Schritte von mir entfernt.
»Was machst du denn hier?«, fragte sie, aber bevor ich darauf antworten konnte, hob sie die Hände und zeigte ein Päckchen Kabelbinder sowie eine Kabelbuchse. »Ich bin gerade dabei, eine Steckdose zu erneuern. In letzter Zeit habe ich bei vielem ein ziemliches Geschick erlangt, aber jetzt wage ich mich zum ersten Mal an die Elektrik.« Sie lachte nervös. »Ich sehe schon die Schlagzeile: ›Frau in ihrer eigenen Küche vom Strom erschlagen. Arbeitsfläche war zum Todeszeitpunkt nicht sauber.‹ Das soll ja leicht vorkommen. Aber, na ja, das Risiko, sich selbst beim Heimwerken zu grillen, ist doch bei Weitem nicht so hoch wie das, auf dem Weg zum Heimwerkermarkt in einen Verkehrsunfall zu geraten, oder?« Sie schüttelte den Kopf und errötete. »Ich plappere.«
Ich muss gehen. Die Worte lagen mir auf der Zunge, doch was herauskam, war: »Ich könnte dir ja helfen.«
Du dummer, dummer, dummer Arsch. Das sagte ich mir immer wieder, nachdem ich Sperrholz und Belag auf meinen Truck geladen hatte und nun zu Piper Reece fuhr. Warum hatte ich mich nicht einfach umgedreht und war gegangen? Dazu fiel mir nur eine Erklärung ein: In all den Jahren hatte ich sie nie anders erlebt als selbstbewusst bis arrogant. An dem Tag jedoch wirkte sie vollkommen durcheinander.
Mir gefiel sie so besser.
Als ich in ihre Straße einbog, überkam mich leichte Panik. War Rob zu Hause? Ich glaubte nicht, mit beiden gleichzeitig fertigzuwerden. Aber sein Wagen war nicht da, und als ich den Motor abstellte, atmete ich tief durch. Fünf Minuten , sagte ich mir. Installiere die verdammte Steckdose, und dann mach, dass du wegkommst.
Piper wartete an der Haustür auf mich. »Das ist wirklich sehr nett von dir«, sagte sie, als ich eintrat.
Der Flur war früher in einer anderen Farbe gestrichen gewesen, und ich sah, dass auch die Küche umgebaut worden war. »Ihr habt hier einiges machen lassen«, bemerkte ich.
»Nein, das habe ich ganz allein gemacht«, sagte Piper. »Ich habe im Augenblick jede Menge Zeit.«
Ein unangenehmes Schweigen breitete sich zwischen uns aus. »Nun denn«, sagte ich schließlich, »nehmen wir zuerst die Sicherungen raus. Die sind wahrscheinlich im Keller?«
Piper führte mich nach unten, und ich schaltete die Hauptsicherung aus. Dann ging ich in die Küche. »Welche ist es?«, fragte ich und ließ sie mir von Piper zeigen.
»Sean? Wie kommst du zurecht?«
Ich tat absichtlich so, als hätte ich sie missverstanden. »Ach, ich nehme nur die kaputte raus«, sagte ich. »Siehst du? Ganz einfach, wenn sie erst mal losgeschraubt ist. Dann musst du die weißen Drähte nehmen und so zusammendrehen, dass sie durch die kleinen Löcher passen. Anschließend nimmst du die neue Steckdose und verbindest die Kabel mit dem Schraubenzieher, hier … so … Siehst du, wo ›weißes Kabel‹ steht?«
Piper beugte sich näher heran. Ihr Atem roch nach Kaffee und nach Reue. »Ja.«
»Mach das Gleiche mit den schwarzen Kabeln und verbinde sie mit der Buchse, auf der Phasenleiter steht. Zu guter Letzt musst du die Steckdose noch an der grünen Buchse erden und alles wieder in die Wand stecken.« Ich machte die Steckdose wieder fest und drehte mich zu ihr um. »Ganz einfach.«
»Gar nichts ist einfach«, erwiderte Piper und starrte mich an. »Aber das weißt du ja. Wie zum Beispiel ein Wechsel auf die dunkle Seite der Macht.«
Ich legte den Schraubenzieher auf der Arbeitsplatte ab. »Die dunkle Seite ist überall,
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