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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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ist, habe er sich in eine dreckige Hure verliebt, und nun seien ihre Eltern nicht mehr zusammen; aber ich habe gesagt, so etwas würdest du nie tun.«
    »Ich habe es dir ja gesagt«, seufzte Charlotte und schaute mich an.
    »Willow, deine Mutter und ich … Wir lassen uns scheiden.«
    Sie schaute uns der Reihe nach an. »Wegen mir?«
    »Nein«, widersprachen Charlotte und ich im Chor.
    »Wir lieben dich beide und Amelia auch«, sagte ich. »Aber deine Mom und ich können kein Paar mehr sein.«
    Charlotte ging zum Fenster und kehrte mir den Rücken zu.
    »Du wirst uns weiterhin beide sehen. Und du wirst mit uns beiden leben. Wir werden alles tun, um es für dich so leicht wie möglich zu machen. So viel wird sich gar nicht ändern …«
    Du hast mehr und mehr das Gesicht verzogen, je länger ich redete, und bist zornrot geworden. »Mein Fisch«, hast du gesagt. »Der kann nicht in zwei Häusern leben.«
    Du hattest einen Kampffisch, den wir dir zu Weihnachten geschenkt hatten, das billigste Haustier, das wir dir besorgen konnten. Zum allgemeinen Entsetzen hatte das Tier länger als eine Woche überlebt. »Wir werden dir einen zweiten kaufen«, schlug ich vor.
    »Aber ich will keinen zweiten Fisch!«
    »Willow …«
    »Ich hasse dich!«, hast du geschrien und bist in Tränen ausgebrochen. »Ich hasse euch beide !«
    Du bist von deinem Stuhl gesprungen und schneller, als ich es je für möglich gehalten hätte, zur Haustür gerannt. »Willow!«, rief Charlotte. »Sei …«
    Vorsichtig.
    Ich hörte den Schrei, bevor ich an der Tür ankam. In deiner Eile, von mir wegzukommen, weg von der schlimmen Nachricht, hast du nicht aufgepasst und bist auf der Veranda ausgerutscht. Dein linker Oberschenkel stand rechtwinklig ab, der Knochen hatte die Haut durchstoßen; deine Augen leuchteten unheilverkündend blau. »Mommy?«, hast du gesagt und dann die Augen in den Kopf gedreht.
    »Willow!«, kreischte Charlotte und kniete sich neben dich. »Ruf einen Krankenwagen«, befahl sie mir, beugte sich zu dir hinunter und flüsterte dir etwas ins Ohr.
    Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich tatsächlich, sie sei das bessere Elternteil.
    Wenn man es irgendwie vermeiden kann, sollte man sich die Knochen nicht an einem Freitagabend brechen. Wichtiger noch: nicht an dem Wochenende, an dem die orthopädischen Chirurgen ihren alljährlichen Kongress abhalten. Wir ließen Amelia allein zu Hause. Charlotte fuhr mit dir im Krankenwagen, und ich folgte euch mit meinem Truck. Zwar wurden deine ernsthafteren Brüche stets von den Orthopäden in Omaha behandelt, doch dieser hier war zu schwer, als dass wir den Knochen so lange immobilisieren konnten. So fuhren wir also zum hiesigen Hospital, und dort teilte man uns mit, dass es sich bei dem diensthabenden Chirurgen um einen Assistenzarzt handelte.
    »Ein Assistenzarzt?«, hatte Charlotte gesagt. »Schauen Sie … Ich will ja niemanden beleidigen, aber ich werde den Oberschenkel meiner Tochter nicht von einem Assistenzarzt operieren lassen.«
    »Ich habe diese Art von Operation schon öfter durchgeführt, Mrs. O’Keefe«, sagte der Arzt.
    »Nicht an einem Mädchen mit OI «, konterte Charlotte, »und nicht an Willow.«
    Er wollte einen Fassier-Duval-Nagel einsetzen, einen Teleskopnagel, der mit dir mitwuchs. Das war die neueste Technik, und der Nagel würde mit der Epiphysis verbunden werden, was immer das war, und darum nicht mehr wandern können wie die alten Nägel. Aber vor allem würdest du keinen Spreizgips brauchen, der bei den alten Nagelungen die postoperative Standardmaßnahme war. Stattdessen würdest du drei Wochen lang ein spezielles Stützgestänge tragen. Das wäre zwar unbequem, besonders jetzt im Sommer, aber nicht einmal annähernd so behindernd wie ein Spreizgips.
    Während diese Schlacht tobte, streichelte ich dir über die Stirn. Du warst wieder bei Bewusstsein, aber du hast kein Wort gesagt, sondern nur vor dich hin gestarrt. Das machte mir furchtbare Angst, doch Charlotte sagte, bei einem schweren Bruch seist du häufig so. Das habe etwas mit den Endorphinen zu tun, die dein Körper in so einem Fall ausschüttete. Und doch hast du zu zittern begonnen, als stündest du unter Schock. Als die dünne Krankenhausdecke daran nichts änderte, zog ich meine Jacke aus, um es damit zu versuchen.
    Charlotte stritt derweil immer weiter, ließ Namen fallen – und konnte den Arzt schließlich dazu bewegen, im Kongresszentrum von San Diego anzurufen. Es war absolut faszinierend,

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