Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care
zu früh. Dr. Del Sol hatte einen Termin für den Kaiserschnitt angesetzt, doch ich habe ein paar Tage vorher Wehen bekommen, und alles ging sehr schnell. Als sie geboren wurde, hat sie geschrien, und sie haben sie mir sofort weggenommen, um sie zu röntgen und Tests zu machen. Es hat Stunden gedauert, bis ich Willow zum ersten Mal gesehen habe, und als es so weit war, lag sie in einem speziellen Schaumstoffbett und hatte Verbände um Arme und Beine. Sie hatte sieben Knochenbrüche, die bereits verheilten, und vier neue, die bei der Geburt entstanden waren.«
»Ist sonst noch etwas im Krankenhaus passiert?«
»Ja. Willow hat sich eine Rippe gebrochen, und die hat ihre Lunge durchstoßen. Es war … Es war das Furchterregendste, was ich je in meinem Leben gesehen habe. Sie ist blau angelaufen, und plötzlich waren ein Dutzend Ärzte im Raum, und die haben ihr eine Nadel in den Brustkorb gestochen. Sie haben mir gesagt, Willows Brustkorb habe sich mit Luft gefüllt, die ihr Herz und ihre Luftröhre auf die falsche Seite drückte, und irgendwann würde ihr Herz einfach aufhören zu schlagen. Sie haben eine Herzmassage gemacht … und dabei noch mehr Rippen gebrochen. Dann haben sie die Luft abgepumpt, damit die Organe wieder an ihren richtigen Platz zurückkehren konnten. Sie haben sie aufgeschnitten«, sagte ich, »und ich habe zuschauen müssen.«
»Haben Sie hinterher mit der Beklagten gesprochen?«, fragte Marin.
Ich nickte. »Ein anderer Arzt hat mir gesagt, dass Willow eine Zeit lang keinen Sauerstoff mehr bekommen habe und dass sie noch nicht wüssten, ob ihr Gehirn geschädigt sei. Er hat mir vorgeschlagen, eine DNR -Anordnung zu unterzeichnen.«
»Was bedeutet das?«
»Das ist ein Reanimationsverzicht. Damit hätte ich die Ärzte angewiesen, keine Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten. Sie hätten Willow dann beim nächsten Mal sterben lassen.« Wieder schaute ich in meinen Schoß. »Ich habe Piper um Rat gebeten.«
»Weil sie Ihre Ärztin war?«
»Nein«, antwortete ich. »Weil sie meine Freundin war.«
Piper
Ich hatte versagt.
Das dachte ich, als ich dich da liegen sah, verbunden und eingegipst und mit einer Drainage unter der fünften linken Rippe. Meine beste Freundin hatte mich gebeten, ihre Schwangerschaft und Entbindung zu betreuen, und das war dabei herausgekommen. Auf die schmerzliche Frage, ob du in diese Welt gehörst oder nicht, schienst du Charlotte deine eigene Antwort zu geben. Ohne ein Wort zu sagen, ging ich zu deiner Mutter, die dich so unentwegt ansah, als bekämst du sofort wieder einen Herzstillstand, sobald sie sich für einen Augenblick von dir abwandte.
Ich hatte dein Krankenblatt gelesen. Die gebrochene Rippe hatte einen schweren Pneumothorax, Organverlagerung und Herzversagen ausgelöst. Die darauffolgenden Maßnahmen hatten neun weitere Frakturen hervorgerufen. Die Drainage diente dazu, die überschüssige Luft aus deinem Brustkorb zu entfernen, damit sich die Lunge wieder ausdehnen konnte. Du hast ausgesehen wie ein Schlachtfeld, als wärst du mit deinem winzigen Körper in einen Krieg geraten.
Ich griff nach Charlottes Hand. »Wie geht es dir damit?«, fragte ich.
»Ich bin nicht diejenige, um die du dir Sorgen machen musst«, erwiderte sie. Ihre Augen waren blutunterlaufen. »Sie haben gefragt, ob wir einen Reanimationsverzicht unterschreiben wollen.«
» Wer hat dich das gefragt?« Ich hatte noch nie etwas so Dummes gehört. Noch nicht einmal im Fall von Terri Schiavo waren die Eltern gedrängt worden, so eine DNR -Anordnung zu unterzeichnen, erst als ein schwerer, irreversibler Hirnschaden festgestellt worden war. Es war für einen Kinderarzt schon schwer genug, bei einem Frühchen die lebenserhaltenden Maßnahmen zu beenden, aber bei einem Neugeborenen, das gerade erst unter großem Aufwand wiederbelebt worden war … Da war eine DNR -Anordnung einfach nur unmöglich!
»Dr. Rhodes …«
»Der Assistenzarzt«, sagte ich, denn das erklärte alles. Rhodes wusste ja kaum, wie man sich die Schuhe zubindet, geschweige denn, wie man mit der traumatisierten Mutter eines Neugeborenen spricht. Rhodes hätte den Reanimationsverzicht Charlotte und Sean gegenüber gar nicht erwähnen dürfen – besonders nicht, da Willow noch nicht darauf getestet worden war, ob mit ihrem Gehirn alles in Ordnung war. Aber wenn er den Test schon anordnete, sollte er am besten gleich einen für sich mitbestellen, fand ich.
»Sie haben sie vor meinen Augen aufgeschnitten. Ich habe die
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