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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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ich hatten beschlossen, dass es besser war, meine Aussage so lange wie möglich geheim zu halten.
    Mein Vater, der bereits ausgesagt hatte, durfte nun in den Zuschauerraum, weshalb ich allein in der Lobby blieb. Perfekt. Zitternd stand ich neben einer Gerichtsdienerin. »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte die Frau.
    Ich nickte. »Bin nur nervös«, sagte ich, und dann hörte ich Guy Bookers Stimme:
    »Die Verteidigung ruft Amelia O’Keefe in den Zeugenstand.«
    Ich wurde hineingeführt, aber da war schon die Hölle losgebrochen. Marin und Guy standen an der Richterbank und stritten miteinander, meine Mutter war in Tränen aufgelöst, und mein Vater reckte den Hals nach mir.
    »Sie können Amelia nicht aufrufen«, argumentierte Marin.
    Booker zuckte mit den Schultern. »Warum nicht? Sie haben sie doch auf die Zeugenliste gesetzt.«
    »Gibt es einen Grund dafür, dass Sie ausgerechnet diese Zeugin aufrufen?«, fragte Richter Gellar. »Abgesehen davon, dass Sie der Gegenpartei unter die Nase reiben wollen, dass Sie das können ?«
    »Ja, Euer Ehren«, antwortete Booker. »Miss O’Keefe verfügt über Informationen, die das Gericht hören sollte.«
    »Also gut«, sagte der Richter. »Bringen Sie sie herein.«
    Als ich nach vorne ging, spürte ich, wie sich alle Blicke auf mich richteten. Ich hatte das Gefühl, sie durchlöcherten mich, und mein Selbstvertrauen versickerte ziemlich schnell. Als ich an meiner Mutter vorbeikam, hörte ich sie zu Marin flüstern: »Sie haben es mir versprochen. Sie haben mir gesagt, das sei nur eine Vorsichtsmaßnahme …«
    »Ich habe nicht gewusst, dass er das tun würde«, flüsterte Marin zurück. »Haben Sie irgendeine Ahnung, was sie sagen wird?«
    Dann stand ich in dem Holzpferch, in dem die Geschworenen mich wie unter dem Mikroskop begutachten konnten. Sie hielten mir eine Bibel hin und ließen mich darauf schwören. Guy Booker lächelte mich an. »Kannst du uns sagen, wer du bist? Nur fürs Protokoll.«
    »Amelia«, antwortete ich und leckte mir über die Lippen; sie waren knochentrocken. »Amelia O’Keefe.«
    »Amelia, wo wohnst du?«
    »Striker Lane 46 in Bankton, New Hampshire.« Konnte er mein Herz schlagen hören? Es hämmerte nämlich wie wild.
    »Wie alt bist du?«
    »Dreizehn.«
    »Und wer sind deine Eltern, Amelia?«
    »Charlotte und Sean O’Keefe«, antwortete ich. »Willow ist meine Schwester.«
    »Amelia, erklär uns bitte in deinen eigenen Worten, worum es bei diesem Prozess geht.«
    Ich konnte meine Mutter nicht anschauen. Ich zog meine Ärmel herunter, denn meine Narben brannten. »Meine Mom glaubt, dass Piper früher von dem Problem mit Willow hätte wissen und es ihr sagen müssen. Denn dann hätte sie Willow abgetrieben.«
    »Und glaubst du, dass deine Mutter die Wahrheit sagt?«
    »Einspruch!« Marin sprang so schnell auf, dass ich zusammenzuckte.
    »Nein, ich lasse die Frage zu«, sagte der Richter. »Amelia, du kannst antworten.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das tut sie nicht.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil«, sagte ich und fasste mich so knapp wie möglich, »ich sie das habe sagen hören.«
    Ich hätte nicht lauschen sollen, aber manchmal ist das die einzige Möglichkeit, die Wahrheit herauszufinden. Und – obwohl ich das nie laut eingestanden hätte – ich hatte irgendwie das Gefühl, dich beschützen zu müssen. Nach dem letzten Bruch und der Operation warst du am Boden zerstört, und als du gesagt hast, Mom will mich loswerden , da ist mir förmlich das Herz zersprungen. Jeder hat dich auf seine Art beschützen wollen. Dad polterte herum und war auf alles wütend, was dir das Leben erschwerte. Mom … nun, sie war offensichtlich dumm genug, alles auf eine Karte zu setzen, um langfristig so viel wie möglich für dich rauszuholen. Und ich … ich habe wohl einfach einen Schutzwall um mich errichtet, sodass ich so tun konnte, als machte es mir nichts aus, wenn du dir mal wieder etwas gebrochen hattest.
    Niemand will dich wegwerfen , hat meine Mutter gesagt, aber du hast schon geweint.
    Es tut mir leid wegen meinem Bein. Ich dachte, wenn ich mir für längere Zeit nichts breche, würdest du mich für ein Kind wie jedes andere halten …
    Unfälle passieren nun einmal, Willow. Niemand macht dir deswegen irgendwelche Vorwürfe.
    Du schon. Du wünschst dir, du hättest mich nie bekommen. Ich habe gehört , wie du das gesagt hast.
    Ich habe den Atem angehalten. Meine Mutter konnte sich ja einreden, was sie wollte, um nachts ruhig schlafen

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