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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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dass Emma ihre Schuhe zuschnürte, während andere Mütter die Haare ihrer Töchter nach hinten banden und Schleifen um Hand- und Fußgelenke knoteten. Sie plapperten über den Weihnachtsbasar des Eislaufvereins und beschwerten sich über ihre Ehemänner, die die Akkus der Videokameras nicht lange genug aufgeladen hatten. Im Gegensatz zu dieser geballten mütterlichen Kompetenz saß Charlotte ein wenig abseits und versuchte mit Engelsgeduld, eine sture Amelia zu bewegen, sich das lange Haar ebenfalls zurückzubinden. »Amelia«, sagte sie, »deine Trainerin wird dich so nicht aufs Eis lassen. Alle müssen gleich aussehen.«
    Charlotte kam mir irgendwie vertraut vor, auch wenn ich mich nicht erinnern konnte, ihr schon mal begegnet zu sein. Ich warf Charlotte ein paar Haarklammern zu und lächelte. »Falls Sie die brauchen«, sagte ich. »Ich habe aber auch Sekundenkleber und Klarlack. Wir sind schon länger hier in diesem Gulag, der sich Eiskunstlaufverein schimpft.«
    Charlotte lachte laut und nahm die Haarklammern dankbar an. »Die Kinder sind doch erst vier Jahre alt!«
    »Na ja, wenn man nicht früh genug anfängt, haben die lieben Kleinen später in der Therapie auch nichts zu erzählen«, scherzte ich. »Ich bin übrigens Piper, stolze und trotzige Eiskunstlauf­mama.«
    Sie streckte die Hand aus. »Charlotte.«
    »Mom«, sagte Emma, »das ist Amelia. Ich habe dir letzte Woche von ihr erzählt. Sie ist gerade erst hierher gezogen.«
    »Die Arbeit hat uns hergeführt«, erklärte Charlotte.
    »Ihre oder die Ihres Mannes?«
    »Ich bin nicht verheiratet«, sagte sie. »Ich bin die neue Konditorin drüben bei Capers.«
    »Ach, daher kenne ich Sie. Ich habe etwas über Sie in einer Zeitschrift gelesen.«
    Charlotte errötete. »Glauben Sie nicht alles, was gedruckt wird …«
    »Sie sollten stolz sein! Was mich betrifft, so kann ich noch nicht mal eine Fertigmischung backen. Aber zum Glück ist das auch nicht Teil meiner Stellenbeschreibung.«
    »Was machen Sie denn?«
    »Ich bin Gynäkologin – Geburtshelferin, um genau zu sein.«
    »Also das schlägt meinen Job definitiv um Längen«, sagte Charlotte. »Wenn ich etwas liefere, legen die Leute an Gewicht zu; bei Ihnen ist das umgekehrt.«
    Emma deutete mit dem Finger auf ein Loch in ihrem Kostüm. »Mein Kostüm fällt auseinander, und das nur, weil du nicht nähen kannst«, warf sie mir vor.
    »Es wird schon nicht auseinanderfallen«, seufzte ich und drehte mich dann wieder zu Charlotte um. »Ich war viel zu beschäftigt, um ein Kostüm zu nähen; also habe ich die Nähte mit einer Heißklebepistole verschweißt.«
    »Das nächste Mal«, sagte Charlotte zu Emma, »nähe ich dir eins mit, wenn ich Amelias mache.«
    Es gefiel mir, dass sie uns bereits als Freundinnen betrachtete. Das Schicksal hatte uns zu Komplizen bestimmt, subversive Eltern, die dem Establishment trotzten. Just in diesem Augenblick steckte die Trainerin den Kopf in die Umkleidekabine. »Amelia? Emma?«, sagte sie barsch. »Wir warten hier draußen auf euch!«
    »Mädchen, ihr habt Eva Braun gehört. Beeilt euch.«
    Emma verzog das Gesicht. »Mommy, sie heißt Miss Helen .«
    Charlotte lachte. »Hals- und Beinbruch«, rief sie, als die Mädchen auf die Eisfläche eilten.
    Ich weiß nicht, ob man in die Vergangenheit zurückschauen und dabei anhand versteckter Zeichen wie auf einer Schatzkarte den Weg finden kann, der zur letztendlichen Bestimmung geführt hat. Jedenfalls habe ich oft an diesen Augenblick zurückgedacht, an Charlottes »Hals- und Beinbruch«. Erinnere ich mich wegen deiner Geburt so genau daran? Oder bist du wegen dieser Erinnerung so geboren worden?
    Rob lag auf mir und bewegte das Bein zwischen meinen, während er mich küsste. »Das geht nicht«, flüsterte ich. »Emma ist noch wach.«
    »Sie wird schon nicht reinkommen …«
    »Das weißt du nicht …«
    Rob vergrub sein Gesicht in meinem Nacken. »Sie weiß, dass wir Sex haben. Wenn nicht, wäre sie ja auch nicht da.«
    »Willst du etwa sehen, wie deine Eltern Sex haben?«
    Rob verzog das Gesicht und rollte sich von mir herunter. »Okay, das macht die Stimmung endgültig kaputt.«
    Ich lachte. »Lass ihr zehn Minuten Zeit, um einzuschlafen, dann werde ich das Feuer schon wieder entfachen.«
    Rob verschränkte die Hände hinter dem Kopf und schaute zur Decke hinauf. »Was glaubst du? Wie oft in der Woche tun es Charlotte und Sean?«
    »Das weiß ich doch nicht!«
    Rob sah mich an. »Sicher weißt du das. Frauen reden über

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