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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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eigentlich gar nicht hättest haben dürfen. Ich beschloss, später mit Amelia zu schimpfen, weil sie dir eins gegeben hatte. Ein Schnitt ging längs durch die Banane.
    Du hast den Deckel des kleinen Notfallnähkästchens aufgemacht, das wir aus dem Hotel in Florida hatten mitgehen lassen, und eine Nadel mit bereits eingefädeltem Faden herausgeholt. Damit hast du dann begonnen, die Wunde in der Bananenschale zu nähen.
    »Willow«, sagte ich, »was machst du da?«
    Du hast zu mir aufgeschaut. »Ich operiere.«
    Ich beobachtete dich ein paar Stiche lang, um mich zu vergewissern, ob du dich mit der Nadel nicht stechen würdest, und zuckte dann mit den Schultern. Wer war ich, dass ich mich der Wissenschaft in den Weg stellen durfte?
    In der Küche hatte Amelia sich mit Textmarkern, Leim und einem großen Blatt Bastelpapier auf dem Tisch ausgebreitet. »Kannst du mir erklären, warum Willow da drüben mit einem Messer sitzt?«, fragte ich.
    »Weil sie mich um eins gebeten hat.«
    »Und wenn sie dich um eine Kettensäge gebeten hätte, hättest du dann eine aus der Garage geholt?«
    »Na ja … Das wäre nicht das Richtige, um eine Banane aufzuschneiden, meinst du nicht?« Amelia schaute auf ihr Projekt und seufzte. »Das ist total doof. Ich muss ein Brettspiel zum Verdauungssystem basteln. Alle werden über mich lachen; schließlich weiß jeder, wo das Verdauungssystem endet .«
    »Komisch, dass ausgerechnet du darüber sprichst, was hinten rauskommt«, bemerkte ich.
    »Du bist e-ke-lig, Dad.«
    Ich kramte zwischen dem Kochgeschirr unter der Theke und holte eine Pfanne heraus. »Was hältst du von Pfannkuchen zum Abendessen?« Nicht dass meine Töchter eine Wahl gehabt hätten. Pfannkuchen waren das Einzige, was ich konnte, abgesehen von Erdnussbuttersandwiches.
    »Mom hat schon zum Frühstück Pfannkuchen gemacht«, beschwerte sich Amelia.
    »Habt ihr gewusst, dass die selbstauflösenden Fäden aus Tierdärmen gemacht werden?«, hast du aus dem Wohnzimmer gerufen.
    »Nein, und auf dieses Wissen hätte ich auch gern verzichtet …«
    Amelia rieb mit dem Klebestift über das Bastelpapier. »Geht es Mom schon besser?«
    »Nein, Schatz.«
    »Aber sie hat mir versprochen, beim Malen der Speiseröhre zu helfen.«
    »Ich kann dir ja helfen«, bot ich an.
    »Du kannst nicht zeichnen, Dad. Wenn wir Pictionary spielen, malst du immer ein Haus, auch wenn es nichts mit der Antwort zu tun hat.«
    »Wie schwer kann eine Speiseröhre schon sein? Es ist doch nur ein Schlauch, oder?« Ich suchte im Schrank nach Fertigteig.
    Nebenan gab es einen dumpfen Schlag. Das Messer war dir unter die Couch gefallen, und ich sah dich auf deinem Platz unbeholfen hin- und herrücken. »Moment, Willow!«, rief ich. »Ich hol’s dir.«
    »Ich brauche es nicht mehr«, hast du gesagt und trotzdem nicht still gesessen.
    Amelia seufzte. »Willow, sei nicht so ein Baby. Gleich machst du dir noch in die Hose.«
    Ich schaute von deiner Schwester zu dir. »Musst du aufs Klo?«
    »Sie macht wieder dieses Gesicht, wie immer, wenn sie einzuhalten versucht und …«
    »Lass das, Amelia!« Ich ging ins Wohnzimmer und hockte mich neben dich. »Liebling, das muss dir nicht peinlich sein.«
    Du hast die Lippen aufeinandergepresst. »Ich möchte, dass Mom mich trägt.«
    »Mom ist aber nicht hier«, schnauzte Amelia.
    Ich hob dich von der Couch, um dich auf die Toilette zu tragen. Gerade als ich dich ungeschickt durch die Tür manövrierte, hast du gesagt: »Du hast die Mülltüten vergessen.«
    Charlotte hatte mir erklärt, wie sie die Mülltüten immer in den Gips stopfte, bevor sie mit dir aufs Klo ging. Seit du den Spreizgips tragen musstest, war ich noch nicht für diese Arbeit verpflichtet worden, zumal du sehr eigen warst, wenn es darum ging, dass ich dir die Hose runterziehen sollte. Ich griff am Türrahmen vorbei zum Trockner, auf dem Charlotte eine Packung Küchenmülltüten abgestellt hatte. »Okay«, sagte ich. »Ich bin Anfänger. Sag mir, was ich tun soll.«
    »Und du schwörst, nicht zu gucken?«, hast du gefragt.
    »Ich schwöre.«
    Du hast den Knoten deiner riesigen Boxershorts aufgemacht, und ich habe dich hochgehoben, damit sie bis zur Hüfte herabrutschen konnten. Als ich die Shorts über den Gips herunterziehen wollte, hast du gekreischt: »Schau hier oben hin!«
    »Ja, klar.« Entschlossen schaute ich dir in die Augen und erledigte meine Aufgabe blind. Dann hielt ich eine Mülltüte in die Höhe, die am Schritt in den Gips gestopft werden

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