Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
leuchten, das wild und zerzaust von ihrem Kopf abstand.
Molly stieg ab und begrüßte alle mit einem Lächeln: „Wollen wir los? Wir sollten so viele Kilometer wie möglich zwischen uns und die Stadt bringen.“ Serena schaute sie an und fragte: „Du kommst mit?“
„Ja, das hatten wir mit Mi khael so vereinbart“, sagte sie. Molly blinzelte etwas nervös in Serenas Richtung. Dann ging sie zu Mikhael, legte einen Arm auf seine Schulter und flüsterte ihm ins Ohr: „Falls du darüber nachgedacht haben solltest, die Pferde zu nehmen und dich aus dem Staub zu machen, hier eine kleine Warnung: Ich habe Phantomzeichnungen von euch anfertigen lassen, die ich in der ganzen Stadt mit dem Titel ‚ Pferdediebe ‘ aufhängen werde, sollte etwas in diese Richtung passieren.“
Mikhael fluchte innerlich, er wusste, dass es für Pferdediebe nur eine Strafe gab: aufknüpfen. Er umfasste ihre Schulter kräftig, lockerte den Griff jedoch, als er merkte wie Molly vor Schmerz zusammenzuckte. Sie hatte Glück , an ihn geraten zu sein. Eine Option hatte sie nämlich nicht bedacht. Wenn nur noch Stücke von ihr im Wald lagen, zur Unkenntlichkeit von wilden Tieren zerrissen, wäre keiner da, der die Zettel aufhängen konnte.
Mikhael unterdrückte die Wut über ihre Dummheit und erwiderte mit einem etwas angespannt Lächeln: „Das würde ich doch nie machen! Auf Leute, wir haben heute schon genug Zeit verloren!“
Mist, er hatte sie unterschätzt und sie hatte Glück, dass er sich nicht gerne die Hände schmutzig machte. Da das letzte was er jetzt gebrauchen konnte, sein Gesicht auf den Masten in jeder Stadt im Umkreis von zehn Kilometern war, würde er sie etwas länger mitnehmen müssen. Und es war ja nicht so, als wäre sie eine unangenehme Gesellschaft. Bevor er noch genauer darüber nachdenken konnte, waren die Worte auch schon seinem Mund entfleucht: „Hast du deine Kellerinnenkleidung dabei?“
Molly schaute ihn eindringlich an, legte den Kopf dann etwas schief und antwortete keck: „Ich hätte nicht gedacht, dass du zu den verweichlichten Möchtegern-Abenteurern zählst, die bei einem Blick einer Kellnerin an heißes Essen und ein warmes Bett bei Mami denken müssen.“
Mit einem schiefen Grinsen beobachtet Mikhael Molly, als sie sich umdrehte und ihren Schimmel bestieg. Eine dumme Frage, eine dumme Antwort. Hatte er wirklich begonnen sich so sehr nach einer guten Mahlzeit und einem warmen Bett zu sehnen, dass er jede Frau, die ihn an eben diese erinnerte, anziehend fand? Er versuchte sich Serena in Mollys Arbeitskleidung vorzustellen und musste zugeben, dass er von dem Bild sehr angetan war. Etwas besser gelaunt, schob Mikhael die Wehmut über die Dienstkleidung beiseite und bestieg den Rappen. Serena und Aira saßen bereits auf dem Fuchs.
Mit Zuwachs in ihrer kleinen Gruppe machten sie sich auf in den Nordwesten, Richtung Grenze. Sie ritten die ganze Nacht durch, vorbei an den Ackern und vielen Dörfern, als wäre jemand hinter ihnen her.
Molly bestimmte das Tempo und ließ sie nur zum Essen rasten. Keiner beklagte sich. Alle wollten so schnell wie möglich so viele Kilometer wie möglich hinter sich bringen. Jeder auf der Flucht vor seinen eigenen Geistern.
Mikhael floh vor Armirus und dem schmerzvollen Tod, der ihn erwartete, sollte dieser ihn je zwischen die Finger bekommen. Er ritt zum Ersten mal in seinem Leben Richtung Freiheit.
Molly wollte weit weg von Klarus und einer einengenden, langweiligen Zukunft an seiner Seite als Frau. Die Hufe ihres Pferdes trugen sie zu ihrem ersten Abenteuer und in ein neues aufregendes Leben.
Serena musste weit weg von Krem und den Konsequenzen ihrer Tat. Doch ihren Träumen konnte sie nicht entfliehen. Was in ihrem Unterbewusstsein bereits brodelte, würde bald an die Oberfläche brechen. Sie hatte einen Menschen getötet und sie würde den Preis dafür zahlen müssen.
Aira klammerte sich an Serena fest und den Traum von einem Platz, an den sie gehörte.
Erst als die Sonne untergegangen war, schlugen sie etwas von der Straße entfernt ihr Lager auf, erlösten die müden Tiere von ihren Satteln und ließen sie grasen. Sie waren eine Nacht und einen Tag durchgeritten, die Tiere und Reiter gleichermaßen erschöpft.
Je größer der Abstand zwischen den Vieren und Morl wurde, desto angenehmer wurde Molly Begleitung. Am Anfang nervös und gereizt, kam bald ihre natürliche Fröhlichkeit und Ungezwungenheit wieder durch. Sie war eine wahrhafte Bereicherung für die Gruppe.
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